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Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Titel: Kali Darad - Königin der Arena (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Martin
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wechselte der Wasserschlauch hin und her, um die trockenen Bissen hinunterzuspülen und immer wieder berührten sich dabei rein zufällig ihre Hände.
    »Sag mal, Kali«, brach Taros Goll mit vollen Backen das genannte Schweigen; die Harpyie merkte mit einem mehr schlecht als recht unterdrückten Schmunzeln auf, »hast du schon irgendeine Ahnung, was am Ende unserer Reise auf uns wartet? Ich meine, diese ganze Reise muss doch irgendwo ein Ziel haben, oder nicht?«
    Kali Darad kaute nachdenklich an einem Stück Brot während sich ihr Blick am westlichen Horizont verlor. Die Frage des Barden war durchaus berechtigt. Wohin mochte sie dieser Drang, geradewegs nach Westen zu gehen, führen? Ein Schwarm Wildenten ließ sie nach oben in den mit Wolkenfetzen verhangenen Himmel sehen. Die braunschwarzen Vögel zogen in einer groben V-Formation von Nordwesten her über sie hinweg Richtung Süden.
    Sie hatte aufgehört zu kauen, während sie den Tieren folgte. Erst, als der letzte Vogel aus ihrem weit reichenden Blickfeld verschwunden war, wandte sie sich wieder dem Mann zu.
    »Ich weiß es nicht«, gestand sie und schluckte das Brot herunter. »Vielleicht zuhause? Vielleicht Familie? Vielleicht Ort meiner Geburt?« Sie zuckte mit den Schultern, doch die Art und Weise, wie sie das Stück Brot in ihrer Hand betrachtete, strafte die Leichtfertigkeit dieser Geste Lüge. In den letzten Sonnen hatte sie sich diese Frage nur zu oft schon selber gestellt und nie eine Antwort darauf erhalten. Oder hatte sie sich nur vor den möglichen Antworten versteckt, aus Angst vor dem, was sie am Ende bedeuten mochten?
    »Nun«, meinte Taros Goll und ließ das Mundstück des Wasserschlauches vor sich hin und her baumeln, »Nehmen wir einfach mal an, dass deine Vermutungen halbwegs richtig sind. Dann würde das bedeuten, dass uns unsere Reise direkt zu deinen Artgenossen führt.« Er schaute von dem Mundstück zu ihr auf und wurde sehr ernst. »Und was dann?« Sie schwieg. »Ich meine, soweit ich mich noch entsinnen kann, hatten wir am Anfang so unsere Schwierigkeiten miteinander, die mich das eine oder andere Mal fast das Leben gekostet hätten. Was wird sein, wenn wir am Ende auf ein ganzes Nest Harpyien treffen?« So, wie sie daraufhin seinem Blick auswich, brauchte sie auf seine Frage nicht mehr zu antworten.
    Die Antwort auf diese Frage drehte Kali Darad den Magen um. Aber er hatte recht. Was würde dann aus ihm werden? Sie erinnerte sich ebenfalls noch gut daran, wie sie ihn, kaum dass sie aus dem Käfig heraus war, am liebsten umgebracht hätte. Doch sie hatte einen Grund gehabt, es nicht zu tun. Schließlich hatte er ihr das Leben gerettet. Aber was würde ihre Artgenossen davon abhalten? Würde sie alleine ausreichen, ihn zu beschützen?
    Mit einem Mal sah sie sich einer grausamen Entscheidung gegenüber: Entweder folgte sie weiter ihrem Drang und lüftete damit vielleicht endlich das Geheimnis ihrer Vergangenheit, wobei sie jedoch Taros Goll verlieren würde, oder sie brach mit ihrer Vergangenheit und blieb stattdessen mit ihm zusammen. Aber konnte sie das wirklich? Konnte sie diesen Drang, diesen Zug, der so unmittelbar zu ihr gehörte, wirklich auf Dauer ignorieren? Oder würde sie damit das Unvermeidliche nur hinauszögern? Und wie konnte sie sich überhaupt sicher sein, dass dieser Lebemann nicht irgendwann, wie er es sein ganzes Leben schon getan hatte, dem nächsten Menschenweib hinterher laufen würde? Schließlich konnte er mit diesen Weibern bedeutend mehr anfangen, als mit ihr. War sie tatsächlich so einfältig zu glauben, dass das mit ihnen wirklich gutgehen würde?
    Sie wandte sich von ihm ab, als Tränen in ihre Augen traten, und begann ziellos umherzuwandern. Zuerst ein paar Schritt über die Straße, dann bog sie nach links in die Wiese ab und pflügte durch die hohen Halme. Taros Goll sah ihr schweigend nach. Er spürte, dass irgendetwas mit ihr nicht stimmte, dass sie etwas stärker beschäftigte, als sie ertragen konnte.
    Als sie irgendwann mitten im Gras stehen blieb und in die Knie herab sackte, legte er den Wasserschlauch auf die Pritsche, schob sich den letzten Bissen seines Winterapfels in den Mund und begab sich allmählich, nachdenklich vor sich hin kauend, zu ihr.
    Zu ihrer Linken angekommen, legte er ihr nach kurzem Zögern tröstend die Hand auf die Schulter; ihre Muskeln waren angespannt wie Bogensehnen und ihre vor Gram aufgestellten Federn quollen zwischen seinen Fingern hindurch wie grauer Rauch. Er wusste

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