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Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Titel: Kali Darad - Königin der Arena (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Martin
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sie einen Verehrer an, doch das Temperament ihrer Gegenwehr schien erloschen zu sein.
    Hektisches Flattern ertönte, als ein Schwarm Tauben von einem Dach in der Nähe aufstieg und in einer weiten Kurve über die Stadt zog. El Kadirs Blick folgte dem Vögeln, bis diese sich wieder auf einem anderen Dach niedergelassen hatten. Der Händler war von klein auf so erzogen worden, dass alles, was passierte – so unbedeutend es auch zu sein schien -, eine tiefere Bedeutung in sich trug. Und so sah er in dem plötzlichen Aufsteigen der Vögel ein Zeichen, dass die Zeit zum Aufbruch gekommen war.
    »Mein lieber Arenaverwalter«, begann er und tätschelte den Stein der Brüstung, »ich werde jetzt aufbrechen. Ich danke Euch für Eure Mühen und wünsche Euch noch eine gute Zeit und ein langes Leben.«
    Der Arenaverwalter stieß sich von der Brüstung ab und reichte dem Händler die Hand. »Euch auch, werter El Kadir. Eine gute Reise und ein langes Leben. Möge Laramir Euren Weg begleiten.«
    El Kadir ergriff dargebotene Hand und erwiderte: »Und den Euren, werter Coroll Burr.«
     
     
    » So, mein Täubchen«, ächzte El Kadir, als er sich auf den Kutschbock sinken ließ und dieser quietschend unter seinem Gewicht protestierte. Mit einem weiteren Ächzen griff er nach vorne und nahm die abgewetzten Zügel in die behandschuhten Hände. Er war gut gelaunt und voller Vorfreude, sein Kater vom Vorabend nur noch eine verblassende Erinnerung. »Mein Täubchen, jetzt geht es los. Wir reisen nach Larrad. Kennst du Larrad?«
    » Nein«, grollte Kali Darad in seinem Rücken durch zusammengebissene Zähne hindurch.
    Ihre Hände – die linke mit langen Krallen bewehrt, die rechte bis zu den Fingerspitzen gestutzt – schlossen und öffneten sich wieder, trachteten danach, sich um seinen fetten Hals zu legen und so lange zuzudrücken, bis endlich das Leben aus seinem widerlichen, schwabbeligen Körper wich.
    Der grauhäutige Mann gab ein gönnerhaftes Geräusch von sich. »Hätte mich auch gewundert. Armes Ding. Aber wir haben ja jetzt genug Zeit zum Reden. Ich werde dir alles über Larrad erzählen, was ich weiß.« Er ließ die Zügel schnalzen und der Wagen setzte sich langsam in Bewegung. »Soll ich dir etwas sagen, mein Schatz? Ich freue mich schon sehr auf unsere Gespräche.«
    Nicht sprechen. Töten. Hass! Ich hasse dich! Ich werde dich töten, Mann! Mit einem grimmigen Knurren wandte sie den Blick vom breiten Rücken ihres Besitzers ab und blickte in die vorüberziehende, winkende Menge.
    Manche der Gesichter erkannte sie von den Tribünen der Arena her wieder. Die rothaarige Frau mit nur einem, eisblauen Auge und den blitzenden Zähnen; der blonde Mann mit dem Schnauzer und dem Spitzbart, der sich das Haar an den Schläfen abrasiert hatte; die ergraute alte Frau, die nur noch einen Zahn im Mund hatte und deren Augen immer geleuchtet hatten wie die eines Kindes, wenn sie – die Große Kali Darad – gesiegt hatte; der schwarzhaarige Junge, der immer jubelnd eine bemalte Holzfigur von ihr wie eine Trophäe in die Höhe gereckt hatte, wenn sie einen Kampf gewonnen hatte. Viele Gesichter, viele Erinnerungen. Und all das musste sie hinter sich lassen, um sich einer Zukunft zu stellen, von der sie sich noch nicht einmal im Ansatz vorstellen konnte, was sie für sie bereithielt. Und genau das machte ihr Angst.
    Ihre Lippen beschrieben eine feine Linie, als sie sich von den teils ihr zujubelnden, teils trauernd zum Abschied winkenden Menschen abwandte und wieder die Schneise entlang starrte, welche die Stadtgarde für den Wagen durch die Menge zog.
    Es dauerte nicht lange, bis sie den Menschenauflauf hinter sich gelassen hatten und ihn nun, wie eine manisch-depressive Prozession, durch die Straßen von Ballamar hinter sich her zogen. Wie der Pilgerzug eines wahnsinnigen Gottes zog der Wagen mit seinem jubelnden und schmerzlich heulenden Gefolge die Nordstraße entlang, bis vor die Tore der Stadt, wo sich die Menschentraube nach und nach immer weiter auflöste, bis auch der letzte und treueste Verehrer zum letzten Mal verabschiedend die Hand hob und mit hängendem Haupt zurück zur Stadt trottete.
    Erst jetzt, wo sie die Beengtheit und den Gestank der Stadt hinter sich gelassen hatten, erwachte Kali Darad wieder aus ihrer Apathie und sah sich neugierig um. Völlig neue und interessante Eindrücke strömten auf sie ein und verlangten alle gleichermaßen nach Beachtung: Die Luft war nicht mehr warm und stickig vom Geruch der steinernen

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