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Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Titel: Kali Darad - Königin der Arena (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Martin
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ging ein paar Schritte durch das hüfthohe Riedgras, bis er eine Stelle gefunden hatte, wo er sich in Ruhe erleichtern konnte. Dabei stieg ihm ein unangenehmer klebrig süßer Gestank in die Nase; er verzog angewidert das Gesicht. Irgendwo inmitten der hohen Gräser, musste ein totes Tier liegen und am Verwesen sein. Vielleicht ein Reh oder ähnliches. Auf jeden Fall stank es erbärmlich. Also fasste er sich in seiner Verrichtung kurz und machte sich rasch wieder auf den Rückweg zum Wagen.
    Kali Darad, die des langen Herumsitzens wohl ebenfalls überdrüssig geworden war, kletterte gerade hinten aus dem Wagen und streckte sich ausgiebig. Hinter ihr, auf der anderen Seite der Straße, erhob sich einer der vielen grasbewachsenen Hügel, an denen sie in den letzten Glockenschlägen vorbeigekommen waren.
    Allgemein war die Landschaft in letzter Zeit hügeliger und grober geworden. Blumen gab es hier nur wenige und das zuvor so weiche Gras war hart und zäh geworden, fast wie die Borsten auf dem Rücken eines riesigen Keilers. Zu den Eichen und Kiefern hatten sich immer mehr dunkle Nadelhölzer gesellt, deren würzig harziger Geruch vor allem sie oft in der Nase kitzelte, und immer wieder sahen sie karge Felsen wie verwahrloste Grabsteine aus der Erde ragen.
    »Und, wie geht es dir?«, erkundigte sich Taros Goll, während er mit einem Lächeln auf den Lippen auf sie zuging.
    Das Mischwesen hatte den Blick über die Landschaft schweifen lassen und dabei alle nur erdenklichen Eindrücke in sich aufgesogen: Wie das derbe Riedgras sich im Wind bewegte, wie ein Schwarm Fliegen über einer bestimmten Stelle im Gras kreiste – sie roch den Gestank eines verwesenden Kadavers -, wie Vögel, ähnlich den Menschen in ein Wirtshaus, in einem Baum ein- und auskehrten, und ein freundlicher Barde mit im Wind aufbauschendem grünen Umhang auf sie zu kam; sie lächelte ihm zu.
    »Gut«, antwortete sie und rollte mit den Schultern. »Steif. Kann nicht mehr sitzen. Muss etwas gehen.«
    »Geht mir nicht anders«, stimmte er ihr zu. »Außerdem habe ich langsam Hunger. Lass uns eine Pause machen und erst einmal etwas essen.«
    »Ja, Essen«, frohlockte Kali Darad und wippte vergnügt auf und nieder. »Hunger. Essen. Käse.«
    »Oh Kali«, seufzte er, gerade dabei, in den Wagen zu klettern. »Wie ich es dir bei allen anderen Pausen zuvor auch schon gesagt habe: Wir haben keinen Käse mehr.« Der leckere Ziegenkäse hatte die nächste Pause nach seiner Entdeckung nicht überlebt. »Wir haben nur noch das Dörrfleisch, einen Kanten trockenes Brot und zwei Winteräpfel. Jetzt mach nicht so ein Gesicht. Ich verspreche dir, dass wir bei der nächsten Gelegenheit unsere Vorräte auffrischen und dabei auch Käse besorgen werden.« Mit diesen Worten verschwand er im Inneren des Wagens.
    Kali Darad verzog – wie jedes Mal, wenn er ihr die Hiobsbotschaft vom längst verzehrten Käse überbrachte – missmutig das Gesicht und verließ, düster vor sich hin schmollend, die Straße, um ein wenig durch das störrische, bitter riechende Gras zu schlendern und hier und da mit ihrem Klingenhandschuh ein paar Halme abzusäbeln.
    Im Inneren des Wagens suchte Taros Goll ihren Proviant zusammen, klemmte sich einen Wasserschlauch unter den Arm und kletterte unbeholfen wieder aus dem Wagen. Wie jedes Mal, seit er herausgefunden hatte, dass sich die Heckklappe des Gefährts herunterklappen und als Tisch verwenden ließ, deckte er ihre bescheidene Tafel. Und jedes Mal gab er sich etwas mehr Mühe damit. Die Äpfel lagen ordentlich nebeneinander auf seiner Seite – schließlich wusste er ja, dass sie den runzeligen Früchten nichts abgewinnen konnte -, das Fleisch hatte er so aufgeteilt, dass sie etwas mehr hatte als er und der Wasserschlauch lag auf ihrer Seite, um ihr den ersten Schluck zu überlassen. Er hatte sogar am Wegesrand ein paar kleine, einsame rote Blüten gefunden, mit denen er die karge Pritsche dekorierte, damit ihr Mahl nicht ganz so deprimierend nach Kerkermahlzeit aussah.
    Mit einem zufriedenen Seufzen betrachtete er sein anheimelnd rustikales Werk, gab einem Winterapfel noch einen leichten Stups, damit alles perfekt war, und rief dann seine Begleitung zu Tisch.
    Kurz darauf standen sie sich neben dem gedeckten Tisch gegenüber und aßen von dem Dörrfleisch und nagten an dem trockenen Brot. Taros Goll hatte, wie er wartet, das Monopol auf die Winteräpfel, derweil sich Kali Darad freudig über ihre Extraportion Fleisch hermachte. Immer wieder

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