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Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Titel: Kali Darad - Königin der Arena (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Martin
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Zulla.«
     
     
     
     
     
     
     
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    Ruhig und ohne jede Hast, ahnungslos über die Verfolger, die seinen Gästen auf den Fersen waren, rumpelte der eigenwillig geschmückte Planwagen über die Straße. Drei Sonnen waren seit ihrer Übernachtung am Flussufer vergangen und seither hatte zwischen dem Barden und der Harpyie eine Atmosphäre schüchterner Zurückhaltung geherrscht. Beide waren durch die Erlebnisse an jener seichten Stelle des Prun verunsichert und nachdenklich geworden. Jedoch keinesfalls im negativen Sinne. Sie verhielten sich vielmehr wie verliebte Kinder, die zwar wussten, dass sie etwas für den jeweils anderen empfanden, jedoch nicht den Mut aufbrachten, diese Gefühle auch zuzulassen – geschweige denn, sie offen auszusprechen. Immer wieder sahen sie sich an und auch sogleich wieder weg und mussten dabei kichern. Natürlich verborgen, damit der – oder die – andere es nicht mitbekam. Abends, wenn die Nacht hereinbrach, kam es dann und wann auch zu flüchtigen Berührungen, auf die beide reagierten, als hätten sie sich an der Haut des jeweils anderen verbrannt. Und beide kamen sich dabei außerordentlich blöde vor – und beide mochten sie dieses kindische Gefühl sehr. Es war ganz anders als alles, was sie je zuvor erlebt hatten.
    Zuvor waren die Verhältnisse immer ganz klar gewesen. Taros Goll hatte Frauen den Hof gemacht, um sie in ihr Bett zu entführen und vielleicht auch hin und wieder von ihrem Vermögen zu profitieren – so es ihm gelang, eine Frau zu treffen, die sowohl wohlhabend als auch hübsch war. Schließlich hatte er es nicht nötig, jede verdorrte Jungfer zu nehmen, nur weil sie ein paar Goldstücke zu viel unter dem Kopfkissen hatte.
    Bei Kali Darad hingegen war es stets so gewesen, dass die Männer, die ihr begegnet waren, sie entweder demütigen, begrabschen – und am Ende sogar vergewaltigen -, oder gar töten wollten.
    Klare Verhältnisse, die keinerlei Raum für Unklarheiten oder Spekulationen ließen.
    Doch jetzt hatte sich alles geändert und die Wirren des Schicksals waren zu einem Sturm geworden, der ihrer beider Leben auf den Kopf gestellt hatte. Alteingesessene Wahrheiten waren im Feuersturm neuer Erfahrungen vergangen und Überzeugungen, die zuvor so unverrückbar schienen, waren gefallen. Beide, jeder für sich und doch Hand in Hand mit dem anderen, betraten sie eine völlig neue Welt, machten unbeholfene, unsichere Schritte und stolperten dabei immer wieder über ihre eigenen Füße.
    Wie so oft in letzter Zeit schaute Taros Goll wieder zurück zu Kali Darad in den Wagen, die gerade nach hinten aus dem Wagen blickte. Plötzlich schaukelte der Wagen ein wenig und brachte ihre entblößte Brust zum Wippen; ein Anblick, der ihm sonst das Wasser im Munde hätte zusammenlaufen lassen, jetzt jedoch unbemerkt verstrich. Vielmehr interessierte ihn ihr scharlachroter Schopf, der leicht aufgefächert war, wie die Blüte eine junge Rose. Sie war wohl gerade recht wachsam. Oder nachdenklich.
    Als sie plötzlich den Kopf schüttelte und den Blick von der Welt hinter dem Wagen ab- und dem Barden auf dem Kutschbock zuwandte, fuhr dieser rasch herum und mimte den gewissenhaft konzentrierten Kutscher. Hatte sie mitbekommen, dass er sie beobachtet hatte? Schaute sie ihn jetzt, gerade in diesem Moment, an und lauerte nur darauf, dass er sich wieder zu ihr umdrehte?
    Bei diesen närrischen Gedanken musste er unweigerlich wieder grinsen. Bei allen guten Geistern, was ist nur in mich gefahren? Wie alt bin ich denn? Zwölf, vierzehn Sommer? Warum sage ich ihr nicht einfach, was ich empfinde? Aber wie wird sie dann reagieren? Was, wenn ich sie damit verschrecke? Schließlich hat sie mit Männern so viele schlimme, ja sogar schreckliche Erfahrungen gemacht. Wie wird sie es auffassen, wenn ich – ein Mann – ihr plötzlich reinen Wein einschenke? Außerdem ist die ganze Sache allein für mich schon verrückt genug. Wie mag sie dann erst für sie sein? Oh, Mann. Das ist doch Wahnsinn. Er schüttelte den Kopf, atmete tief durch und versuchte, sich auf etwas anderes zu konzentrieren. Ohne Erfolg. Ach, verdammter Mist!
    Kali Darad blickte gedankenverloren nach hinten aus dem Wagen. Die langsam von ihr weg driftende Welt sah sie schon lange nicht mehr. Sie ließ die letzten Sonnen immer wieder und wieder vor ihrem geistigen Auge Revue passieren. Vor allem die Wasserschlacht am Fluss, den beinahe erhaltenen Kuss und sein unbeholfenes Vorbeischieben im Wagen, als sich ihre

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