Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)
des Auftragsmörders am Zaumzeug und führte ihn aus Kali Darads Sichtfeld hinaus.
Sie legte den Kopf schief. Am liebsten hätte sie nachgesehen, widerstand jedoch dem Drang und kümmerte sich lieber um Taros Goll, der ziemlich jämmerlich und bemitleidenswert aussah, wie er so mit seinem zerschlagenen Gesicht vornübergebeugt auf seiner Kiste saß und den Verband festzog. Da ihr nichts Besseres einfiel, versuchte sie ihn mit ihrem Kuschelbär auf andere Gedanken zu bringen. Sie setzte den kleinen Bären auf sein Knie, ließ ihn zu ihm aufblicken und mit der Pfote winken. Und tatsächlich schaffte sie es, ihm ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern. Vor Freude strahlend ließ sie den Bär über sein heiles Bein tanzen und immer wieder mit der Pfote winken, bis der Mann verkniffen vor sich hin gluckste.
Stapfende Schritte ertönten, als Gall Bator zum Wagen zurückkehrte und sich schweigend zum Kutschbock begab; das Pferd hatte er nicht mehr dabei.
»Sie singt«, murmelte er vor sich hin, während er auf den Kutschbock kletterte, »Sie lacht. Was kommt als nächstes?«
»Sie ist kitzelig«, ergänzte der Barde seine Sammlung der Wunderlichkeiten.
Da drehte sich der Taurugar mit einem Ruck halb zu ihm um. »Das ist jetzt ein Witz, ja?« Seine ernsten Augen verrieten, dass er gerade nicht in der rechten Stimmung für Witze war.
Ein freudloses Lächeln antwortete. »Glaube mir eines, Taurugar: Mir ist auf dieser Reise das Lachen gehörig vergangen.«
Gall Bator nickte verstehend, während seine Augen von ihm zu ihr und wieder zu ihm zurück wanderten. »Kann ich mir vorstellen«, meinte er.
Dann wandte er sich wieder nach vorne und ließ die Zügel schnalzen.
Es war um den dritten Glockenschlag nach Sonnenzenit, als im Osten die Palisade eines Dorfes in Sicht kam, welches Gall Bator ihnen als Toramer vorstellte. Eigentlich hätten sie das Dorf schon früher erreicht, wenn Taros Goll nicht plötzlich das Bewusstsein verloren hätte. Niemand hatte bemerkt, dass während des Kampfes seine Wunde wieder aufgebrochen war. Erst, als er plötzlich umgekippt war, hatten sie den großen, triefnassen dunklen Fleck auf der Kiste gesehen, die er für die Fahrt als Sitzgelegenheit auserkoren hatte. Und dann war da noch etwas gewesen. Etwas, dass Kali Darad zuvor zwar bemerkt, aber nicht als bedrohlich gedeutet hatte. Ganz im Gegensatz zu dem Taurugar, der plötzlich ausgesprochen hektisch und betriebsam geworden war, als er den schweren säuerlichen Gestank, gleich dem von ranzigem Käse, wahrgenommen hatte. Dabei hatte er ein Wort verwendet, dass ihr schrecklich bekannt vorkam: Brandig.
Nur den heilkundigen Fähigkeiten Gall Bators und Kali Darads Bereitschaft, einen Pakt mit dem Teufel einzugehen, hatten sie es zu verdanken, dass Taros Goll das Dorf noch lebend erreichte. Trotzdem war der Barde noch lange nicht außer Gefahr und bedurfte dringend der Hilfe eines echten Heilers. Während der Fahrt blieb Kali Darad die ganze Zeit über an Taros Golls Seite und kümmerte sich mit verzweifelter Fürsorge um ihn, streichelte seine blutunterlaufene Wange, tupfte sein aschfahles Gesicht mit einem nassen Tuch ab und redete ohne Unterlass auf ihn ein, er solle bloß wach bleiben und sich ja nicht wieder hinlegen. Gall Bator konnte nicht umhin, sich immer mal wieder zu den beiden umzudrehen und mit einer Mischung aus Rührung und Fassungslosigkeit das Treiben dieser blutrünstigen Bestie zu beobachten. Dieser Bestie, die gerade erst seinen Kumpan ermordet hatte. Zu dumm nur, dass er erst so spät in den Kampf eingegriffen hatte. Vielleicht hätte er Gujan Kall ja noch retten können. Vielleicht...
Doch dieses Mal wollte er keine Zeit verlieren und ließ die Zügel knallen. In aller Eile rumpelten sie über eine Kreuzung und folgten der Straße, bis sie vor dem Dorfeingang mit gekreuzten Hellebarden angehalten wurden.
Die hiesigen Wachposten waren von der Sorte, wie Gall Bator sie am wenigsten mochte: Pflichtbewusst und gewissenhaft. Und so dauerte es nicht lange, bis sie seine brisante Ladung entdeckt hatten - und augenblicklich auf die Barrikaden stiegen. Eine hitzige Diskussion entbrannte zwischen dem Taurugar und den beiden Wachen. Die Wachen gestatteten zwar ihm und dem verletzten Barden das Dorf zu betreten, bestanden aber darauf, dass der Wagen mitsamt der Harpyie draußen vor dem Tor verblieb.
Dazu war Gall Bator jedoch nicht bereit. Immerhin war es seine Beute. Eine Beute, die sich nur zu großer Beliebtheit
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