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Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Titel: Kali Darad - Königin der Arena (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Martin
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damals achtzehn Sommer alt gewesen, als die vielleicht vier Dutzend Männer, Frauen und Kinder, mit nichts weiter bei sich als dem, was sie am Leibe trugen, in Toramer eingetroffen waren. Von Untoten aus ihrer Heimat vertrieben und auf ihrer Flucht von blutrünstigen Harpyien angegriffen, hatten sie sogar den unheimlichen Uhlwald durchquert, nur um hier, weit über jedes erträgliche Maß hinaus erschöpft und von bitterer Verzweiflung erfüllt, vor den Toren von Toramer auf die Knie zu fallen und um Asyl zu bitten.
    Ja, er erinnerte sich noch an die Berichte. An jeden einzelnen. Selbst nach zwei Dutzend Sommern erinnerte er sich noch an jedes einzelne Wort.
    Mehr als hundert Paladine vom Orden der Strahlenden Faust waren damals nötig gewesen, um Kastar Bell wieder von der untoten Pest zu säubern. Und der Blutzoll, den selbst diese heiligen Krieger dafür zu bezahlen hatten, war erheblich gewesen.
    Seither war die Stadt eine Geisterstadt. Die letzten Kinder von Kastar Bell hatten sich in Toramer niedergelassen und waren seither nie mehr in ihre alte Heimat zurückgekehrt. Und auch sonst hatte es niemand mehr gewagt, sich hinter den verwaisten Mauern jener Stadt niederzulassen.
    »So muss das damals dort auch angefangen haben«, murmelte Zarkus und nahm seine Gleve ebenfalls in Anschlag.
    Schweigend warteten die beiden Torwachen mit gemischten Gefühlen ab, während die abgerissene Gestalt allmählich immer näher kam.
    »Eine Frau«, stellte Tarsik emotionslos fest.
    Zarkus grunzte nur. »In Kastar Bell waren sogar Kinder unter den wandelnden Leichen. Das bedeutet gar nichts. Wenn du gebissen wirst, gehörst du ihnen. Egal, ob von einem Mann, einem Kind, oder einer Frau. He da! Weib! Bleib stehen!«
    Die glatzköpfige Frau blieb ungefähr ein Dutzend Schritt vor ihnen stehen und starrte den Mann an, als habe sie ihn gerade eben erst bemerkt. Das Blut gefror dem gestandenen Krieger im Rang eines Anerkannten in den Adern, als sie plötzlich ein fast erleichtert kling1endes Krächzen ausstieß und zielstrebig auf ihn zu humpelte, die Arme gierig nach ihm ausgestreckt, gleich einer Verhungernden, die nach vielen Sonnen der Entbehrung, einen unbewachten Korb mit Köstlichkeiten erspähte. Ihre Augen leuchteten stumpf, ihre Züge waren ausgemergelt und ihre Lippen trocken und aufgesprungen. Ihrer Kehle entstieg ein heiseres Wimmern, dass sich den beiden Männern die Haare aufstellten.
    »Bei allen Göttern«, keuchte Zarkus und wich entsetzt einen Schritt zurück. »Stehen bleiben!« Noch acht Schritt. »Ich sagte, stehen bleiben!« Fünf Schritt. »Letzte Warnung, Weib!« Zwei Schritt.
    Mit einem Krächzen warf sich die Frau nach vorne, dem gepanzerten Bein der grauhäutigen Wache entgegen – nur ein Wimpernschlag, bevor Tarsiks Hellebarde keine Handbreit an ihrem Rücken vorbeizuckte und die todbringende Spitze den Stoff ihrer zerschlissenen Leinenbluse zerriss.
    Krachend schmetterte der Schaft von Zarkus´ Gleve der Frau gegen die Schläfe und schickte sie mit einer stark blutenden Platzwunde zu Boden; sie blieb regungslos auf der vom Nebel feuchten Erde liegen und das Blut rann über die tätowierte Spinne in ihrem Gesicht.
    Mit einem wilden Aufschrei ließ der Knochenwüstenkrieger den Spieß in seinen Händen herumwirbeln und holte zum tödlichen Stoß durch ihren Schädel aus, als er plötzlich in der Bewegung  verharrte.
    »Was ist los?«, schrie Tarsik seinen erstarrten Kameraden an, »Worauf wartest du? Mach sie fertig!«
    »Sie blutet«, hauchte Zarkus atemlos und ließ die Gleve langsam wieder herabsinken. »Sie... Sie lebt.«
    »Das heißt«, schlussfolgerte der andere bestürzt und setzte den Schaft seiner Waffe auf dem Boden ab, »wir hätten beinahe eine Unschuldige getötet. Barachur, steh uns bei. Den Schubser hat zweifellos Laramir ihr gegeben, sag ich dir. Verdammt, ich hätte das Weib glatt aufgespießt.«
    Zarkus nickte finster und wandte sich dabei der Menschenmenge zu, die sich langsam hinter ihnen bildete. Alle wollten wissen, was da gerade passiert war, doch er winkte nur ab. »Nichts von Bedeutung, Leute. Nur ein kleiner Zwischenfall mit einer...« Er warf nochmal einen kurzen, nachdenklichen Blick auf die Frau herab, »Einer kauzigen Bettlerin. Und jetzt hört endlich auf zu gaffen und schafft mir sofort Ballarak herbei, verdammt!«
     
     
    »Wie geht es ihr?«, erkundigte sich Zarkus bei Ballarak, dem Heiler des Dorfes.
    Nachdem er und Tarsik am Abend abgelöst worden waren, hatten sie

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