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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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brauchten die Männer nur die Decke über ihrem Kopf wegzuziehen und befanden sich dann innerhalb einer kugel-und pfeilsicheren Brustwehr, über die hinweg sie sich verteidigen konnten, ohne sich dem Feind zu sehr auszusetzen. Die primitiv errichteten Wände der kleinen Schutzhäuser waren fest und dicht, denn die Boys, die sie geschichtet hatten, waren kluge Burschen und verfügten über beträchtliche Erfahrung. Der Kalifornien-Handel war ein gefährliches Geschäft; die Männer, die ihn betrieben, wurden im ganzen Land rund um Los Angeles hoch geachtet, und auch die Boys, die sie bedienten, wie in alten Zeiten die Knappen ihre Ritter, erfreuten sich in ihren Heimatorten großen Ansehens.
    Vom Rio Grande wandte die Kolonne sich nordwärts, dem Flußlauf folgend, bis zu dem Flüßchen Chama. Hier überquerten sie den Rio Grande und folgten dem Chama in nordwestlicher Richtung bis zu einem kleinen verschlafenen Dorf aus ungebrannten Ziegelhäusern, Abiquiu geheißen. Sie durchzogen das Dorf und ritten am Ufer des Chama entlang in ein wildes, hügeliges Land, von farbig schillernden Felsen zerrissen und von wüstem Gestrüpp überwuchert; Garnet erfuhr, daß sie hier im Indianerland sei.
    Apachen und Comanchen lebten hier, die wildesten Stämme des Westens. Jedermann im Treck wußte, daß die Roten hinter den Felszacken lauerten und jede Bewegung im Zug beobachteten, um eine günstige Gelegenheit zum Angriff zu erspähen, falls sich irgendwo Unachtsamkeit zeigen sollte. Aber es gab hier keine Unachtsamkeit. Die Männer kannten ihr Geschäft. Sie zeigten in allem, was sie taten, eine solche Ruhe und Sicherheit, daß Garnet keinerlei Furcht verspürte, obgleich sie Oliver vor den Comanchen gewarnt hatte.
    Er hatte ihr erzählt, daß die Comanchen eine hervorragende Kunstfertigkeit darin entwickelt hätten, Menschen zu martern; sie würden darin kaum von jemand übertroffen. Sie pflegten ihre Gefangenen in bestialischer Weise zu zerstückeln, nachdem sie sie vorher halb zu Tode gequält hätten. Er gab ihr eine Pistole und zeigte ihr, wie sie sie tragen müsse, um sie jederzeit griffbereit zu haben. Schon unter den Bäumen des Council Grove hatte er ihr beigebracht, mit Gewehr und Pistole umzugehen; jetzt zu Beginn des zweiten Reiseabschnittes lehrte er sie mit unermüdlicher Geduld, nach der Scheibe zu schießen.
    »Merke dir«, sagte er, »ein richtiger Grenzer ist ein Mensch, der die Gefahr kennt, jederzeit bereit ist, ihr zu begegnen und sich im übrigen ihretwegen keine Gedanken macht. Begriffen?«
    »O ja«, sagte Garnet und nickte entschlossen. Sie mußte unwillkürlich daran denken, was sie vor einem Jahr um diese Zeit getan hatte. Sie war in Rockaway Beach gewesen, hatte in einer kühlen Ecke der Hotelveranda im Liegestuhl gelegen und Limonade geschlürft. Oliver fuhr fort:
    »Wir sind ausgezeichnet bewaffnet und jeden Augenblick auf der Hut. Trotzdem muß ich dich warnen. Sicherheit gibt es nicht. Aber ich denke, du bist klug und beherzt genug. Du wirst also ständig die Pistole an der Hüfte tragen, aber du wirst keinen Schlaf versäumen, um darüber nachzudenken, warum du sie trägst.«
    Garnet versprach es. Während sie zwischen den schillernden Felsen dahinritten, dachte sie oft, daß es ihr ohnehin ganz unmöglich sei, aus irgendeinem Grunde Schlaf zu versäumen. Wann immer sie aus dem Sattel stiegen, um zu rasten, sie war jedesmal so erschöpft, daß sie unverzüglich in Schlaf fiel, sobald sie sich niedergelegt hatte.
    Auch Florinda trug eine Pistole an der Seite. Garnet fragte sie eines Tages, während sie am Ufer des Chama River dahinritten, ob Penrose sie auch vor den Comanchen gewarnt habe.
    »Ja«, entgegnete Florinda, »das hat er. Und ich muß sagen, es hörte sich nicht gerade beruhigend an, was er erzählte. Er meinte, wenn sie einen von uns fingen, würden sie eine Art Freudenfest veranstalten und ihr Gäste damit erheitern, daß sie uns in kochfertige Stücke zerlegen.«
    »Waren Sie nicht furchtbar erschrocken?«
    »Oh, ich glaube schon, daß ich ein bißchen erschrocken war. Aber dann sagte ich mir, daß die Trecks bisher immer gut durchgekommen sind. Warum also sollte ausgerechnet unser Treck nicht durchkommen?«
    »Das habe ich mir auch gesagt«, versetzte Garnet. »Bisher ist nie etwas Ernsthaftes passiert.«
    »Ich bin überzeugt, daß auch uns nichts passieren wird. Unsere Jungens wissen genau, was sie zu tun haben.«
    Garnet sah mit hoher Achtung und rückhaltloser Bewunderung auf all

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