Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)
ihm. Besorgnis zeichnete sein Gesicht. Mit jedem Herzschlag der verging, befürchtete er mehr, dass ein kleiner Zwischenfall ausreichte, um aus der immer größer werdenden Menge aus glühenden Verehrern und neugierigen Schaulustigen einen wütenden Mob zu machen.
Wo bleibt nur dieser verdammte Fettsack? Ganze drei Glockenschläge sind seit seinem Verschwinden vergangen und immer noch ist keine Spur von ihm zu sehen. Eigentlich hätte er schon längst zurück sein sollen. Oh Barachur, bitte tritt dem Fleischkloß einmal richtig in seinen fetten Arsch! Aber pass auf, dass du dir dabei nicht den Fuß brichst.
Zu seiner Beruhigung blieb wenigstens Kali Darad relativ ruhig. Sie fauchte zwar immer mal wieder die Leute an, verhielt sich aber alles in allem verhältnismäßig friedlich. Er mochte sich nicht vorstellen, wie sie sich gebärden würde, würde die Stadtgarde sie nicht gegen ihre Verehrer abschirmen.
Er presste die Lippen aufeinander, als sich ein Funke Mitgefühl für sie in sein Herz stahl. Das Leben der Menschen war ihm grundsätzlich egal, sobald sie erst einmal die Arena betreten hatten. Wer hierher kam um zu kämpfen, war entweder schuldig gesprochen, oder leichtsinnig. So oder so, verdiente jeder den Tod, der auf den Platz hinaus trat, um dem Schicksal die Stirn zu bieten.
Doch bei ihr... War diese Harpyie wirklich nur ein Tier, wie alle glaubten? Oder steckte tief in dieser Bestie, halb Mensch halb Tier, nicht doch irgendwo eine verletzliche Seele, die vor all dem beschützt werden wollte? Und wenn ja, lebte diese Seele nach all den Sommern ununterbrochener Gewalt und den unentwegten Demütigungen durch ihren unsäglichen Besitzer überhaupt noch? Oder war sie mittlerweile zu einem genauso wilden Tier geworden, wie das, welches sie immer wieder und wieder in der Arena entfesselten?
Eine massige Gestalt erschien an seiner Seite, lehnte einen Spazierstock mit einem Totenschädel als Knauf an die Mauer, ließ neben sich einen abgenutzten, großen Reisesack schwer zu Boden plumpsen und stützte sich seinerseits auf die Brüstung.
»Ah, Ihr habt die Stadtgarde dazu verdingen können, mein Täubchen zu schützen. Sehr gut.«
»Alles andere schien mir zu gefährlich «, meinte Coroll Burr und warf El Kadir einen Seitenblick zu.
Der fette Händler trug praktische braune Lederkleidung, ein weißes Rüschenhemd unter einer schweren Lederjacke und einen breiten Schlapphut mit einer langen Fasanenfeder daran. Über seiner rechten Schulter hing ein Weinschlauch an einem Lederriemen. Seine Füße steckten in hohen, robusten Stiefeln und seine Hände in weichen Lederhandschuhen. Ein krasser Kontrast zu den pompösen Gewändern und dem protzigen Schmuck, mit denen er sich sonst zu schmücken pflegte. An einem breiten Ledergürtel hingen, neben einer schlichten Gürteltasche, zwei offenbar magische Artefakte. Der gruselige schwarze Knochen war Coroll Burr zwar fremd, doch beschlich ihn bei dessen Anblick ein mehr als unbehagliches Gefühl. Die Feuerröhre hingegen, kannte er aus seinem eigenen Besitz.
»Ich hätte nicht genug Männer gehabt, um diesen Auflauf zu bändigen, Herr. Außerdem schlagen meine Männer viel zu gern zu, statt nur zu drohen.«
» Euer Weitblick überrascht mich immer wieder, werter Coroll Burr. Ihr solltet in die Politik gehen.«
Da lachte der Arenaverwalter auf – seit langem das erste Mal wieder. »Ist das Euer Ernst? Nein, verehrter El Kadir. Dafür habe ich zu viel Rückgrat. Nein, dieses ganze Regieren mit seinen Verwaltern, den Bittstellern und den Ohrbläsern ist nichts für mich. Das hier«, er machte eine Kopfbewegung über seine Schultern, »die Arena ist mein Reich und das ist auch gut so. Hier sind die Dinge viel einfacher. Wer reinkommt, stirbt. Früher oder später. Meine Bittsteller verhandeln nur darum, wie viel früher, oder wie viel später es geschieht. Und wie es geschieht. Ich glaube, wäre ich in der Politik, ich würde auf kurz oder lang alle meine Berater, Verwalter und Ohrbläser umbringen und eine absolute Gewaltherrschaft ausrufen.«
Bei der Vorstellung mussten beide lachen.
» Welch köstliche Vorstellung«, gluckste El Kadir und wischte sich eine Träne aus dem Auge. »Nein, ich glaube, dann seid Ihr in der Tat besser auf dem Thron Eurer Arena aufgehoben, werter Coroll Burr.«
Dann senkte sich wieder Schweigen über den Balkon, während die beiden Männer auf den Wagen mit der einsam und verlassen wirkenden Harpyie hinab blickten. Hin und wieder fauchte
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