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Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Titel: Kali Darad - Königin der Arena (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Martin
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kostspielige Gesellschaft primitiver, überbezahlter Schläger verzichtet und sich auf seine Instinkte und seine Artefakte verlassen. Und jedes Mal war er trotz aller Widrigkeiten noch rechtzeitig an seinem Bestimmungsort angekommen, was für ihn Bände über die Opportunität gedungener Muskeln sprach.
    Und jetzt sollte es, nach all den Sommern, zum ersten Mal wieder auf große Fahrt gehen. Er verspürte wieder dieselbe kribbelnde Aufregung wie an der Sonne, als er sich zum ersten Mal auf einen Kutschbock geschwungen, und eine Ladung Eisenerz von Orskad, durch das Herz der Knochenwüste, nach Tunis transportiert hatte; ein eher unterdurchschnittliches Geschäft, doch wenn man die Kosten für Söldner erst einmal aus der Rechnung herausnahm, erwies es sich doch noch als recht lohnenswert.
    Damals hatte El Kadir noch keine Artefakte besessen, dafür aber genug Ehrgeiz und Selbstvertrauen für drei. Und so war er, entgegen der Ratschläge und Warnungen der erfahrenen Handelsveteranen, bereits zu seiner ersten Handelsfahrt ohne Söldner aufgebrochen.
    Die Reise war eine einzige Strapaze gewesen, doch trotz aller Unkenrufe und düsterer Prophezeiungen völlig ereignislos verlaufen, was bei einem derart lebensfeindlichen Ort wie der Knochenwüste mit Abstand das beste war, was einem widerfahren konnte. Er hatte sich wie ein Held gefühlt, als er stinkend, mit zitternden Knien, strähnigen Haaren und nassgeschwitzten Händen sein Fuhrwerk durch die Tore von Tunis gelenkt hatte. Jeder hatte ihn damals wegen dieser Tollkühnheit für verrückt erklärt. Er hatte sich sogar als Der irre El Kadir einen Namen gemacht. Vielleicht wenig schmeichelhaft, doch hatte ihm dieser Beiname – und der damit einhergehende Bekanntheitsgrad - tatsächlich die eine oder andere Tür geöffnet.
    Der irre El Kadir. Mit einem nostalgischen Seufzen kehrten seine Gedanken wieder in seine Schatzkammer zurück. Heute kannte diesen Namen niemand mehr. Heute war der Name El Kadir so bekannt, dass es keines Beinamens mehr bedurfte, um Türen zu öffnen.
    Er wollte sich gerade zum Gehen umdrehen, als ihm noch etwas einfiel.
    »Und du kommst auch mit, mein lieber«, trällerte er, beugte sich vor und nahm aus einer tiefer gelegenen Regalzeile einen Weinschlauch heraus und hängte ihn sich um.
    Das Besondere an jenem Weinschlauch war, dass in ihm ein kleines Portal existierte. Das andere Ende des Portals befand sich in einem Weinfass im Keller des Schlangenkorbs , das einen wunderbaren, schweren Rotwein beherbergte. Ein wahrer Gaumenschmeichler, der sich jedoch im unteren Drittel der Preisliste aufhielt und somit nur selten seinen Weg über El Kadirs anspruchsvollen Gaumen fand. Der Grund dafür lag auf der Hand: Teure Weine wie der Gollar wurden zum einen nicht in Fässern aufbewahrt, sondern in wachsversiegelten Amphoren, und zum anderen würde es rasch auffallen, sollte eine Amphore bei derart rarer Nachfrage zu rasch leer werden.
    Ein munteres Trinklied pfeifend verließ der wohlbeleibte Händler wieder seine Schatzkammer und stieg die steinernen Stufen hinauf. Hinter ihm schloss sich langsam die schwere Steintür und Dunkelheit senkte sich auf die Schatzkammer herab.
     
     
    »Bitte, Herr«, bettelte eine Frau mit einer fleckigen Schürze und zu einem hüftlangen Zopf geflochtenen, braunem Haar. »Bitte, lasst mich sie nur ein Mal berühren. Das bringt Glück, wisst Ihr?«
    »Nein, verdammt!«, schnauzte die Stadtwache gereizt und schob die Frau mit sanfter Gewalt und quer vorgehaltener Hellebarde zurück in die Menge.
    Die Kunde von Kali Darads Abreise hatte sich wie ein Lauffeuer verbreitet. Aus allen Schichten waren Leute herbeigekommen, um die berühmteste Harpyie aller Zeiten von nahem zu sehen und vielleicht eine Feder oder gar eine Berührung zu erhaschen. Coroll Burr hatte ein solches Aufsehen schon erwartet und vorsorglich nicht seine Arenawächter eingesetzt, deren Zahl angesichts dieser Menge viel zu gering für einen ausreichenden Schutz der Gladiatorin gewesen wäre, sondern gleich die Stadtgarde alarmiert. Und da er und der Gardehauptmann alte Freunde aus Kindheitstagen waren, bildeten nun gut vier Dutzend bewaffnete Gardisten einen wahren Verteidigungsring um den Wagen; eine Aufgabe, für die unter den Gardisten sogar mit barer Münze verhandelt worden war, da es auch unter ihnen sehr viele Verehrer von Kali Darad gab.
    Coroll Burr stand, auf die Brüstung gestützt, auf dem Balkon über dem Torbogen und betrachtete das Treiben unter

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