Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
Vom Netzwerk:
lächelte sie an und sagte: »Allein heute abend?«
    Sie warf den Kopf in den Nacken und maß den Frechling mit einem eisigen Blick. Oliver, der den Vorgang am Billettschalter beobachtet hatte, wandte sich um. »Die Dame ist nicht allein«, sagte er.
    »Oh, ich bitte um Pardon!« sagte der Elegant, verbeugte sich höflich und betrat das Innere des Theaters. Garnet trat dicht an Oliver heran. Der ergriff ihren Arm und lächelte ihr zu. »Ausgezeichnet hast du das gemacht«, sagte er.
    »Habe ich das?« Sie lachte zurück.
    Er drückte ihren Arm und ließ seinen Blick durch die Halle schweifen. »Ich wette, der Star des Abends ist eine blendende Blondine«, sagte er.
    »Warum?«
    »Weil Blondinen hier so selten sind. Komm, ich habe die Karten. Wir haben einen Tisch gleich unter der Bühne.«
    Garnet wußte nicht recht, was das heißen sollte. In den Theatern, die sie besucht hatte, pflegten die Zuschauer in Sessel-und Stuhlreihen zu sitzen. Drinnen sah sie dann, daß der größte Teil des Zuschauerraumes mit Tischen und Sesselgruppen ausgestattet war. Zwischen den Tischen gingen Mädchen umher und verkauften Getränke. Einzelne Männer, die schon an den Tischen saßen, streichelten den Mädchen ungeniert die Arme und scheuten sich auch nicht, ihnen auf die Röcke zu klopfen. Und den Mädchen schien das nicht das geringste auszumachen; zuweilen lachten sie, zuweilen nahmen sie gar keine Notiz davon. Weit über das Parterre ragte ein großer Balkon, aber die teuersten Plätze befanden sich offenbar unten an den Tischen; alle gutgekleideten Gäste saßen hier. Ein junger Mann nahm ihnen beim Eintritt die Karten ab. Er machte ein gelangweiltes Gesicht und führte sie an einen Tisch gerade vor der Bühne, wie Oliver es gesagt hatte. Garnet setzte sich und sah in das gedruckte Programm, das der junge Mann ihr gegeben hatte.
    Sie sah nach dem scharlachroten Vorhang hinauf, der die Bühne verbarg. Die Lampen flackerten hinter Metallspiegeln und warfen zitternde Reflexe auf den Vorhang. Das Orchester begann eine einschmeichelnde Melodie zu spielen. Garnet breitete ihr Programm auf dem Tisch aus. Im Schein des von der Bühne herabströmenden Rampenlichtes begann sie zu lesen. Da waren an erster Stelle die Brüder Barotti genannt, ›Artisten von internationalem Ruf‹, wie es hieß. An zweiter Stelle wurden die ›berühmtesten Schönheiten des Kontinents‹ angekündigt. Darunter stand als dritte Attraktion des Abends in großen Buchstaben quer über die ganze Zeile der Name J ULIETTE LA T OUR.
    Garnet dachte: Ob das die blendende Blondine ist, die Oliver prophezeit hat?
    Oliver ergriff leicht ihren Arm und sagte: »Was wollen wir trinken?«
    Sie sah auf. Vor dem Tisch stand, eine Bestellung erwartend, eine Kellnerin. Die nicht mehr sehr junge Person hatte ein hartes Gesicht und eine Falte zwischen den Augenbrauen. Sie trug an einem Arm einen Korb mit Flaschen, die andere Hand balancierte ein Tablett mit verschiedenen Gläsern. Der Arm, der das Tablett trug, war in die Hüfte gestemmt.
    »Sauterne, Burgunder, Champagner, Cognac, Whisky«, schnarrte die Kellnerin mit einer unangenehm heiseren Stimme; »Eis zwei Dollar extra.« Da sie noch keine Antwort erhielt, fuhr sie fort: »Est-ce que vous parlez français, monsieur?«
    »Nein, nein, ich spreche englisch«, sagte Oliver. »Willst du Champagner trinken, Garnet?« Garnet nickte strahlend.
    Die Kellnerin wischte zwei hochstielige Gläser aus und stellte sie auf den Tisch. »Ich komme sofort zurück«, sagte sie und verschwand zwischen den Tischreihen.
    Hinter ihnen knallten Sektkorken. Wenige Augenblicke später brachte die Kellnerin die Flasche in einem Eiskübel. Sie löste mit wenigen Griffen die Drahtklammer. Der Korken knallte und schoß zur Decke hoch. Garnet fing ihn mit der Hand, als er herabfiel. »Den hebe ich mir auf«, rief sie glücklich.
    Die verkniffenen Lippen der Kellnerin verzogen sich zu einem Lächeln. »Zum ersten Male hier, Darling?« fragte sie.
    Garnet sah sie verblüfft an. »Warum?« sagte sie. »Ja, gewiß.« Und schon wieder hingerissen von ihrem Glück, setzte sie hinzu: »Ach, es ist wunderbar!«
    Das Mädchen goß den Champagner in die Gläser. »Haben Sie Juliette noch nicht gesehen?« fragte sie.
    »Juliette? Oh, das ist die Frau, deren Name so groß im Programm steht? Nein, ich habe sie noch nie gesehen.«
    »Sie auch nicht, mein Herr?« fragte die Kellnerin. Oliver schüttelte den Kopf, worauf die Kellnerin Garnet einen lächelnden Blick

Weitere Kostenlose Bücher