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Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Titel: Kali Darad - Königin der Arena (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Martin
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Blicke getroffen hatten und sich nicht mehr lösen wollten, gingen ihr nicht mehr aus dem Kopf. Immer wieder versuchte sie sich mit anderen Gedanken abzulenken, doch stellte sich jedes Mal aufs Neue die Frage, mit welchen Gedanken sie sich denn ablenken wollte. Mit Erinnerungen an ihre Zeit in der Arena von Ballamar wollte sie sich nicht mehr befassen, als unbedingt notwendig. Außerdem waren diese aufdringlichen Bilder und Gedanken zu witzig – und im Grunde auch zu angenehm – als dass sie sie mit Blut fortwischen wollte. Und der Ausblick aus dem Wagen war auch keine große Hilfe, denn sie verband das Grün der Bäume und des Grases automatisch mit Taros Golls Umhang, und somit auch mit ihm, wie er sie verlegen angelächelt hatte, als er sich im Wagen an ihr vorbei geschoben hatte. Oder als sich ihre Hände zufällig berührt hatten, als sie beide am abendlichen Lagerfeuer gleichzeitig einen Holzscheit hatten nachlegen wollen. Ohne Furcht, ohne böse Absicht. Einfach nur... Und da war nun wieder einer dieser garstigen Erinnerungen, die sich renitent mit Samtpfoten an ihrem Hirn festklammerten!
    Auf angenehme Weise genervt und über ihre eigene Torheit den Kopf schüttelnd, wandte sie sich von der Welt hinter ihnen ab und schaute nach vorne zu ihm. Er hatte sich gerade bewegt und war nun wieder in seine Haltung des pflichtbewussten Wagenlenkers verfallen – wie jedes Mal, wenn er sie verstohlen angesehen hatte. Sie schmunzelte, während sie seinen Rücken betrachtete, viel zu steif und durchgedrückt für jemanden, der die ganze Zeit schon die Zügel in der Hand hielt und nichts anderes als die Straße im Auge hatte. Süß. Nett. Netter Mann. Kein derbes Schwein, wie all die anderen. Unrecht. Bedauern. Hätte ihn fast getötet. Ein leicht sadistisches Schmunzeln huschte über ihre Lippen. Mehrere Male. Und jetzt? Mögen. Zuneigung. Ich mag ihn, diesen lieben, tollpatschigen Menschenmann. Sehr sogar. Doch was denkt er? Was fühlt er? Das gleiche? Für mich? Sie schüttelte den Kopf. Am liebsten wäre sie aufgestanden, zu ihm gegangen und hätte ihn geradeheraus gefragt. Jetzt. Sofort. In diesem Augenblick. Doch sie traute sich nicht. Zu groß war die Angst, ihn zu verschrecken, seine Freundlichkeit, seine Liebenswürdigkeit mit zu offenen Worten über das Undenkbare, das Ungeheuerliche, das da in ihrer Brust brodelte, zu ersticken.
    Und so blickte Kali Darad wieder nach hinten aus dem Wagen und betrachtete die bedeutungslose Welt mit ihren grünen Bäumen und dem grünen Gras, während der Planwagen in pflichtbewusster Ergebenheit weiter der Straße folgte.
    Verrückt , dachten sie beide. Das ist alles so verrückt.
     
     
    Irgendwann, es musste etwa zwei Glockenschläge nach Sonnenzenit sein, ging ein fürchterlicher Ruck durch den Planwagen und warf den Wanderlieder trällernden Barden beinahe vom Kutschbock. Das Pferd wieherte protestierend und die Harpyie hinten im Wagen stieß einen wüsten Fluch aus, den sie irgendwann von ihrem singenden Kutscher aufgeschnappt hatte. Kurz darauf erschien ihr herzförmiges Gesicht neben dem ärgerlich vor sich hin brodelnden Mann.
    »Was ist passiert?«, fragte sie und musterte zunächst ihn, bevor sie die Umgebung nach möglichen Bedrohungen absuchte.
    »Wir sind hängen geblieben«, knurrte Taros Goll und stieg energisch vom Wagen. »Ja«, nickte er und spie zur Seite aus, »wir sind in einem verdammten Loch stecken geblieben. Ich sage dir, die Straßen sind heutzutage auch nicht mehr das, was sie mal waren.«
    »Schlimm?«, fragte sie und schielte am Kutschbock vorbei zu dem Rad hinab, an dem er sich gerade mit der Hand abstützte.
    » Schlimm ist zu viel gesagt«, meinte er und stieß sich ab. »Schließlich ist der Wagen ja noch ganz. Ärgerlich trifft es eher. Wenn unser Gaul uns nicht frei bekommt müssen wir mit ran. Und wenn das auch nicht klappt, dürfen wir den gesamten Wagen abladen, aus dem Loch wuchten und anschließend wieder voll laden. Oh, wie ich so was hasse.«
    Mit einem Grunzen verschwand der gefiederte Kopf wieder hinter der Plane.
    »Na ja«, seufzte der Barde gedehnt und ließ die Arme vor und zurück pendeln. »Sehen wir es positiv: Jetzt haben wir zumindest mal wieder einen Grund für eine Rast.«
    Tatsächlich hätte Taros Golls Hintern keinen weiteren Glockenschlag mehr auf dem harten Kutschbock mitgemacht, und so war er nicht ganz undankbar für diese derbe Unterbrechung ihrer Reise. Eine Melodie vor sich hin summend verließ er die Straße und

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