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Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Titel: Kali Darad - Königin der Arena (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Martin
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musste, dass alles, was man über ihn zu wissen glaubte, nur ein Trugbild war. »Mein wahrer Name ist Emrar Damont. Ich habe ihn das erste Mal hoch droben im Norden verwendet und seither mindestens vier Mal geändert. Erst vor vielleicht sechs Monden habe ich wieder – wie soll ich sagen – von vorne begonnen. Und nach dem folgenschweren Abenteuer mit Yorald Maurrs Töchtern sah ich mich gezwungen, ihn wieder zu wechseln. Und seither nenne ich mich Taros Goll. Ich...« er sah sie schuldbewusst an und zum ersten Mal kamen ihm diese großen runden Augen nicht befremdlich und unheimlich vor. »Es tut mir leid, dass ich dich anlügen musste, aber es erschien mir sicherer, die Maskerade aufrecht zu erhalten, um...«
    »Emrar Damont«, sagte sie und starrte unschlüssig vor sich hin. Immer wieder sagte sie den Namen, als würde sie seinen Klang prüfen. Schließlich schüttelte sie den Kopf. »Nicht schön. Kein schöner Name. Taros Goll ist besser. Ich nenne dich weiter Taros Goll.« Sie warf ihm einen Seitenblick zu und lächelte dabei. »Oder Schwätzer, wenn du wieder zu viel redest.«
    Da musste der Mann lachen und ließ dabei die Zügel schnalzen.
    Es dauerte eine Weile, bis er sich wieder beruhigt hatte und sie lächelnd ansah: »Nicht böse?«
    Sie schüttelte den immer noch mit getrocknetem Blut verschmierten Kopf. »Nein. Verständnis. Ich verstehe, warum. Doch ein neuer Name nutzt nichts, wenn das Gesicht gleich bleibt. Auf dem Bild. Du siehst aus wie auf dem Bild. Du musst dir den Bart abschneiden. Oder die Haare. Oder beides.«
    »Aber bisher fanden die Frauen meinen Bart sehr anziehend«, klagte er und strich sich bei der Vorstellung, sich von seiner geliebten Gesichtsbehaarung trennen zu müssen, beschützend über die behaarten Wangen.
    »Hässlich. Haarig. Ekel. Abscheu«, zeterte Kali Darad kopfschüttelnd. »Alle Männer haben Bärte. Widerliches Gestrüpp unter gierigen geilen Augen. Groll. Zorn. Hass! Ich hasse sie!«
    Ein dumpfer Schlag ließ ihn zusammenzucken. Er musste gar nicht erst nachsehen, um zu wissen, dass sie gerade ihre Klingen ins Holz des Wagens gestoßen hatte. Ihr schrecklicher Hass auf Männer schien sich wohl vor allem auf Männer mit Bart zu beziehen. Ein Umstand, der ihn mit einem gewissen Unbehagen erfüllte.
    Doch ungeachtet dessen, hatte die Harpyie recht: Was brachte ihm ein neuer Name, wenn sich sein Aussehen nicht veränderte? Vor allem jetzt, wo überall Steckbriefe mit seinem Konterfei darauf aushingen?
    Als er sie wieder ansah bemerkte er, dass sie ihn schon längere Zeit angeschaut haben musste.
    Er räusperte sich. »Tja, dann muss ich aber erst einmal einen Barbier finden«, meinte er und strich erneut beruhigend über seinen Bart.
    »Soll ich?«, fragte sie, demonstrierte ihre rechte Hand und ließ kurz die Klingen tanzen.
    Er sah sie einen Moment lang etwas entgeistert an, bis sich ihr ausdrucksloses Gesicht zu einem gefährlichen Grinsen verzog.
    Mit einem spöttischen Lächeln winkte er ab. »Nein, nein. Das lassen wir lieber sein, Verehrteste. Ich würde die Rasur nämlich gerne überleben, verstehst du?« Er warf einen Blick an ihr vorbei in das Innere des Wagens. »Was haben wir da eigentlich alles hinten drin? Ich meine, außer Kleidern.«
    Sie folgte seinem Blick in das diffuse Innere des Planwagens. Mit einem langgezogenen »Hmm« verschwand ihr Kopf wieder hinter der Plane und kurz darauf drangen die Geräusche emsigen Suchens zu Taros Goll auf den Kutschbock hinaus. Dabei förderte die Harpyie Seile, Fässchen mit Lampenöl, den Bogen seines ehemaligen Besitzers, Rollen mit Garn, Wollknäuele, Bindfaden und allerlei Handwerkszeug wie Hämmer, Schiffchen und Ahlen für Webrahmen, Stricknadeln und Nägel zutage.
    »Ist vielleicht auch ein Rasiermesser dabei?«, fragte Taros Goll teils hoffnungsvoll, teils nervös über seine Schulter, doch sie musste ihn enttäuschen. »Natürlich nicht«, seufzte er wehleidig. »Wäre auch zu schön gewesen. Bleibt also nur zu hoffen, dass wir irgendwann auf ein Dorf oder einen anderen fahrenden Händler treffen und dieser dann...«
    Er zog scharf die Luft ein, als er plötzlich eine scharfe Klinge an seinem Hals spürte.
    »Halt still, Schwätzer«, zischte die Harpyie ganz dicht an seinem Ohr; ihr heißer Atem strich sengend darüber.
    »Aber...«
    »Entweder du, oder der Bart, Schwätzer.«
    Er nickte zögerlich und schluckte trocken, als die eiskalte Klinge kratzend seinen Hals hinauf wanderte. Dann, völlig

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