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Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Titel: Kali Darad - Königin der Arena (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Martin
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unvermittelt, verschwand sie wieder und ein kleines Büschel Haare fiel in seinen Schoß.
    Erst jetzt wagte er wieder zu atmen. Er nahm das kleine Haarbüschel auf und betrachtete es mit weit aufgerissenen Augen, bevor er sich langsam zu ihr umdrehte - Und mitten in ihr böses Grinsen blickte. Ihre Klingen sangen wieder ihr grässliches Lied und bescherten ihm eine Gänsehaut.
    »Gut?«, gurrte sie und legte den Kopf schief.
    »Schockierend trifft es wohl eher«, meinte er und betastete behutsam die nur noch leicht stoppelige Stelle an seinem Hals.
    »Weiter?«
    Er zögerte. Auf der einen Seite war das Resultat wirklich überraschend gründlich. Auf der anderen Seite hatte ihn der Weg dorthin gleich mehrere Sonnen seines Lebens gekostet. Und was, wenn sie wieder einen ihrer Anfälle bekommen würde? »Können wir das vielleicht auf später verschieben? Vielleicht auf nach dem Abendessen?«
    Kali Darad schmunzelte wölfisch, als sie langsam zustimmend nickte. Sie konnte wieder seine Angst riechen und das flattern in seinem Atem hören. Doch irgendwie bereitete ihr das nicht mehr dieselbe Befriedigung wie früher. Es war zwar amüsant, doch nicht mehr befriedigend.
    Taros Goll wandte den Blick von ihren unangenehm wissend funkelnden Augen ab und wechselte das Thema. »Und wenn wir dann schon dabei sind uns herauszuputzen, können wir dich auch gleich abwaschen. Du hast immer noch das ganze Blut von dem Kutscher an dir.«
     
     
    Die Glockenschläge vergingen. Hin und wieder begegnete ihnen ein Reisender, dem Taros Goll freundlich zuwinkte und sogar hin und wieder eine höfliche Erwiderung erhielt, doch alles in allem verging dieser Teil der Reise recht ereignislos. Kali Darad hatte sich inzwischen auf der Ladefläche gemütlich eingenistet und war froh darüber, dass die Plane des Wagens das Dröhnen des Flusses zumindest soweit dämpfte, dass sie nicht die ganze Zeit über Schmerzen erdulden musste. Die meiste Zeit verbrachte sie damit, nach hinten aus dem Wagen zu schauen, wie die Landschaft hinter ihnen schrumpfte, neue Eindrücke wie Reiter, oder andere Wagen hinzukamen, nur um ebenfalls immer kleiner zu werden, bis sie schließlich auf Nimmerwiedersehen verschwanden.
    Doch ab und zu sah sie auch mal nach vorne. Jedoch nicht, um zu sehen wo es hinging, sondern um den Barden zu beobachten. Dabei musste sie immer wieder gegen die Gefühle ankämpfen, welche jedes Mal in ihr hochkochten, wenn die Dämonen ihrer Vergangenheit sie einholten. Erinnerungen an genau die gleiche Situation, in der sie hinten auf einem Wagen gestanden hatte, während vorne auf dem Kutschbock ein Mann gesessen und nach einem unbeobachteten Plätzchen für die Nacht Ausschau gehalten hatte. Doch jetzt war sie frei. Frei und bewaffnet. Jetzt konnte sie ihm zuvorkommen. Verhindern, dass er seinen grausamen schwarzen Knochen nahm und sie unterwarf, sie berührte, sie vergewaltigte...
    Nein. Dieser Mann ist anders. Hat keinen Knochen.
    Aber er ist ein Mann.
    Der meine Wunden versorgt hat.
    Der mich anstarrt, wenn ich nicht hinsehe.
    Der sich wegen mir nicht mit dieser Frau gepaart hat.
    Der sich lieber mit mir paaren will.
    Der mich zum Lachen bringt.
    Der mich anfassen und ablecken will.
    Der sich verändert hat.
    Um sein wahres Ich zu verstecken.
    Der mich verändert hat...
    Ihr Mund war nicht mehr als eine feine graue Linie, als sie den Blick wieder von Taros Golls Rücken abwandte. Dieser Mann war nicht El Kadir. Dieser Mann hatte es nicht verdient, von ihr getötet zu werden. Zu viel hatten sie mittlerweile miteinander erlebt, zu viel hatten sie voneinander erfahren. Und zu oft hatten sie sich gegenseitig das Leben gerettet, als dass sie jetzt zu seinem Mörder werden könnte.
    Doch dachte – fühlte – er genauso wie sie? Fühlte er auch dieses unsichtbare, so überraschend feste Band zwischen ihnen? Oder war sie für ihn immer noch nur ein Monster, das ihn vor seinen Verfolgern beschützen sollte? Und warum machte ihr der Gedanke daran, dass es so sein könnte, so viel aus?
    Als sie gedankenverloren und mit gesenktem Haupt an sich herabsah, blieb ihr Blick an Taros Golls Brustverband hängen, der nur noch locker an ihr hing. Ihre Brust war bereits wieder vollständig abgeschwollen. Sie hatte zwar noch blaue Flecken doch auch diese verblassten allmählich. Eigentlich hätte sie den Verband schon längst ausziehen können, doch irgendwie hing sie an dem improvisierten Kleidungsstück und mochte es nicht mehr missen. Sie erinnerte sich noch

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