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Kalendarium des Todes - Mord am Hellweg VI

Kalendarium des Todes - Mord am Hellweg VI

Titel: Kalendarium des Todes - Mord am Hellweg VI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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(dass er schon zwei Mal in ihrem DVD-Regal stand, spielte in diesem Moment eine untergeordnete Rolle), nicht nur, dass er ihn sich dann auch noch gemeinsam mit ihr ansah, nein: Er war auch noch gerührt!
    Innerlich hatte sie ihm bereits verziehen, dass er das DVD-Geschenk mit einer Schachtel Merci komplettiert hatte, diesem Geschenk-GAU, diesem in Schokolade gegossenen Ausdruck an Ideenlosigkeit.
    Valentina hasste Merci . Aber sie liebte Liebesfilme.
    Vorsichtig äugte sie nach rechts.
    Ihr Lächeln gefror.
    Sven war neben ihr auf der Couch zusammengesunken, sein Kopf hing schief auf der Lehne. Ein Speichelfaden rann aus seinem rechten Mundwinkel, und die Geräusche, die Valentina eben noch als Ausdruck seiner tief empfundenen Rührung gedeutet hatte, waren nichts anderes als – irgendetwas zwischen Sabbern und Schnarchen.
    Angeekelt wandte Valentina sich ab und starrte aus dem Fenster. Doch auch der Blick auf den großartig angestrahlten Turm der evangelischen Stadtkirche von Unna konnte ihre Laune nicht verbessern. Ihr wurde klar: Aus der Hochzeit, auf die sie sich gedanklich vorbereitete, seit Sven ihr vor zwei Monaten bei Kerzenschein im Restaurant Flammes einen Heiratsantrag ins Ohr geflüstert hatte, übrigens nach einer Kinomatinee mit dem Streifen Vier Hochzeiten und ein Todesfall im Filmcenter – aus dieser Hochzeit würde nichts werden.
    Mittwoch, 14. Februar 2007
    Sie saßen im Morgentor und hatten gerade den Nachtisch verspeist – eine Trilogie von irgendwas: drei winzige Töpfchen: Crème brulée, Walnusseis und eine Mousse von … von was noch mal? Ananas?
    Dieser Schuft, dachte Valentina zärtlich, als sie ihren Blick durch die urige Gaststube in dem alten Fachwerkhaus schweifen ließ. Da tut er die ganze Zeit so, als sei der romantische Restaurantbesuch sein einziges Geschenk an diesem Tag. Und dann schiebt er auf einmal dieses Päckchen über den Tisch. Papier mit Rosenaufdruck, ein Schleifchen … oh, sie könnte ihn knuddeln!
    Was da wohl drin war? Es fühlte sich irgendwie weich an. Ihr Herz klopfte, als sie vorsichtig das Geschenkband abstreifte und ein kleines längliches Päckchen herauszog.
    Das war ja …
    Lange starrte sie das Geschenk an und erwachte erst aus ihrer Trance, als sie Ulfs Stimme hörte: »Du hast keine im Auto. Hab ich dir schon oft gesagt. Man muss aber eine haben.«
    Sie starrte immer noch auf sein Geschenk. Eine Erste-Hilfe-Tasche.
    »Man muss eine im Auto haben!«, wiederholte Ulf. »Sie lassen einen sogar durch den TÜV fallen, wenn man keine hat!«
    Sie starrte auf die knallrote, pralle Tasche.
    »Freust du dich denn gar nicht?«, fragte Ulf, der plötzlich aussah wie ein Seehundbaby. Kurz bevor es vom Holzknüppel getroffen wird.
    Für den Bruchteil einer Sekunde spürte Valentina fast so etwas wie Mitleid.
    Donnerstag, 14. Februar 2008
    Dieter saß am Frühstückstisch, mampfte geräuschvoll sein Müsli und las gleichzeitig die Westfälische Rundschau . »Hohoho«, rief er fröhlich, ohne aufzuschauen. »Jetzt wird es gefährlich in Unna! Wir haben einen Serienkiller.«
    »Wieso?« Valentina starrte gedankenverloren auf das Notting-Hill – Plakat an der Küchentür.
    »Mordserie am Hellweg – drei tote Männer. Polizei hat keine Spur vom Täter.«
    »Aha«, murmelte Valentina, aber sie war mit ihren Gedanken woanders. Ich bin jetzt achtunddreißig Jahre alt, dachte sie. Langsam wurde es Zeit, wenn sie noch Kinder haben wollte. Und sie wollte Kinder haben. Aber wollte sie sie mit Dieter? Sie starrte auf Hugh Grant. Ja, der würde ihr gefallen. Von den Augen her. Dazu ihr Kinn und Dieters dichter blonder Haarschopf …
    »Hör mal«, sagte Dieter und begann mit Dramatik in der Stimme, aus der Zeitung zu zitieren. »Muss man also damit rechnen, dass in den kommenden Tagen erneut eine Leiche gefunden wird? Der Polizeisprecher verbannt das ins Reich der Spekulation. Dass die drei Opfer jeweils um den Valentinstag herum getötet wurden, sei wohl eher zufällig. Die Opfer hätten sich nicht gekannt und die einzige, wenngleich rätselhafte Gemeinsamkeit sei, dass man bei allen ein Schokoladenpapier der Sorte Merci gefunden habe. Aber auch das …«
    Nee, dachte Valentina, wieso sollten sich Rüdiger, Sven und Ulf auch gekannt haben?
    Dieter sah von seiner Lektüre auf und grinste Valentina breit an. »Wo wohl das nächste Opfer abgelegt wird?«
    Ach, Rüdiger, dachte Valentina mit einem Anflug von Zärtlichkeit. Er war ihr Erster gewesen … Allgemeinarzt, groß und

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