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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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nicht jedesmal schlappmachen, wenn etwas geschieht, das mich an meine Brandwunden erinnert. Ich muß mich daran gewöhnen.«
    Es wurde still zwischen ihnen. Florinda beschäftigte sich mit ihrem zerzausten Haar. »Wie geht es Garnet jetzt?« fragte sie nach einer Weile.
    »Ich denke, sie wird schlafen. Oliver hat ihr einen ordentlichen Schluck Whisky eingeflößt, und sie ist keinen Alkohol gewöhnt.«
    »Ich werde zu ihr gehen und mich neben sie setzen. Sie wird sich sehr elend fühlen, wenn sie erwacht.«
    Sie zog ihre Handschuhe an, sah zu den grasenden Mauleseln hinüber und dann wieder auf John.
    »John«, sagte sie, »warum wollten Sie nicht, daß Garnet nach Kalifornien geht?«
    »Ich habe es Ihnen doch schon gesagt«, versetzte John. »Es ist eine Sache, die mich nichts angeht.«
    »Wollen Sie nicht für einen Augenblick mal vernünftig sprechen? Meinen Sie, daß es Ärger oder irgendwelche Schwierigkeiten für sie gibt?«
    »Ich fürchte, ja.«
    »Welcher Art sind die Schwierigkeiten, John?«
    »Ich denke, Mrs. Hale wird es Ihnen selbst sagen, wenn es soweit ist.«
    »O Ratten und Teufel!« sagte Florinda. »Einstweilen ahnt sie es doch selber nicht. Was immer Sie ihr auch gesagt haben mögen, um sie zu ängstigen, Oliver scheint sie völlig beruhigt zu haben. Sie scheint vollkommen glücklich.«
    »Vielleicht bleibt sie es. Ich jedenfalls kann nichts daran tun, und Sie können es auch nicht. Ich hoffe, Sie werden ihr auch weiter befreundet bleiben. Es ist da sonst kaum ein Mensch, auf den sie im Ernstfall zählen kann.«
    Florinda lächelte ihn ein wenig ironisch an. »Ich frage mich, was Oliver wohl zu dieser Bemerkung sagen würde.«
    »Ich glaube, daß Oliver sich bequemerweise angewöhnt hat, überhaupt nicht zu denken«, bemerkte John kurz.
    Florinda spielte mit den Fingern im Gras herum. »Er ist ganz verrückt nach ihr, John.«
    »Ja, das ist er. Er liebt sie zweifellos. Deshalb geht vielleicht alles gut.«
    »Da ist also etwas. Sie wissen es, aber Sie können nichts dagegen tun, und weil Sie das nicht können, deshalb wollen Sie auch nicht darüber sprechen?«
    »Ganz recht. Und deshalb ist es am besten, Sie sprechen auch nicht mehr davon. Kümmern Sie sich lieber um Ihre eigenen Angelegenheiten.«
    John stand auf. »Gehen Sie zum Lager zurück«, sagte er. »Die Köche sind schon bei der Arbeit. Eine Schüssel Atole würde Ihnen jetzt guttun.«
    Er reichte ihr die Hand, und sie zog sich daran hoch. »Kommen Sie auch?« fragte sie.
    »Nein, noch nicht. Ich muß mir noch einen Verband machen.«
    Florinda ging zum Lager zurück. Sie fand Garnet auf ihrer Decke liegend und schlafend. Sie ging zum Feuer, holte sich eine Schüssel Atole und setzte sich neben die Schlafende. Mr. Penrose ging in der Nähe vorüber. Er trug ein paar Lederriemen in der Hand, die er geflickt hatte. Er winkte ihr zu, und sie winkte strahlend zurück.
    »Wie geht es dir?« rief Penrose.
    »Danke, ausgezeichnet«, sagte Florinda. »Ich wollte immer schon wissen, wie es in einer Indianerschlacht zugeht.«
    Mr. Penrose lachte und ging zum Weideplatz der Maulesel hinüber.
    Florinda sah ihm mit einem schiefen Lächeln nach. Wenn er sie einmal für eine Art Kreuzung zwischen einem Puppenbaby und einer Göttin gehalten hatte, so tat er dies sicher schon lange nicht mehr. Sie hatte ihm allerlei Unsinn zu schlucken gegeben. Im Zusammenhang mit den Brandnarben an ihren Händen und Armen hatte sie ihm eine rührende Geschichte erzählt. Danach hatte eine weniger schöne und weniger erfolgreiche Bühnenkollegin eines Tages in einem Anfall rasender Eifersucht mit einer brennenden Lampe nach ihr geworfen, um ihr das Gesicht zu ruinieren. Sie hatte die Lampe zurückgeworfen und dadurch das Kostüm der Kollegin in Flammen gesetzt. »Was konnte ich tun?« hatte sie dem entsetzt zuhörenden Penrose mit tragischem Augenaufschlag gesagt; »ich riß die lichterloh Brennende zu Boden und wälzte sie so lange herum, bis die Flammen erstickten. Sie trug trotzdem schwere Brandwunden davon, und was dabei mit meinen Armen und Händen geschah, das sehen Sie ja.«
    Mr. Penrose hatte beinahe Tränen vergossen. Er war zu der Meinung gekommen, sie sei der edelste Mensch unter der Sonne.
    Florinda betrachtete ihn mit einer Art gutmütiger Verachtung. Sie war willens, ihn sobald als möglich loszuwerden. Aber vorerst mußte sie mit seiner Hilfe nach Kalifornien kommen und herauszukriegen suchen, wie ein Mädchen in dem fremden merkwürdigen Lande zu leben

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