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Kaleidoscope: Kriminalroman (German Edition)

Kaleidoscope: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Kaleidoscope: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darryl Wimberley
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recht erleichtert, denn er rechnete sich aus, dass das Fahrtziel irgendwo in den Clifton Heights sein müsste.
    Hätte er mit jemandem darum gewettet, dann hätte er zum ersten Mal seit einer Woche gewonnen. Sie fuhren eine sanfte Anhöhe hinauf, vorbei an von Ahornbäumen beschatteten Villen. Den Fluss hatten sie weit hinter sich gelassen. Wenn Jack sich umdrehte, konnte er ganz weit im Osten über dem Ohio River gerade noch Mount Adams ausmachen. Sie fuhren weiter bergauf, einesorgenfreie Millionärsmeile entlang. Viele Jahre zuvor hatten Leute mit Geld hier gebaut, um Hitze und Fieber zu entkommen. Ein paar fantastische Hütten hatten die sich hier hingestellt. Zwei- und dreigeschossige Paläste auf eingezäunten, gepflegten Grundstücken mit Schatten spendenden Ahornbäumen und Ulmen. Lange Auffahrten hinter Toren. Jack hätte darauf wetten können, dass hinter einem dieser Tore, in einer dieser Villen Fist Carltons Boss saß.
    Es hieß, Oliver Bladehorn hätte in Chicago Whiskey geschmuggelt und Pferdchen laufen gehabt, bevor er sich in Cincinnatiniederließ. Jack hatte auch einige Zeit in Chicago verbracht. Der Aufenthalt hatte ihm zwar keine finanziellen Vorteile gebracht, aber er hatte einiges an Weisheit dazugewonnen. Er hatte auf jeden Fall gelernt, dass es viel einfacher war, beim Kartenspiel reihenweise Paddys, Spaghettifresser, Krauts und Nigger übers Ohr zu hauen als nur einen einzigen Gangster. Jack hatte mit keinem einzigen Whiskey-Schieber mehr gezockt, seit er aus Chicago geflohen war. Und er war sich ziemlich sicher, dass er auch auf seinen wildesten Sauftouren nie mit Oliver Bladehorn gespielt hatte.
    Jack brachte genug Selbstvertrauen auf, um mit seiner handschuhlosen Hand über das glatte Mahagoni-Armaturenbrett des Duesenberg zu streichen.
    »Ist das ein Radio ? Am Armaturenbrett ?«
    »Verdammter Hinterwäldler«, knurrte Fist.
    »Wir könnten uns das Spiel anhören? Hier im Auto?«
    »Glaube ich kaum.
    »Jetzt sei doch nicht so, Fist!«
    »Mach Bladehorn bloß nicht sauer, sonst breche ich dir beide Beine!«
    Jack fühlte, wie sich der Knoten in seiner Magengrube, der sich schon teilweise gelöst hatte, wieder zusammenzog.
    Oliver Bladehorns Villa erhob sich glattflächig und modern über ältere Anwesen und Baustile. Am schmiedeeisernen Tor in Formeines Adlerflügels – vielleicht auch eines Geierflügels – stand ein Wachmann. Der Duesenberg fuhr durch das Tor, vom Wachposten mit einem kaum wahrnehmbaren Nicken begrüßt, und glitt über die Privatauffahrt zu einem dreigeschossigen Bau im Art-déco-Stil, der gerade der letzte Schrei war. Das Haus sah aus wie aus einer Form gegossen. Strahlend weiß. Jack war sich nicht sicher, ob es sich bei der Fassade um Beton oder bloß um einen Kalkanstrich handelte. Jede Menge Glas. Keine scharfen Kanten, jedenfalls nicht außen. Der Bau schien bei Weitem nicht so massiv wie andere mit Zinnen bewehrte Häuser, die er kannte, aber möglicherweise entstand dieser Eindruck nur durch die Bauweise.
    Der Wagen rumpelte an einer Schar Frauen vorbei, vielleicht vierzig oder mehr, in gerade geschnittenen Kleidchen und flachen Schuhen, die auf dem weitläufigen Rasen Tee tranken. Geschniegelt und gestriegelt. Sie schienen sich vom Krocketspiel auszuruhen. Schläger und bunt gestreifte Bälle lagen herum.
    »Was ist das denn? Dein Boss ist wohl so eine Art Freidenker. Oder hat der’s einfach mit den Weibern?«
    »Du wirst schon sehen, womit der’s hat«, sagte Fist und lächelte doch tatsächlich.
    Sie hielten nicht vor dem Haus. Fist steuerte den Wagen hinter Bladehorns moderne Residenz und parkte am Eingang zu einem riesigen Gewächshaus.
    »Geh nur vor!«
    Fist wies mit seinem Hut auf eine Tür mit einem dichten Fliegengitter.
    »Er wartet.«
    Jack betrat das Treibhaus, dicht gefolgt von Fist Carlton. Die morgendliche Schwüle draußen war nichts verglichen mit dem Innern des Gewächshauses. Auf Tischen und in Torfgemisch wucherte, blühte und samte eine überraschende Vielfalt ihm gänzlich unbekannter Pflanzen; und an jeder Ranke, jedem Zweig, jederBlüte hingen Girlanden aus leuchtend bunten Flügeln. Tausende und Abertausende Wesen saßen sanft-rhythmisch mit den Flügeln schlagend auf exotischen Orchideen oder flatterten auf feuchten Luftströmen umher und ihre Farben hoben sich grell vom transparenten Hintergrund des Glashauses ab.
    »Schmetterlinge, Mr. Romaine.«
    Oliver Bladehorn trug ein Monokel und über seinen Nadelstreifenhosen eine Schürze.

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