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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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für mich getan, als Sie je ahnen können. Wer weiß, was aus mir geworden wäre und wo ich jetzt steckte – ohne sie.«
    »Wenn Mrs. Hale Ihnen je eine Freundlichkeit erwies, so bin ich sicher, daß sie nie daran gedacht hat, dafür entlohnt zu werden«, versetzte John Ives kurz. »Das meinte ich nicht. Aber da Sie Freundinnen sind, hatte ich gedacht, daß Sie sich ihr gegenüber auch wie eine Freundin benehmen würden.«
    Florinda schluckte. »John«, flüsterte sie, »glauben Sie wirklich, es wäre leichter für sie, wenn ich dabei bin?«
    »Ja, das glaube ich gewiß.«
    »Dann werde ich gehen«, sagte Florinda.
    Es schüttelte sie. Er sprang auf sie zu und half ihr auf die Füße. »Gut«, sagte er, »danke!«
    Florinda antwortete nicht. Sie gingen am Bach entlang, an den Männern vorüber, die noch immer mit dem Anpflocken der Maulesel beschäftigt waren, bis zu dem Felsen, wo Garnet auf ihrer Decke lag. Garnets Augen waren geschlossen. Florinda kniete neben ihr nieder und strich ihr sacht über die Stirn. »Ich bin da, Garnet«, sagte sie leise.
    Garnet riß die Augen auf. »O Florinda«, flüsterte sie, »ich bin froh, daß Sie da sind. Wo waren Sie?«
    »Nur einen Augenblick am Wasser. Ich hatte doch meine Flasche ausgegossen vorhin.« Sie näßte wieder das Tuch. »Ich werde Ihnen den Kopf kühl halten, Garnet.«
    »Werden Sie bei mir bleiben?«
    »Gewiß bleibe ich da.« Sie wandte sich, ohne aufzublicken, John und Oliver zu. »Wie ist es, Boys«, sagte sie, »die Sonne hat sich verschoben, seit Garnet hier liegt. Können wir die Decke nicht etwas in den Schatten ziehen, ohne ihr weh zu tun? Ja, so. Ich werde ihr laufend Stirn und Gesicht kühlen.«
    Während der feuchte Stoff ihr die Stirn kühlte, hörte Garnet Texas rufen: »Fertig?«
    »Fertig!« rief John zurück, und zu Garnet gewandt: »Mrs. Hale?«
    »Ja?« flüsterte Garnet atemlos vor Schreck.
    »Wir werden Sie jetzt halten müssen«, sagte John, »damit Sie nicht zufällig zusammenzucken und noch eine Extrabrandwunde bekommen. Legen Sie Ihren Kopf auf mein Knie. So. Drehen Sie ihn herum, damit Sie nicht sehen, was geschieht.«
    Garnet preßte ihr Gesicht gegen Johns harten Schenkel. Oliver lag halb neben ihr und hielt ihren Körper mit dem Arm umschlungen, um sie festzuhalten. Florinda ergriff ihre rechte Hand und umklammerte sie fest, ihr zärtlich das Haar streichelnd. »Garnet«, flüsterte sie, »in einer Minute ist alles vorbei. Schreien Sie ruhig. Brüllen Sie, wenn es nicht anders geht.«
    Garnet hörte John dicht über sich sagen: »Tun Sie das, Mrs. Hale. Wenn man das mit mir machte, ich würde brüllen, daß man es in Los Angeles hörte.«
    Garnet schloß die Augen. Sie spürte, wie Texas ihren verwundeten Arm anhob; die Bewegung verursachte ihr einen stechenden Schmerz. Sie dachte: Ich darf nicht schreien. Ich glaube nicht, daß John schreien würde, und ich will es auch nicht. Ich muß auf irgend etwas beißen. Warum habe ich mir nicht etwas geben lassen, worauf ich beißen könnte? Ich werde in Johns Hose beißen.
    Sie umklammerte mit der Rechten Florindas Hand und preßte, so fest sie es vermochte, die Finger zusammen. Florindas Handschuh war klebrig von Schweiß. Die in dem Handschuh steckende Hand erwiderte tröstend den Druck. Garnet öffnete die Zähne und suchte den Stoff von Johns Hose zu erfassen; der Stoff war sandig und rauh. Jetzt! dachte sie fiebernd, eine Minute! In einer Minute ist es vorbei. Ich werde hart zubeißen, und ich werde nicht schreien.
    Sie fühlte, wie Texas den zerfetzten Ärmel ihres Kleides ganz herunterriß. Mit aller Kraft grub sie ihre Zähne in Johns Hosenbein. Im gleichen Augenblick spürte sie das Eisen.
    Ein höllischer Flammenbiß zerriß ihr den Arm. Das Feuer breitete sich mit rasender Geschwindigkeit aus, fraß sich über ihren Hals und quer über den Rücken und biß durch bis zu den Zehenspitzen. Sie bäumte sich, ihre Muskeln zuckten, sie fühlte Johns und Olivers Hände, die sie wie in einem Schraubstock hielten. Es gab ein zischendes Geräusch, während das Eisen ihr ins Fleisch drang, einen widerlich süßen Geruch und, während sie die Zähne mit aller Gewalt zusammenpreßte, einen bitter salzigen Geschmack in ihrem Mund. Sie fühlte, daß die Tränen aus ihren Augen rollten und daß aus allen Poren ihres Körpers Schweißströme rannen. In ihrer Kehle war ein widerlich klebriges Zeug; sie preßte Florindas Hand, als wolle sie ihr die Knochen zerbrechen. Die Flamme fraß sich durch

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