Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)
angesichts der Tatsache, dass sich jene fünf Gestalten unmittelbar um ihn herum versammelt hatten, zog er es doch lieber vor vorzugeben, dass er sich tatsächlich mit ihrem Geschwätz auseinander setzte, als weiterhin seinen Trotz zu demonstrieren.
»Was habt Ihr vor?«, hob er die Stimme, als sich die Hexe ohne ein Wort erhob, um mit betont ruhigen Schritten die Harpyie zu umrunden und sich hinter ihr wieder auf die Knie sinken zu lassen.
Die Frau sah ihn an und lächelte dabei milde, als habe sie ein aufmüpfiges Kind vor sich. »Ich würde sie gerne heilen, wenn es recht ist. Es ist grausam, ein fliegendes Wesen am Fliegen zu hindern.«
»Und zu welchem Preis?«, schnaubte Taros Goll bitter.
»Wir Druiden verlangen kein Geld für Heilung, wie es die gierigen und selbstsüchtigen Magier in euren Städten zu tun pflegen. Wo das nötige Kleingeld zwischen Leben und Tod entscheidet. Wir vertreten die Meinung, dass Gesundheit ein von den Göttern gegebenes Recht eines jeden Lebewesens ist und dass es unsere Pflicht ist, dieses Recht zu gewährleisten. Egal, ob es arm ist oder reich, ob Mensch oder Tier.« Ihre Mundwinkel zuckten und sie legte behutsam eine Hand auf den Verband um Kali Darads Hüfte. »Oder beides.« Dann sah sie wieder zu ihm auf. »Also. Darf ich nun meiner Pflicht nachkommen und deine Begleiterin...«
»Gefährtin«, stellte Taros Goll patzig klar und war selbst überrascht, welches Gewicht dieses Wort plötzlich für ihn hatte. Es fühlte sich für ihn fast so an, als hätte er sie 'seine Gemahlin' genannt.
Die Hexe zögerte einen Moment. Ihr war nicht entgangen, wie viel dem Mann dieser kleine Unterschied bedeutete. Dann wiederholte sie ihre Frage. »Darf ich deine Gefährtin heilen?«
Er erwiderte ihren Blick mit Augen aus Eis. »Habe ich denn eine andere Wahl?«
Da wurde das tätowierte Gesicht der Zauberin wieder ernst. »Du hast sie gerade als deine 'Gefährtin' bezeichnet, oder nicht? War das nur ein Wort, welches dir einfach nur besser gefällt, oder liebst du sie wirklich?«
»Doch«, flüsterte er und schaute dabei auf seine Geliebte herab. Er legte eine Hand auf den selbst geschneiderten Brustschutz unter dem er ihr Herz hämmern und ihren Atem kommen und gehen fühlte. »Mehr als ich Euch sagen kann.«
»Dann lass mich sie heilen. Du wirst sehen, wie gut es ihr tun wird, endlich wieder fliegen zu können und keine Schmerzen mehr zu haben. Bitte. Ihr zuliebe.«
Er nickte mit hartem Mund.
Und so beugte sich die Frau über den geschienten Flügel und streckte die Hände aus, bis sie vielleicht nur noch zwei Fingerbreit über der geschienten Stelle in der Luft schwebten.
Plötzlich, mit einer unfassbaren Schnelligkeit, fuhr die Harpyie herum und zwei blitzende Krallen zuckten unter dem Kinn der Schattenhexe hindurch. Zunächst blickte die Hexe nur verdutzt auf das Mischwesen herab, das mit einem bösen Grinsen zu ihr aufsah. Dann hob sie den Kopf und schaute in die entsetzten Gesichter ihrer Zirkelbrüder und -schwestern. Sie wollte etwas sagen, wollte sie fragen, was passiert sei, doch sie brachte kein Wort heraus. Erst da fiel ihr auf, dass ihre Brust unter der Lederweste mit dem Fellkragen warm und feucht wurde. Verwundert fasste sie sich an den Hals... und ihr Gesicht verzerrte sich zu einer grässlichen Maske puren Grauens; ihre wie Espenlaub zitternde Hand war nass von ihrem eigenen Blut. Sie riss den Mund auf, wollte schreien, doch außer einem abscheulichen feuchten Krächzen drang kein Laut aus ihrer doppelt aufgeschlitzten Kehle.
Dann überschlugen sich die Ereignisse. Während Kali Darad behende auf die Füße sprang, waren der Hexer und die Hexe neben Taros Goll bereits dabei, einen Zauber zu wirken, um der tödlichen Bedrohung in ihrer Mitte Herr zu werden. Geistesgegenwärtig fuhr der Barde herum und verpasste der Hexe zu seiner Linken einen harten Kinnhaken, bevor er seinen Dolch zog und ihn dem Hexer zu seiner Rechten in den Bauch rammte. Der Hieb hatte der Frau den Kiefer gebrochen. Von Schmerzen gepeinigt und außer Stande einen Zauber wirken zu können, wich sie vor ihren beiden Gegnern zurück, in Richtung ihrer verbliebenen Gefährten, die gerade in fremden Zungen redend ihre grün glühenden Hände hoben.
Panik überkam den Barden. Das unheimliche Glühen wurde von Herzschlag zu Herzschlag immer heller. Jeden Moment würden sich die Zauber entladen und ihnen das Fleisch von den Knochen reißen.
Mehr aus purer Verzweiflung, denn aus Überzeugung in seine
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