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Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Titel: Kali Darad - Königin der Arena (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Martin
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Bauten, dem Gestank der Abwasserrinnen an den Seiten der Straßen und den allgegenwärtigen Ausdünstungen der Bewohner und ihrer Tiere. Sie war kühl, frisch und fühlte sich angenehm feucht auf ihrer Haut an. Sie nahm einen tiefen Atemzug; die Luft strömte kühl und erfrischend in ihre Lungen und gab ihr ein Gefühl ungewohnter Leichtigkeit. Ihr Blick wanderte forschend umher. Die Welt war plötzlich so groß. Ihr Blick reichte viele hundert Schritt weit und wurde nur gelegentlich von einem kleinen Gehöft oder einer, im Licht von Odans wachendem Auge smaragdgrün schimmernden Baumgruppe unterbrochen. Sie musste einige Male blinzeln, als die ungewohnt weite Sicht ihren Augen Schmerzen zu bereiten begann. Doch sie wollte nichts, überhaupt nichts verpassen.
    Gerade spähte sie zu einem weiter entfernten Gehöft im Osten hinüber, auf dessen Hof Kinder mit Stöcken Schwertkampf spielten, als sich wieder dieses merkwürdige Gefühl in ihr regte; langsam wandte sie sich nach Norden. Doch da war nichts. Nichts, außer einer weiten Ebene, bedeckt mit hohem, duftenden Gras und bunten Blumen, zwischen denen summende Bienen, glitzernde Libellen und in allen Farben schimmernde Kaleido-Schmetterlinge hin und her flogen. Am Horizont konnte sie ein kleines Wäldchen ausmachen, dessen Umriss einem Nashorn glich. Konnte es das sein, was sie zu sich rief? Etwas, das sich innerhalb dieses Wäldchens ihrem Blick entzog? Sie hielt den Blick unverwandt auf die Bäume gerichtet, während der Wagen rumpelnd und klappernd, über die gepflasterte Straße weiter Richtung Norden zog.
    »Du bist so still, mein Täubchen«, bemerkte El Kadir und riss sie mit einem Ruck aus ihren Gedanken. »Ist alles in Ordnung?«
    Mit einem gepressten Laut wandte sich der grauhäutige Händler auf dem Kutschbock zu ihr um und sah zu ihr hinauf. Die Sonne schimmerte auf ihrer nackten, alabasterweißen Haut und ihre üppigen Brüste wiegten sanft hin und her, als sie von einem Fuß auf den anderen trat, um sich ihm zuzuwenden; die goldenen Augen kalt und ausdruckslos wie die eines Mörders. »Du bist von so betörender Schönheit, dass kein noch so begnadeter Barde oder Dichter deinen Liebreiz in Worte zu kleiden vermag«, flüsterte er bei ihrem schönen und zugleich schrecklichen Anblick vor Bewunderung und schluckte; sein Mund war staubtrocken.
    Schweigend neigte er sich etwas zur Seite und sah an ihr vorbei zu der langsam aber stetig kleiner werdenden Stadt hinter ihnen.
    » Noch zu früh«, murmelte er und wandte sich wieder der Straße zu.
    Kali Darad stutzte und ihre leuchtend roten Schopffedern fächerten sich leicht auf. Sie verstand nicht, was ihr verhasster Besitzer meinte. Trotzdem beschlich sie ein unangenehmes Gefühl, dass zur Flucht drängte. Doch ihre Fesseln machten jeden Gedanken an Flucht sofort wieder zunichte, kaum dass er geboren war. Sie saß in der Falle und ihr blieb nichts anderes übrig, als die Dinge auf sich zukommen zu lassen.
    Noch bis zum Abend fuhren sie über die weite Ebene. Ab und an kamen ihnen ein Bauer mit seinem Fuhrwerk, oder ein Bote zu Pferd entgegen, die den Händler höflich begrüßten, und dann unbehaglich zu ihr aufblickten. Keiner von ihnen ahnte, welches Unbehagen in dieser bedrohlichen Kreatur in ihrem Käfig brodelte. Ein Unbehagen, als blicke man in eine dunkle Höhle; wohl wissend, dass etwas darin lauert, doch völlig ahnungslos, was es sein mochte. Eine große Schlange wand sich ohne Unterlass in ihrem Bauch und eine schwere Kette lag eng und straff um ihre Brust.
    El Kadir hatte die Reise über fortwährend von dem großen und  berühmten Kolosseum von Larrad geschwärmt und in den Möglichkeiten geschwelgt, die sich damit verbanden. Er hatte von ihr als der Königin der Arena gesprochen und von einer Sänfte, welche sie in ihren Thronsaal bringen würde, wo sie dann blutig Hof halten könne. Doch sie hatte schon lange aufgehört zuzuhören. Sie lenkte sich lieber mit den mannigfaltigen neuen Eindrücken ab, die diese neue Welt ihren übermenschlichen Sinnen bot.
    Die Sonne war schon zur Hälfte untergegangen, als El Kadir den Wagen von der Straße weg, hinter einen kleinen Hügel lenkte. Dort schlug er ihr Lager auf und bereitete alles sorgfältig für die Nacht vor.
    Er hatte gerade ein kleines Feuer aus zusammengetragenem Holz entzündet, als er seinen Spazierstock in den Boden rammte und zu ihr auf den Wagen stieg. Sein plötzliches Schweigen machte sie misstrauisch. Sie knurrte ihn lauernd an,

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