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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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bösartiges Tier. Charles stieß ein knurrendes Lachen aus. »Sie dachten, Sie hätten mir Oliver ganz genommen, mir nichts von ihm gelassen, wie?« knurrte er. »Aber es ist etwas da, was Oliver zurückgelassen hat. Er hat ein Kind! Einen Sohn. Ich habe ihn gesehen. Sein Sohn ist kräftig und gesund wie er. Und Sie meinen, Sie könnten Olivers Kind von mir fernhalten und wie einen Wilden aufwachsen lassen? Sie meinen, Sie –
    Der Rest blieb ungesagt. Der Whisky hatte die Herrschaft über Charles Hale angetreten. Er versetzte ihm jetzt einen Keulenschlag. Charles Hale sackte wie ein gefällter Baum zusammen, fiel auf die Bank und ließ seinen Kopf auf den vorgestreckten Arm fallen.
    Garnet sprang auf. War sie sich schon vorher klar darüber gewesen, daß Charles nicht der Mann war, der Hüter ihres Kindes zu sein, jetzt wußte sie es sicher. Wie er mich haßt! dachte sie, auf den Zusammengesunkenen niederblickend. Aber das ist wohl immer so: Schlechte, krumme und häßliche Naturen hassen alles, was gerade, aufrichtig und gut ist. Ließe ich diesen Mann gewähren, er würde Stephens Charakter und seinen moralischen Rückhalt bald ebenso zerstören, wie er Olivers Charakter zerstörte. Stephen würde seine eigene Kraft mit der Abhängigkeit von Charles’ Schwäche bezahlen müssen. – Sie war eiskalt vor Ekel und Widerwillen. Sie glitt von der Bank weg, ging zu dem Körbchen, in dem Stephen lag, nahm das Kind heraus und bettete es in ihrem Arm. Charles lag regungslos wie ein Klotz; er war sinnlos betrunken und ohne Bewußtsein. Garnet dachte: Ich würde ihn eher mit dem Fleischermesser töten, als daß ich ihm Stephen ließe und ihm abermals Gelegenheit gäbe, seine körperliche Mißgestalt und seine verkümmerte Seele an einem graden und gesunden Menschen zu rächen.
    Fünfunddreißigstes Kapitel
    Garnet hatte Stephen nach oben gebracht, um ihn in Sicherheit zu wissen, für den Fall, daß Charles plötzlich erwachte. Sie saß am Tisch in der Küche und aß zu Abend. Sie hatte zunächst erklärt, nichts essen zu können, aber Florinda hatte ihr schweigend ein faustgroßes Stück Fleisch auf den Teller gelegt und ihr eine Schüssel Bohnen und eine andere mit Maisbrei hingestellt. Und nach den ersten Bissen hatte Garnet denn auch gesunden Hunger verspürt. Sie mußte ihre Kräfte behalten.
    Florinda stand in ihrer Nähe, hatte die Hände in die Hüften gestemmt und besah sich den schlafenden Charles. Dessen Hände lagen auf der Tischplatte, der Kopf lag auf den Händen, und er schnarchte. Sein Mund stand halb offen und ließ die Spitzen seiner Zähne sehen. Sein Gesicht glänzte von Schweiß; um ihn herum war ein säuerlicher Alkoholdunst. Florinda versetzte ihm einen Stoß. Als er sich nicht rührte, zuckte sie die Achseln. »Bis auf weiteres tot«, sagte sie, den Mund verziehend. »Was machen wir mit ihm?«
    »Wo ist Micky?« fragte Garnet.
    »Schläft auf einer Decke im Spielzimmer.«
    »Und Silky?«
    »Wandelt auf Liebespfaden.«
    Garnet nickte. Das hätte sie auch so wissen können. Zwischen Florinda und Silky bestand keine intime Beziehung, dagegen gab es in Los Angeles ein paar Mexikanermädchen, die Silky gern mochten und sich um die gegenwärtig bestehende Spannung zwischen Yankees und Einheimischen nicht weiter kümmerten. Seit der Zeit, da das Lokal mit Sonnenuntergang geschlossen werden mußte, verbrachte Silky selten einen Abend zu Hause. Florinda fuhr fort:
    »Es wird nichts helfen. Wir werden allein entscheiden müssen, was wir mit diesem angeschlagenen Ei beginnen.«
    Garnet stützte ihr Kinn mit den Fäusten und starrte vor sich hin. Sie hatte Angst vor Charles, und sie wollte ihn nicht aufwecken; er sollte nicht unter dem gleichen Dach mit Stephen erwachen. Sie dachte: Wir könnten ihn hinaus schleifen und zwischen den wilden Hafer werfen; da mag er seinen Rausch ausschlafen. Aber sie hatte auch wieder Bedenken, das zu tun. Charles Hale war nicht irgendein x-beliebiger Betrunkener. Er war ein Mann von großem Einfluß, und es mochte leicht sein, daß er zu Captain Gillespie ging, sich über die Zustände in Silkys Bar beklagte und die Schließung des Lokals erzwang. »Wir werden ihm Decken ins Spielzimmer legen und ihn dorthin schaffen müssen«, sagte sie. »Dann legen wir einen Zettel für Silky hin, damit er Bescheid weiß, wenn er nach Hause kommt.«
    Florinda stimmte ein bißchen widerstrebend zu. »Sieht nicht aus, als ob er noch imstande wäre, in einem plötzlichen Wutanfall Krach zu

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