Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kaktus zum Valentinstag

Kaktus zum Valentinstag

Titel: Kaktus zum Valentinstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Schmidt
Vom Netzwerk:
in mir die Lebensfreude. Und es verstärkt meine Sehnsucht nach einer Partnerin.

Erste Beziehungspraxis
    Derjenige, über den ich seinerzeit mein Zimmer in Gettorf vermittelt bekam, ist Mitglied einer Kieler Studentenverbindung. Als er von mir erfährt, dass ich ebenfalls einer Verbindung angehöre, lädt er mich zum Ball anlässlich des Stiftungsfestes seiner Verbindung ein. Dort lerne ich Cordula kennen, mit der ich mich auch nach dem Fest immer mal wieder treffe.
    Ganz vorsichtig tasten wir uns von Treffen zu Treffen mehr an den anderen heran. So lernen wir uns immer besser kennen und beginnen uns zu mögen. Jedenfalls hat es den Anschein, denn ich darf ausprobieren, wie es ist, sie zu umarmen und zu berühren. Und sie darf mich auch berühren.
    Gelegentlich tauschen wir sogar schon Küsse aus, obwohl mir das überhaupt nicht gefällt. Denn nach meinem Kennenlernplan, den ich mir mittlerweile aufgestellt habe, ist das Küssen noch nicht dran. Mindestens neun Monate müssen eigentlich vergehen, bevor ich sagen kann, ob ich sie wirklich lieben kann oder nicht.
    Aber sie will es schneller. Frauen scheinen das so zu wollen. Das bestätigen diverse Filme im Fernsehen. Also bin ich bereit, mich darauf einzulassen. Aber es sind irgendwie noch keine echten Liebesküsse. Wir tanzen auch miteinander, wir fahren Fahrrad, machen Ausflüge, besuchen Flohmärkte und auf ihre Initiative hin Kulturveranstaltungen.
    Ich bin froh, dass wir so viel gemeinsam unternehmen können, eine solche Zweisamkeit habe ich vorher noch nie erlebt. Das bringt uns immer näher zusammen. Natürlich stelle ich Cordula meiner Vermieterin vor. Nachdem sie gegangen ist, bekomme ich am Abend ein seltsames, ermahnendes Feedback: »Herr Schmidt, diese Dame ist für Sie viel zu unterkühlt. Sie haben zwar Schwierigkeiten, Gefühle zu zeigen und zu erkennen, aber Sie sind innerlich warm, sehr warm. Und Sie brauchen eine Frau, die innen auch warm ist, so wie Sie. Diese Dame, Herr Schmidt, diese Dame ist viel zu kalt für Sie.«
    Ich kann mit diesen Worten wenig anfangen. Menschen haben immer eine Temperatur von ungefähr 37 Grad. Haben sie eine höhere oder niedrigere Temperatur, dann sind sie krank. Aber ich spüre auch, dass Cordula nicht so ist wie ich. Und dann sind da ja noch die Punkte meiner Checkliste, die sie nicht wirklich erfüllt: Sie kann nicht solange tanzen wie ich, nicht so lange Fahrrad fahren wie ich und geht andauernd in ein Fitness-Studio.
    Immer wieder hat Cordula keine Zeit für gemeinsame Unternehmungen. Das finde ich sehr bedauerlich. Wer keine Zeit hat, für den ist etwas anderes wichtiger. Und das ist ohne Wertung. Für mich heißt das, dass ich in dieser Zeit nicht so wichtig in ihrem Leben bin wie ihre Gesundheit! Das ist grundsätzlich okay, denn auch für mich ist die Gesundheit das Wichtigste, aber warum muss man sich Gesundheit in Fitness-Studios abholen?
    Solche Fitness-Center sind für mich wie Folterkammern, vor allem diese Krafträume darin. Warum mühen sich Menschen in geschlossenen Räumen ab, wenn sie doch draußen so schön Ausdauersport in Form von Fahrrad fahren machen könnten? Dafür hat Cordula dann keine Zeit mehr oder ist schon bald komplett erschöpft. Schade.
    Wenn ich joggen wollen würde, würde ich draußen Strecke machen, die Natur dabei erleben, Eindrücke aufsaugen, frische Luft einatmen, aber doch nicht auf der Stelle laufen, während die Gummistraße unter mir durchzieht. Wie frustrierend, man läuft, macht und tut und kommt dennoch nicht vom Fleck!
    Ich weiß nicht, ob ich Cordula wirklich liebe oder nicht. Ich weiß nur eines, ich will eine Frau haben, mit der ich ewig zusammen sein kann. Ich zweifle immer mehr, ob Cordula diese Frau ist.
    Den Sommerurlaub verbringen wir ohnehin getrennt. Sie fährt mit einer Reisegruppe quer durch die USA. Diese Tour hatte sie schon gebucht, bevor wir uns kennen gelernt haben. Und ich bin mit dem Forschungsschiff »Meteor« zwischen Teneriffa und Gran Canaria unterwegs mit abschließender Überfahrt nach Hamburg.
    Bei herrlichstem Sommerwetter passieren wir nach vielen tausend Seemeilen die deutsche Nordseeküste. Fremdartig wie eine Fata Morgana sehen die Inseln und die fern hinter dem Horizont liegenden Häfen aus. Gewaltige Luftspiegelungen lassen die ententeichartig glatte Oberfläche des Wassers mit dem Himmel bizarr verschwimmen. Wie ein surrealistisches Gemälde. Welch verkehrte Welt, durch Mauern aus Luft verzerrt.
    Schiffe, die scheinbar kieloben fahren,

Weitere Kostenlose Bücher