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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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rundherum zu und begann mich mit dem Löffel zu füttern. Sie behandelte mich genau so, als wäre ich drei Monate alt. Ich schluckte und ließ alles geschehen, und schließlich zog sie mir ein schönes weiches Nachthemd an und deckte mich wieder bis zum Kopf zu. O Garnet, ich war so müde, daß mir die Kinnladen herunterfielen, und ich fühlte mich so elend, daß ich mich fragte, ob ich den kommenden Tag wohl noch erleben würde. Ich lag flach auf dem Rücken, bewegungslos wie eine Stoffpuppe, und ließ alles geschehen. Doña Manuela wackelte umher und wogte und klimperte und klatschte in die Hände und schrie, und es kam noch ein Mädchen herein und brachte eine große Schüssel mit Fleischbrühe für mich.
    Ich war schon so satt, daß ich zu platzen fürchtete, aber sie schob mir einen Löffel nach dem anderen in den Mund, und ich schluckte. Ich dachte eben, nun müsse ich sterben vor Überfütterung, da entstand ein Geräusch an der Tür, und ich hörte Männerstimmen. Und dann ging die Tür auf, und zwei junge, sehr gut aussehende und elegant gekleidete Kalifornier kamen herein. Sie waren aber noch nicht ganz über die Schwelle, da sprang Doña Manuela schon auf, stürmte auf sie zu und schlug ihnen mit voller Wucht links und rechts ins Gesicht, daß ich dachte, das Hirn müsse herauskommen. Die beiden jungen Herren waren, wie ich später erfuhr, Doña Manuelas Söhne. Sie waren wohl gekommen, um die fremde Yankee-Dame zu betrachten; aber obgleich ich bis zum Hals verhüllt war, zögerte ihre Mutter nicht, sie durchzuprügeln, weil sie gewagt hatten, sich eine Dame im Bett ansehen zu wollen. Und, ob Sie es glauben oder nicht, Liebe, diese beiden erwachsenen jungen Herren nahmen die Schläge widerstandslos entgegen, entschuldigten sich mit höflichen Worten und gingen hinaus. Doña Manuela aber setzte sich wieder zu mir ans Bett und streichelte mir die Stirn so sanft, daß ich dachte, ein Engel berühre mich. Ich konnte es aber nicht mehr ertragen, Garnet, ich konnte mich nicht länger beherrschen; ich drehte mich um und lachte in die Kissen.
    Doña Manuela trank noch einen Becher Wein und aß ein paar Kekse, und dabei streichelte und tätschelte sie mich und summte vor sich hin, und das tat sie so lange, bis ich eingeschlafen war. Es war Morgen, als ich aufwachte, aber sie hatten das Fenster meines Zimmers abgedunkelt. Auf dem Tischchen neben meinem Bett stand schon ein Imbiß bereit: ein Stück Braten, frisches Brot, zwei Orangen, eine Weintraube und eine Schüssel mit Bohnengemüse. Das alles stand da, für den Fall, daß ich es nötig hätte, meine Kräfte vor dem Frühstück zu stärken.
    Dies also, liebe Garnet, war der Beginn der bemerkenswertesten Periode meines ganzen Lebens. Ich habe nie zuvor etwas Ähnliches wie diesen Haushalt erlebt.
    Mr. Kerridge ist ein sehr würdevoller Herr, aber manchmal, wenn er mich ansieht, merke ich, daß auch eine ganze Portion boshaften Humors in ihm steckt. Er hat Doña Manuela geheiratet, als sie fünfzehn Jahre alt war; danach hat sie in kurzen Abständen ein Kind nach dem anderen bekommen, und nun ist sie schrecklich traurig, daß sie keins mehr bekommen kann. Ihr Haus ist immer voll fremder Leute. Jeder, der in der Nähe der Ranch umherreist, kehrt hier für eine Nacht und manchmal auch für längere Zeit ein. Deshalb laufen ständig allerlei Leute, Männer und Frauen und zahllose Kinder und Diener und Dienerinnen, herum, und kein Mensch kann auseinanderhalten, wer zu wem gehört, aber Doña Manuela regiert mühelos den ganzen Zirkus. Mr. Kerridge versorgt ruhig und würdevoll seine Ranch, und Doña Manuela rast wie ein Gewittersturm im Haus herum, schreit Befehle und verprügelt Kinder, und gnade Gott dem, der sich in ihrer Nähe nicht schnell genug bewegt.
    Ach, Liebe, es war das erstemal in meinem Leben, daß mich jemand wie ein Baby behandelte; ich fand es wunderbar. Aber ich konnte unmöglich alles essen, was sie mir brachte oder vorsetzen ließ. Ich tat mein Bestes, weil sie so reizend war, und außerdem, weil ich Angst hatte, sie würde mich auch prügeln, wenn ich nicht genug äße. Aber sie schlug mich nicht, wenn ich nicht mehr essen konnte; sie sah mich nur besorgt an und schalt mit den Mädchen, weil sie meinte, das Essen, das sie mir brachten, sei nicht gut genug. Sie jagte sie hinaus und befahl ihnen, mir bessere Sachen zu kochen, damit mein schlechter Appetit angeregt werde. So kam es denn, daß ich mich sehr bald wohler und wohler fühlte, und

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