Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)
Blut auf unversehrtem Fell auf den Waldrand zu und verschwand ohne ein Wort des Abschieds im Dickicht.
»Wie meinst du das?«, wollte der Hexer an der Seite der Frau wissen und die anderen stimmten ihm zu.
Taros Goll seufzte, während er seine Waffe wieder zurück in ihre Scheide schob. Er hatte eigentlich überhaupt keine Lust, mit diesen seelenverschlingenden Scheusalen über seine Beziehung zu Kali Darad zu sprechen. Aber hatte er denn eine andere Wahl? Konnte er sich doch gut vorstellen, dass sie, wo diese Frage sie wohl alle so sehr zu beschäftigen schien, sich die Antwort auch mit Gewalt holen würden.
»Und wir sind hier wirklich sicher vor den Jägern?«
»Absolut sicher«, bestätigte eine der anderen Hexen und nickte dabei so eifrig, dass der Schmuck in ihren Haaren klirrte und klimperte.
Und so berichtete er von ihrer gemeinsamen Reise, beginnend mit Kali Darads Rettung aus dem Käfig auf dem Geierfels, bis hin zu ihrem ersten Kuss am Ufer des Sees. Die Gräueltaten, welche ihr zuvor von ihrem ehemaligen Besitzer angetan worden waren, verschwieg er ihnen jedoch.
»Das ist... beeindruckend«, bemerkte die oberste Hexe mit großen Augen. »Ich habe noch nie davon gehört, dass sich Mischwesen mit Menschen zusammentun. Du musst ein wahrhaft bemerkenswerter Mann sein.«
»Ja, ja, ich bin der Größte«, fegte er ihr Kompliment achtlos beiseite. »Kann ich jetzt endlich zu ihr?«
Ohne ein weiteres Wort traten die Hexen beiseite und ließen den Barden passieren. Mit beeindruckter Neugier beobachteten der gesamte Zirkel, wie der Mann in dem schmutzigen grünen Umhang neben der Bestie auf die Knie sank und ihr sanft die Hände auf die Schultern legte.
»Kali«, flüsterte er ihr zu. »Kali, kannst du mich hören? Kali, bitte sag etwas.« Verzweifelt küsste er sie auf den rot gefiederten Kopf und legte seine Stirn auf ihre Schläfe. »Kali, wenn du mich hören kannst, bitte wach auf.«
Nichts geschah. Ihre Haut war zwar warm und ihr Gesicht friedlich, doch reagierte sie weder auf seine Worte, noch auf seine Berührungen.
»Sie schläft sehr tief«, erklärte eine Stimme neben ihm, gefolgt vom Knarren fellbesetzten Leders, als das Zirkeloberhaupt neben ihm in die Hocke ging. »Versuche es etwas ruppiger.«
Widerstrebend nahm Taros Goll den Rat an und rüttelte etwas stärker an ihren Schultern, was ihr zumindest ein unwilliges Stöhnen abrang. Aufwachen tat sie jedoch immer noch nicht. Zumindest hatte er den Trost, dass sie noch lebte und zumindest keine Schmerzen hatte.
»Du hast uns vorhin Hexen genannt«, meinte die dunkelhaarige Frau und betrachtete das erleichterte, wenn auch schmale Lächeln in seinem Gesicht.
Schlagartig verschwand das Lächeln und seine Augen funkelten sie böse an. »Wie soll ich euch denn bitte sonst nennen? Gebetsschwestern vielleicht?«
» Druiden würde uns völlig genügen«, gab sie, plötzlich sehr ernst, zurück. Auch ihr Lächeln war erloschen.
Der Barde zog eine Braue hoch. »Druiden?«
»Ihr Stadtmenschen habt uns diesen reichlich unschmeichelhaften Namen gegeben. Schattenhexen. Ihr fürchtet uns, weil wir zu den Tieren sprechen und sich unsere Magie auf das Leben selbst auswirkt. Wir vermögen zu heilen, aber auch zu verderben. Leider seht ihr Stadtmenschen immer nur letzteres. Ihr denkt, wir würden uns mit Dämonen vereinen und dem Dunklen Gott die Seelen kleiner Kinder opfern. Keiner von euch ist an der Wahrheit interessiert. Entweder, weil ihr uns so sehr fürchtet, oder weil ihr Angst davor habt, dann als Günstlinge gebrandmarkt zu werden – bedauerlicherweise zu Recht, wie ich selbst erleben musste.« Ihr Blick wanderte von ihm zu der Harpyie. »Bemerkenswerte Geschöpfe, nicht wahr?«
Er nickte. »Zumindest sie.«
»Sie ist verletzt«, stellte sie fest, nachdem sie sie ein paar Herzschläge lang betrachtet hatte.
»Ihr Flügel ist gebrochen«, entgegnete er tonlos. »Und sie hat bei einem Handgemenge einen Stich in die Hüfte bekommen. Mit einem Messer.«
Vielleicht glaubte dieses Weib ja tatsächlich, dass sie ihn mit ihren oberflächlich betrachtet durchaus interessanten Worten einlullen konnte, doch damit lag sie falsch! Schließlich war es hinlänglich bekannt, wie geschickt die Anhänger des Dunklen Gottes mit Worten umgehen konnten. Und selbst wenn er jetzt wieder den Vorurteilen des Volksmundes erlag, verdammte er lieber diese fünf Gestalten zu Unrecht, als das er sich einfach von ihnen seine Seele in Stücke reißen ließ.
Doch
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