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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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wie Sie es oft an ihm gesehen haben. Er ging dann erst einmal weg, um nachzudenken, wie er mir sagte, und dann kam er zurück und erklärte mir, worüber er nachgedacht hatte. Silky wird keinen Treck mehr mitmachen. Er findet die Arbeit zu schwer und zu anstrengend, und er hat sich ein nettes kleines Kapital zusammengespart, so daß er es auch nicht mehr nötig hat, durch die Wüste zu ziehen. Er hat in Los Angeles eine Bar mit Spielsalon eröffnet und bot mir nun an, bei ihm zu arbeiten. Er meinte, ich könnte die Drinks servieren und den Gästen etwas vorsingen. Ich fand das eine großartige Idee und sagte Silky gleich, daß ich bereit sei, sein Angebot anzunehmen. Es ist eine rein geschäftliche Abmachung. Deshalb können Sie jederzeit, wenn Sie nach Los Angeles kommen, nach Silkys Bar fragen, dort werden Sie mich finden.
    Liebste, ich muß den Brief jetzt beenden, denn John will morgen früh abreisen; er will ihn heut abend noch haben. Ich hoffe, Sie sind glücklich. Sie werden niemals ganz wissen können, wie dankbar ich Ihnen bin für alles, was Sie an mir taten. Ich liebe Sie sehr, Garnet, und bin und bleibe Ihre treue Freundin
    Florinda Grove.«
    Siebenundzwanzigstes Kapitel
    Goldenes Licht hing zwischen den Bergen und füllte das Tal, in welchem die Gebäude der Hale-Ranch lagen. Obgleich die Sonne heiß vom Himmel herunter brannte, war es im Schatten nahezu kalt. Die Luft war von einer gläsernen Klarheit; in der Sonne schienen Eiskristalle zu glitzern.
    Garnet saß, auf die zurückgelehnten Hände gestützt, im Gras in der Nähe eines Orangenbaumes. Das gläserne Licht vergoldete die harten und starren Linien des Herrenhauses und milderte die nüchterne, unpersönliche Kühle, die von diesem Gebäude ausstrahlte. Die Orangenbäume prangten in voller Blütenpracht; ihr schwerer, würziger Duft füllte die Luft. Die Abhänge der Berge schienen von blauen und goldenen Teppichen bedeckt; Myriaden von Blumen zogen sich in endlosen Feldern bis zu den Gipfeln hinauf. Die schneebedeckten Bergspitzen standen weißglühend vor dem tiefblauen Horizont. Das alles zusammen war so märchenhaft schön, daß der Anblick fast schmerzte.
    Garnet vernahm das Geräusch von Pferdehufen. Sich umwendend, erblickte sie John Ives. John war seit einer Woche auf der Ranch; er hatte ihr Florindas Brief gebracht. Er sprang jetzt vom Pferd, warf die Zügel einem mit ihm gekommenen Boy zu und stand da, den Blick auf die fernen Gebirgsketten gerichtet, als vermöchte auch er den Anblick von so viel Schönheit nicht zu fassen. Garnet dachte: Ob er wohl jemals eine Frau auf solche Weise gesehen hat?
    Bei einer Wendung des Kopfes erblickte er sie. Ein Lächeln trat auf seine Züge. Er zog den Hut und grüßte: »Guten Morgen!«
    »Guten Morgen!« sagte Garnet. Und nach einer kleinen Pause: »Wo waren Sie während des Frühstücks?«
    »Schon ein Weilchen draußen. Ich mußte nach ein paar Kälbern sehen.« Er kam langsam heran. Garnet sah seine kühlen, grün schimmernden Augen und sein ernstes Gesicht. Er ist mein Freund, dachte sie; er hat es zwar niemals gesagt, aber ich weiß es. Oh, sie hatte sich so einsam und verlassen gefühlt in den letzten Monaten, immer bemüht, ihren veränderten Zustand verborgen zu halten. Es war gut, daß John da war. »John«, sagte sie, »ich muß Sie noch um Entschuldigung bitten.«
    »Mich? Wieso?« fragte John und setzte sich zu ihr ins Gras.
    Garnet wies mit der Hand nach den blumenbedeckten Berghängen. »So hatten Sie mir Kalifornien gemalt«, sagte sie, »denken Sie noch daran? Dann kam ich im vorigen Herbst hierher und sah nichts als nacktes, graubraunes Land. Ich war entsetzlich enttäuscht. Und ich dachte, Sie hätten mir ein Phantasiebild gemalt.«
    John zupfte eine Handvoll wilden Hafers aus dem Gras und begann die Ähren abzuziehen. »Die Schuld liegt bei mir«, lächelte er. »Ich hätte es Ihnen sagen müssen. Aber auf dem Treck sah ich Kalifornien immer so, wie es sich uns jetzt präsentiert. Übrigens« – das Lächeln in seinem Gesicht vertiefte sich – »blieben Sie hier, Sie würden in ein oder zwei Jahren auch der dürren und trockenen Jahreszeit manches abzugewinnen wissen. Das Land hat auch dann seine Schönheit.«
    Das werde ich niemals erfahren, dachte Garnet, und ich will es auch nicht. In einem Monat werde ich schon wieder auf dem Wege nach Osten sein. Sie sah versonnen auf die Blüten gelben Mohns, die zwischen dem wilden Hafer wuchsen.
    »Florinda schrieb mir, Sie hätten Ihre

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