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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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flache Kästchen in ihrer Hand und betrachtete es neugierig von allen Seiten. Nikolai Grigorievitch sagte: »Erzählen Sie nicht jedermann, daß ich bei mir trage eine Ikone.«

»Oh, gewiß nicht«, versetzte Florinda, »wie leicht könnte sie Ihnen gestohlen werden.«
    »Nicht deshalb«, sagte Nikolai. »Der Grund ist, wenn sie in Kalifornien erfahren, ich trage eine Ikone bei mir, sie würden mir Schwierigkeiten machen. Ich habe mich müssen hier noch einmal taufen lassen, sonst hätte ich keine Landbewilligung bekommen.«
    Florinda runzelte die Stirn. »Das begreife ich nicht«, sagte sie.
    »Wenn man in Kalifornien will Land besitzen, muß man sein ein Bürger Mexikos«, erklärte Nikolai Grigorievitch. »Und man kann nicht Bürger Mexikos werden, wenn man nicht ist römisch-katholisch getauft. Die Kalifornier sagen nicht, wir müssen zur Kirche gehen, aber sie taufen uns, bevor sie uns Land geben. Das ist eins der Gesetze, die sie in Mexiko City gemacht haben. Ich denke, es ist ein dummes Gesetz.«
    »Meinen Sie, wenn die Leute wüßten, Sie haben dieses Bild, sie würden Ihnen Ihr Land wieder wegnehmen?« fragte Florinda verblüfft.
    »O ja, das würden sie gewiß«, versetzte Nikolai, »und sie würden nehmen meine Ranch noch dazu.«
    »Ich kann eine Kirche nicht von der anderen unterscheiden«, sagte Florinda, »aber ich glaube, ich habe in meinem ganzen Leben nicht so etwas Verrücktes gehört. Schwierigkeiten wegen eines alten Bildes, das man bei sich trägt! Nehmen Sie es. Nick, nehmen Sie es schnell und verbergen Sie es wieder.« Sie sah, wie er die Kette über den Kopf zog und das Kästchen mit der Ikone unter dem Hemd verbarg. In einer impulsiven Regung legte sie eine Hand über die seine. »Nick?« sagte sie.
    Er lächelte sie an: »Ja?«
    »Sie Unschuldsengel, ich möchte Ihnen gern einen Rat geben.«
    »Ja? Sprechen Sie doch.«
    »Gehen Sie nicht herum und zeigen den Leuten Ihre Ikone oder wie das heißt. Ehrlich, Nick, tun Sie es nicht. Es war töricht von Ihnen, sie mir zu zeigen.«
    »Ich verstehe nicht. Warum?«
    »Ach, Sie liebes ausgewachsenes Baby, Sie«, sagte Florinda, ihn unentwegt anlächelnd, »haben Sie nicht daran gedacht, daß ich Sie vielleicht erpressen könnte?«
    »Was ist erpressen?« fragte der Russe.
    »O Sie Riesenschaf! Hören Sie zu. Nehmen Sie an, Sie wären beim Rodeo und häuteten Ihr Vieh. Sie sind da beschäftigt, und ich komme dazugeritten und sage: ›Im Hafen liegt ein Yankee-Klipper; da gibt’s allerlei schöne Dinge zu kaufen. Bitte, geben Sie mir tausend Häute, um einkaufen zu können.‹ Natürlich werden Sie mich auslachen und mich zum Teufel jagen. Aber nun könnte ich sagen: ›Schön, wenn Sie mir die tausend Häute nicht geben wollen, dann werde ich nach Los Angeles reiten und werde den Leuten erzählen, daß Sie eine Ketzer-Ikone am Halse tragen.‹ Dann müßten Sie mir die Häute geben, nur damit ich den Mund halte. Sehen Sie ein, daß ich das machen könnte?«
    Der Russe maß sie mit einem langen, amüsierten Blick. »Ja«, sagte er, »das könnten Sie wohl. Aber Sie werden es ganz, sicher nicht tun.«
    »Aber Sie sollten mir nicht so vertrauen«, beharrte Florinda. »Es ist dumm, einem anderen Menschen zu vertrauen. Warum lachen Sie?«
    »Weil ich über solche Dinge mehr weiß als Sie.«
    Sie blitzte ihn mit einem warmen Blick an. »Was wissen Sie?«
    »Ich weiß, wem ich vertrauen darf und wem nicht«, antwortete Nikolai ernst. »Zwei Menschen in Kalifornien haben meine Ikone gesehen: John Ives und Sie.«
    »Warum, Nick?« flüsterte Florinda. Sie starrte ihn an und ihre Augen flackerten.
    »Sie ebenso wie John würden mir niemals etwas zuleide tun«, sagte er, »auch dann nicht, wenn ich Tausende eigroßer Perlen bei mir trüge.«
    Florinda senkte den Blick. »Ich danke Ihnen, Nick«, sagte sie leise.
    »Sie sind ähnlich wie John«, fuhr Nikolai Grigorievitch fort, »Sie sind beide im Innersten gut; aber wenn jemand es herausfindet, dann fühlen Sie sich beschämt und werden wütend.«
    »Gut – im Innersten gut? O Nick, reden Sie um Gottes willen nicht wie ein verdammter Narr!« Florinda stand auf. »Es wird Zeit, daß Sie gehen«, sagte sie, »ich möchte noch etwas schlafen.«
    »Warum schicken Sie mich so plötzlich weg?« fragte Nick. »Sind Sie jetzt schon wütend?«
    »Oh, reden Sie vernünftig, Mann«, sagte Florinda.
    In seinem Gesicht stand noch immer das leicht amüsierte Lächeln, aber er machte keine weiteren Einwendungen. Sie sagten

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