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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Wohnzimmer zu sehen. Aber das dauerte nicht lange, dann fing sie an zu lächeln und tat süß und freundlich mit mir. Zwei Diener brachten einen großen Sessel angeschleppt, in den setzte sie sich, dabei zitterten die Fransen, und ihre Fettmassen kamen in Bewegung, und die Ketten und Armbänder machten ein Konzert. Mr. Kerridge reichte ihr einen Becher Wein und ein paar Kekse, und dann begann John seine Geschichte zu erzählen. Er sprach erst englisch zu Mr. Kerridge gewandt, dann übersetzten sie beide das Gesagte für Doña Manuela. Mr. Kerridge verstand natürlich auch Spanisch, aber John wollte, daß ich verstehen sollte, was er sagte, darum erzählte er erst alles englisch.
    Er sagte, ich sei eine verheiratete junge Dame aus den Staaten, die in Begleitung ihres Gatten nach Kalifornien gereist sei. Unterwegs hätten wir dann Schwierigkeiten mit den Diggern gehabt, und bei der Gelegenheit sei mein Gatte getötet worden. Nun säße ich armes Ding hier allein in dem fremden Land, völlig erschöpft und zerrüttet von den furchtbaren Strapazen in der Wüste und halbtot vor Jammer und Schmerz. Er habe mich hierhergebracht, weil er hoffte, Mr. und Mrs. Kerridge würden mir erlauben, bis zur Wiederherstellung meiner Gesundheit und bis zur Ausheilung meines gebrochenen Herzens bei ihnen zu bleiben.
    John sprach in einem sehr ernsten Ton, aber ab und zu sah er mich aus den Augenwinkeln heraus an, als wollte er prüfen, ob ich mit dem, was er erzählte, auch einverstanden sei. Mr. Kerridge hörte ebenso ernsthaft zu, aber dann maß er mich einmal mit einem langen, prüfenden Blick, und ich denke, daß er nicht ein einziges Wort von Johns Geschichte glaubte. Aber sie übersetzten das Gesagte dann Doña Manuela, und die glaubte alles.
    Sie stand auf, und alles an ihr wogte und wackelte; sie kam zu mir herübergewatschelt und setzte sich neben mich auf die Wandbank. Sie umschlang mich mit ihren großen, fetten Armen und nahm mich auf den Schoß und bettete meinen Kopf an ihrem riesigen Busen, ganz so, als wäre ich ein Baby und sie die Mutter. Für mich war es so, als sänke ich in ein warmes, weiches Federbett hinein. Und ich war so entsetzlich müde, daß ich mich auch ruhig sinken ließ. Nun streichelte und hätschelte sie mich und sprach zu mir, was ich nicht verstand, aber es klang alles so sanft und so süß, und ich war so müde und wußte mir nicht zu helfen und legte schließlich meinen Arm um ihren fetten Hals und gab ihr einen Kuß.
    Nach eine Weile sagte Doña Manuela etwas auf spanisch zu ihrem Mann. Da half mir Mr. Kerridge von ihrem Schoß wieder herunterzukommen, und dann klatschten beide ganz schnell hintereinander in die Hände. Darauf ging die Tür auf, und mehrere Diener und Dienerinnen kamen hereingestürzt und ein ganzer Schwarm Kinder jeden Alters. Die tanzten und sprangen um mich herum und bestaunten mich und lachten und schwätzten allerlei, wovon ich nichts verstand. Doña Manuela gab einem der Kinder einen Schlag auf die Wange, ich weiß nicht, warum, und gleichzeitig schlug sie mit der anderen Hand wütend nach einer Dienerin, und während der ganzen Zeit schrie sie Befehle mit einer Stimme, daß ich Angst hatte, die Decke würde einstürzen. Da fingen alle an, umherzurennen, durcheinanderzulaufen und übereinanderzufallen und allerlei kleine, ganz nutzlose Dinge zu tun, und das alles in sehr großer Eile, als wäre Feuer im Haus, und Doña Manuela rannte wie eine Wahnsinnige im Zimmer herum, daß alles an ihr wogte und klimperte und rasselte. Und sie schrie fortgesetzt Befehle, und jeder, der ihr in den Weg kam, bekam einen Schlag. John und Mr. Kerridge traten höflich schweigend in den Hintergrund zurück, und ich stand ganz still und sah mir den Zirkus mit an und hatte keine Ahnung, was das alles bedeuten sollte.
    Aber die Dienerschaft hatte offenbar begriffen, was Doña Manuela wollte. Ich weiß nur, daß ich bei den Armen ergriffen und durch die eine ganze Zimmerflucht geschleppt wurde, und dann befand ich mich in einem Schlafzimmer, und die Mädchen, die mich geführt hatten, legten mich auf ein Bett. Doña Manuela kam selbst und zog mich aus, und dabei schrie sie fortgesetzt mit den Mädchen, und die brachten ihr in großer Eile Kekse und Wein, und sie aß und trank, während sie schrie und mich auszog.
    Meine Liebe, von dem Augenblick an, wo diese Frau mich zum erstenmal angefaßt hatte, war ich vollkommen und absolut hilflos. Sie zog mich aus und rollte mich in das Bett, deckte mich

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