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Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Titel: Kali Darad - Königin der Arena (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Martin
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während er sich ohne ein Wort dicht vor ihrem Käfig nach vorne über den Kutschbock beugte und etwas von dort holte, das wie ein großer schwarzer Knochen aussah. Ihr Schopf fächerte verdutzt auf, als sie den Käfigschlüssel in seiner anderen Hand erblickte. Und dann geschah etwas, was die menschliche Seite ihrer Seele gequält aufschreien ließ. El Kadir benutzte den Bannknochen, um das zu erleben, von dem er insgeheim schon immer geträumt hatte: Er nahm sich das einzige, was sie ihm geben konnte; zwang ihr seinen Willen auf, etwas zu tun, was sie nicht verstand und sie mit tiefster Abscheu erfüllte. Sie wollte sich instinktiv in sich selbst zurückziehen um sich zu schützen, doch selbst das ließ der Bann nicht zu. Und so war sie gezwungen, bei vollem Bewusstsein mitzuerleben, wie ihr Körper wie die Marionette eines kranken Puppenspielers benutzt wurde, während ihre Sinne jeden noch so geringen Eindruck mit grausamer Klarheit wahrnahmen und ihn wie die Klinge eines Mörders wieder und wieder in ihre Seele trieben.
    Vorbei war es mit seinen Prinzipien über ihre köstliche Wildheit, die man nicht brechen durfte. Vorbei war es mit dem erotischen Kribbeln disziplinierter Zurückhaltung. Am Ende blieben nur noch die rohe primitive Lust und die übermächtige Gier nach dem Körper, dessen Formen ihn jede Nacht in seinen frivolen Träumen begleiteten.
    »Oh, wie ich es liebe, mit dir zu spielen«, stöhnte er, als er sich seinem Höhepunkt näherte.
    Sie wollte sich wehren, wollte schreien, doch ihr Wille war nicht mehr der ihre und die Kiefer von der Kraft eines Raubtiers gehorchten ihr nicht mehr.
    Erst, als sich der Schlüssel wieder klirrend im Schloss des Käfigs drehte, löste er den Bann wieder und überließ sie sich selbst. Das Raubtier in ihr wollte seine Fesseln sprengen, gegen die Gitter anrennen und seinen ganzen Zorn aus sich herausschreien... Doch sie blieb einfach nur, wieder in ihren Prangern steckend, stehen und starrte tot und emotionslos hinter ihrem fetten Vergewaltiger her, der sich mit einem wohligen Seufzer auf der anderen Seite des Feuers niederließ und zu essen begann, als wäre nichts geschehen. Während er an einem Stück Dörrfleisch kaute, sah er sie über die knisternden Flammen hinweg an; sie starrte schweigend und regungslos zurück. Nachdem er den zähen Brocken Fleisch mit ein paar Schlucken aus seinem Weinschlauch herunter gespült hatte, warf er ihr geradezu liebenswürdig lächelnd einen Kuss zu und biss erneut in den Fleischstreifen.
    Im Schein des Feuers glitzernde Tränen rannen über ihre bleichen Wangen, bis das Feuer herunter gebrannt und El Kadir schon längst eingeschlafen war. Sie blickte hinauf zu den Zwillingsmonden, die wie zwei riesige Augen am dunklen Firmament stand und kalt und teilnahmslos auf sie herabblickten, und gab keinen Laut von sich. Sie erhoffte sich von irgendwoher Trost, der ihren Schmerz zu lindern vermochte. Einen Schmerz, der stärker war, als jede je geschlagene Wunde. Doch der Himmel schwieg.
     
     
    Ein dumpfer Schlag ließ sie aus ihrem traumlosen Schlaf hochschrecken; verwirrt sah sie sich um. Das Land um sie herum lag immer noch in mondbeschienener Dunkelheit und die Sonne war nur eine vage Andeutung am östlichen Horizont. Eine Bewegung neben dem Wagen ließ sie fauchend herumfahren.
    » Ah, du bist wach, mein Täubchen«, trällerte die vertraute und über alle Maßen verhasste und verabscheute Stimme des Mannes vor ihr. »Ausgezeichnet. Wir werden in Bälde aufbrechen, meine Liebe.«
    El Kadir wirkte, als hätte es die gestrige Nacht nicht gegeben. Oder war er gerade wegen der vergangenen Nacht mit ihren abstoßenden Abscheulichkeiten so widerlich gut gelaunt?
    Ja, Schwein. Sing lauter. Sing noch viel lauter . »Widerlich. Abartig. Ich werde dich töten, du Schwein«, knurrte sie leise durch zusammengepresste Zähne hindurch. »Langsam. Qualvoll.«
    » Na, na, na«, wedelte ihr Besitzer ermahnend mit erhobenem Zeigefinger, »Wer wird den Mund denn so voll nehmen?«
    Das Glucksen, welches dieser, an Geschmacklosigkeit nicht zu überbietenden Anzüglichkeit folgte, war für sie wie ein Schlag ins Gesicht. Erschüttert klappte ihr Mund auf, um sich unmittelbar darauf wieder geräuschvoll zu schließen. Mit einem Mal war ihr eine Sache auf geradezu beängstigende Weise klar geworden: Sie befand sich erst am Anfang einer Pilgerfahrt durch die Hölle. Jede Geste, jedes Wort, ja geradezu jeder Atemzug des grauhäutigen Mannes strahlte nicht

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