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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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wunderbarer Duft. Sie küßte mich, und ich konnte den Pelz an meiner Wange fühlen.«
    »Oh, Nick, wie das klingt! Ich kann nicht immer ›hübsches Tier‹ zu Ihnen sagen und ich kann Ihren Namen nicht aussprechen, aber ich werde Nick sagen. Oh, Nick, erzählen Sie mehr von Ihrer Mutter. Wann starb sie?«
    »Ich war fünf Jahre alt.«
    »War sie immer so zerbrechlich und zart?«
    »Zart? Zerbrechlich? Das war sie nicht. Sie war nie krank. Sie ritt jedes Pferd, das kein anderer reiten konnte, und sie fuhr ihren eigenen Schlitten durch den Schneesturm. Dann kam sie herein und hatte ganz rosige Wangen, und in ihrem Pelz hingen Schneeflocken und sie hob mich und hielt mich mit beiden Händen hoch. Sie war sehr stark. Sie lachte mich an und ich lachte auch, weil – ihre Kleider waren so kalt und ihre Wangen waren so warm, wenn sie mich umarmte. Warum denken Sie, sie sei gewesen zart und gebrechlich?«
    »Sie sagten, sie sei jung gestorben.«
    »Sie wurde abgeworfen von einem wilden Pferd. Kein Mann konnte reiten das Pferd, aber sie sagte, sie könne es. Sie sprang auf den Rücken des Pferdes und lachte, und alle hörten das Lachen, als das Pferd mit ihr davonjagte. Auch mein Vater lachte. Er war sicher, sie könnte das Pferd reiten; sie hatte jedes Pferd reiten können. Aber dann hörten sie ihren Schrei, und es war alles vorbei. Sie fanden sie, wo das Pferd sie abgeworfen hatte.«
    »O Nick, wie entsetzlich!«
    »Es war nicht schrecklich für sie, Florinda. Es war schrecklich für meinen Vater und für mich. Für sie war es, was sie gewollt hatte. Wir alle müssen sterben. Sterben ist nicht schlimm. Es ist gut, wenn man kann sterben, wie man es wünschte, ohne Furcht. Es ist schrecklich, in Furcht sterben zu müssen.«
    Florinda lächelte verwirrt. »Sie waren fünf Jahre, als das geschah? Sie können mit fünf Jahren nicht darüber nachgedacht haben. Wer sagte es Ihnen?«
    »Mein Vater.«
    »Aber Sie sagten, für ihn sei es schrecklich gewesen. Wie konnte er dann so darüber denken?«
    »Mein Vater – er war sehr gut. Ebenso wie sie«, sagte Nikolai, »und er war sehr tapfer und stark. Er nahm mich auf die Knie und sagte mir, wie stark und tapfer meine Mutter gewesen sei, und er sagte, auch ich müsse werden so tapfer und stark. Ich liebte sehr meinen Vater und er liebte mich. Darum – er hat mich mitgenommen nach Amerika.«
    »Und dann starb auch er und ließ Sie hier draußen allein«, sagte Florinda mitfühlend. »Haben Sie sich sehr einsam gefühlt, Nick?«
    »Zuerst wohl. Ich war ein sehr kleiner Junge. Aber die Trapper waren sehr freundlich zu mir. Es gefiel mir gut in Fort Ross. Es gefällt mir auch hier, aber ich möchte nach Rußland gehen und sehen, wie es dort ist. Es ist da viel in Rußland, woran ich denken muß.« Es entstand ein längeres Schweigen, dann sagte Nikolai Grigorievitch: »Möchten Sie sehen etwas sehr, sehr Schönes, was meiner Mutter gehört hat?«
    »Oh! Was ist es? Ich würde es sehr gern sehen.«
    Nikolai knöpfte seinen Hemdkragen auf und holte eine lange goldene Kette mit einem Anhängsel heraus. »Es ist eine Ikone«, sagte er.
    »Eine – was?« fragte Florinda.
    »Eine Ikone. Ein Heiligenbild. In der orthodoxen Kirche Rußlands nennt man das so.«
    »Nennt man die Kirche, die Sie in Rußland haben, orthodox?«
    »Ja. Sehen Sie.« Er nahm die Kette ab und zeigte ihr, was daran hing. Es war das ein medaillonartiges Kästchen aus violettem Samt mit goldenen Verschlüssen. Nikolai öffnete die Verschlüsse und zeigte Florinda im Inneren des Kästchens ein auf Elfenbein gemaltes, mit Perlen umrahmtes Bild. Dieses Bild stelle die biblische Geschichte vom Gespräch Abrahams mit den drei Fremdlingen dar, sagte er. Florinda hatte nie von dieser Geschichte gehört und sie hatte nie ein Kunstwerk dieser Art zu Gesicht bekommen. Sie fand, die Hersteller hätten bei der Kostbarkeit des Materials eigentlich einen besseren Maler nehmen können. Denn den Wert des Goldes und der Perlen begriff sie sogleich; sie stieß unwillkürlich einen Schrei der Bewunderung aus. »O Nick«, rief sie, »das muß unerhört wertvoll sein!«
    »Das wird es sein«, sagte Nick. »Für mich ist es wertvoll, weil es meiner Mutter gehört hat. Und vor meiner Mutter gehörte es deren Mutter. Ich habe nicht viele Dinge, die meinen Eltern gehörten, denn mein Vater hatte nach Amerika nur mitgenommen, was für die Reise gebraucht wurde. Von dieser Ikone freilich hätte er sich niemals getrennt.«
    Florinda drehte das

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