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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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›Schmuckkasten‹. Vielleicht sogar noch ein wenig anrüchiger, denn in New Orleans ist im allgemeinen allerhand los. Ich war selbst niemals in diesem Theater, aber man hat mir davon erzählt. Wir werden hingehen und uns die Vorstellung ansehen.«
    »Oliver!« Sie strahlte ihn an, entzückt, daß er sich ihrer Bemerkung über den ›Schmuckkasten‹ erinnert hatte. »Ist das wahr?« sagte sie, »werden wir hingehen?«
    »Natürlich werden wir«, lachte er. »Ich denke, wir werden dich nun endgültig aus dem rosa Seidenpapier auswickeln.«
    Viertes Kapitel
    Die Reise nach New Orleans dauerte zwei Wochen. Garnet war noch nie so weit von New York weggewesen.
    New Orleans war eine erregende und bezaubernde Stadt. Die Luft war wie Seide; alle Geräusche erschienen auf eine sonderbare Weise undeutlich und gedämpft, wie Musik, die aus einem Zimmer mit feuchten Wänden erklingt. Garnet und Oliver wohnten in einem Hotel, das mehrere Blocks oberhalb der Kanalstraße lag. Oliver hatte hier großzügigerweise ein Appartement von zwei Zimmern gemietet.
    Oliver war überhaupt großartig und wundervoll. Oh, Garnet hatte ihn schon geliebt, bevor sie ihn heiratete, aber sie hatte sich nicht vorzustellen vermocht, wie beglückend es war, ihn immer um sich zu haben. Oliver war ein glühender, aber besonnener Liebhaber. Er liebte sie so wie sie war und versuchte nie den Anschein zu erwecken, als sehe er etwas in ihr, was sie nicht war. Er beantwortete unermüdlich alle ihre Fragen, er nahm sie überall mit, wohin sie gehen wollte, ohne nach Schicklichkeit oder Unschicklichkeit zu fragen. Sie sah an seiner Seite die Docks, die Warenhäuser und die dunklen, engen Straßen am Hafen. Er besuchte mit ihr kleine reizende Restaurants, in denen die Tische rotkarierte Decken trugen und wo niemand außer ihnen Englisch sprach. Und eines Morgens – sie waren eine Woche in der Stadt – sagte er, daß sie am Abend die Varietévorstellung besuchen würden, die er ihr versprochen habe. Das Theater befand sich in der Altstadt unterhalb der Kanalstraße. Es hieß ›D ER B LUMENGARTEN‹. Oliver war an diesem Tag sehr beschäftigt, seine Waren auszuladen und zu verpacken. Aber Garnet fühlte sich nicht einsam. Sie schlenderte in den Warenlagern herum, besah sich die Auslagen und kaufte eine Menge Dinge, die sie nicht brauchte, die zu kaufen ihr aber Spaß machte.
    Er kam erst nach Einbruch der Dunkelheit zurück. Sie aßen zusammen zu Abend, aber Garnet war viel zu aufgeregt, um zu essen. Anschließend kleideten sie sich um, und Oliver ging fort, eine Kutsche zu besorgen. Als er zurückkam, stand sie vor dem Spiegel und betrachtete sich. Sie trug ein Abendkleid aus weißer Atlasseide, lange weiße Handschuhe und das Granathalsband, das ihr Großvater ihr bei der Geburt geschenkt hatte. Bläuliche Lichter blitzten in ihrem schwarzen Haar unter dem Lampenlicht, ihre roten Wangen glühten; sie war so aufgeregt, daß sie ihr Herz in der Brust schlagen hörte. Oliver machte ihr eine lächelnde Verbeugung.
    »Die Kutsche wartet, Madam«, sagte er. Sie legte die Hand in seinen Arm; kleine Wellen der Erregung rannen ihr über den Rücken, als sie gemeinsam die Treppe hinabschritten.
    Die Kutsche stand vor dem Hotel, und sie stiegen ein. »Halte dich immer dicht an meiner Seite«, sagte Oliver, als sie neben ihm saß. Oh, sie würde sich gewiß nicht von ihm trennen.
    Er lächelte leicht und drückte ihren Arm. »Ich will dich nicht daran hindern, alles zu sehen, was du sehen willst«, sagte er, »aber New Orleans ist ein ziemlich dunkler Ort. Es ist für Amerika etwa das, was Marseille für Europa ist. Allein möchte ich dich hier nicht wissen.« Garnet zitterte vor Abenteuerlust und Erwartung. Oliver sagte: »Spricht dich jemand an, dann antworte nicht, oder doch nur mit einem vernichtenden Blick. Darauf verstehst du dich doch.«
    Garnet lachte: »Ja, darauf verstehe ich mich. Das habe ich in Miß Waynes Institut gelernt.«
    Die Kutsche überquerte die Kanalstraße und wandte sich den Docks zu. Die Straßen hier waren dunkel. Die Luft war schwer und von fremden Gerüchen erfüllt, die von den Schiffen auf dem Strom herüberkamen. Die Kutsche rumpelte langsam über das Kopfsteinpflaster, das nicht eben ein bequemes Fahren ermöglichte.
    »Gut, daß wir noch nie in New Orleans waren«, sagte Oliver. »Wohntest du hier, würdest du heute abend einige deiner galantesten Tanzpartner in Verlegenheit bringen.«
    »Wieso?«
    »Nur dadurch, daß du sie in der

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