Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
Vom Netzwerk:
mir erspart, und ich hoffe, es wird mir auch weiter erspart bleiben. Er ist nicht mehr in der Stadt. Er hielt es hier wohl nicht mehr aus. Jedenfalls weigerte er sich, auf den großen Treck zu warten, der demnächst zurückgeht. Er brach allein auf. Er wollte keinen Menschen mehr sehen.«
    »Wissen Sie, Florinda, Sie haben Bartlett nicht gerade sehr anständig behandelt.«
    »Hatten Sie das etwa von mir erwartet?«
    »Ich hatte nicht gedacht, daß Sie ihn dem allgemeinen Gelächter preisgeben würden.«
    »Hölle und Frikassee!« sagte Florinda, »wenn der Mann klug genug gewesen wäre, über sich selber zu lachen, anstatt mir beinahe die Kiefer auseinanderzuschlagen, dann hätte niemand über ihn gelacht. Ich hätte schreien können, aber nicht vor Schmerz, sondern vor Freude, als er mir ins Gesicht schlug. Einen Augenblick hatte ich gedacht, er würde es nicht tun. Aber dann tat er es doch, und im gleichen Augenblick fühlten sich alle anwesenden Männer als meine Beschützer, und er hatte verspielt. Männer haben es gern, wenn ein Mädchen ihnen das Gefühl verschafft, sie seien tapfere Kerle, ohne gleich den Beweis der Tapferkeit zu verlangen.« Sie erhob sich. »Es wird spät, Garnet«, sagte sie, »ich muß aufbrechen und Mr. Penrose faszinieren. Ach, die Silberknöpfe –
    Garnet reichte sie ihr. »Wollen Sie sie Mr. Bartlett zurückgeben?« fragte sie.
    »Zurückgeben? Warum? Ich denke gar nicht daran. Ich will sie mir ans Kleid nähen. Warum, zum Teufel, sollte ich sie zurückgeben?«
    »Warum –? Nun, ich dachte –
    »Aber seien Sie doch nicht närrisch, Garnet!« sagte Florinda. »Sie sind aus echtem Silber.«
    Sie nahm die Knöpfe und verabschiedete sich. Garnet setzte sich wieder zu ihrem Brief. Sie schrieb:
    »In zwei oder drei Tagen verlassen wir Santa Fé und machen uns auf nach Kalifornien. Oliver meint, wir würden seine Ranch etwa am 1. November erreichen. Mein Gesundheitszustand ist ausgezeichnet. Oliver ist der treusorgendste Liebhaber und Ehemann, den sich ein Mädchen nur wünschen kann, und ich bin sehr glücklich. Viele liebe Grüße, auch für die Jungen –
    Sie schüttelte nachdenklich den Kopf. Es war ein langer Brief geworden, aber es war ihr, als habe sie von den eigentlichen Dingen, die sich mit ihr begeben hatten, seit sie New York verließ, nicht ein Wort geschrieben.
    Sie wünschte sehr, sie hätte mit Vater und Mutter sprechen können, statt ihnen schreiben zu müssen. Sie hätte ihnen gern von der sonderbaren Scheu erzählt, von der Oliver befallen schien, sobald die Sprache auf seinen Bruder Charles kam. Vielleicht begriffen sie leichter als sie, was sich möglicherweise dahinter verbarg. Aber nein! Auffahrend wies sie den Gedanken zurück. Es wäre ihr wie schamloser Verrat an Oliver vorgekommen. Sollte es sich herausstellen, daß Olivers Charakter irgendwelche bedeutsamen Schwächen aufwies, dann war es ausschließlich ihre Sache, damit fertig zu werden. Sie unterschrieb den Brief, faltete ihn und holte eine Stange Siegellack aus der Lade, um ihn zu verschließen.
    Am 10. August 1845 verließen sie Santa Fé und ritten nordwärts zum Rio Grande del Norte. Sie befanden sich auf dem Wege nach Kalifornien.
    Achtzehntes Kapitel
    Die Los-Angeles-Händler verwendeten keine Wagen. Nach Kalifornien reiste man im Sattel.
    Die Männer ritten auf Mauleseln. Maulesel waren in diesen Gegenden besser als Pferde. Indessen waren Garnet und Florinda als Tribut ihres Geschlechts und ihrer städtischen Herkunft je drei kleine kräftige Stuten zur Verfügung gestellt worden. Garnet nannte ihre Stuten Daisy, Sunny und Kate, Florinda die ihren: Amaryllis, Gloriana und Celestine. »Ich liebe schöne, klangvolle Namen«, sagte sie.
    Es waren zweihundert Menschen und etwa tausend Maulesel, die sich auf dem Treck befanden; mitgetrieben wurde eine Schafherde, um die Karawane laufend mit Frischfleisch zu versorgen. Büffel waren hier nicht mehr zu erwarten. Die Packmulis waren bis zur Grenze ihrer Tragfähigkeit mit Decken, Silber und allerlei amerikanischen Waren beladen, die man in Santa Fé eingekauft hatte. Die Herren des Trecks waren achtzehn Händler, sechs eingeborene Kalifornier und zwölf Yankees. Der Rest der Kolonne bestand aus Maultiertreibern und Arbeitern, meistens Mexikanern; auch zehn Frauen befanden sich beim Zug.
    Unter den Frauen waren Garnet und Florinda die einzigen Amerikanerinnen. Zwei der kalifornischen Händler hatten ihre eigenen Frauen mit, und zwei Yankeehändler wurden von

Weitere Kostenlose Bücher