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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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machen«, sagte sie. »Schön, schreiben wir Silky einen Zettel. Ich werde einstweilen die Schüsseln hier abwaschen.«
    Sie nahm den Topf mit heißem Wasser vom Herd, und Garnet riß eine Seite aus einem der Rechnungsbücher und nahm Tinte und Feder von einem Wandbrett herunter. Während sie zu schreiben begann, hörte sie Stimmen auf der Veranda und den Klang einer männlichen Stimme hinter der Tür. Sie sah sich unruhig um.
    »Pst!« flüsterte Florinda. »Sei ruhig! Sie denken dann, wir schliefen schon alle, und gehen wieder.« Sie hatte die Hände in der Aufwaschschüssel und regte sich nicht, um sich nicht durch das Klappern des Geschirrs zu verraten. In diesem Augenblick klopfte es hart an der Tür.
    »Garnet! Florinda!« rief eine männliche Stimme. Charles machte eine Bewegung im Schlaf, aber er erwachte nicht. Von der Veranda her wurde abermals Rufen laut.
    »Hol euch der Teufel!« knurrte Florinda. »Garnet, geh hin, öffne die Tür einen Spalt und sprich mit ihnen. Sage ihnen, es sei geschlossen und wir dürften niemand mehr hereinlassen. Wenn sie nach dem Üblichen fragen, schick sie zu Estelle.«
    Garnet hatte noch nicht genug Gleichmut erlangt, um liebeshungrige Gäste auf Estelles Etablissement zu verweisen. Aber sie ging zur Tür, an die immer noch hart geklopft wurde. Sie sprach durch einen Spalt über dem Riegel:
    »Nichts zu machen, Gentlemen. Sperrstunde bis morgen mittag. Anordnung von Captain Gillespie.«
    »Garnet?« fragte einer der Männer draußen. »Lassen Sie uns ein. Hier ist John Ives.«
    Garnet schrie unwillkürlich vor Freude. Eine zweite Stimme draußen sagte:
    »Ich bin auch da, Miß Garnet: Nikolai Grigorievitch Karakozof. Außerdem sind da noch Pablo und Vicente und die Pferde. Und wir sind alle sehr hungrig.«
    Garnets Hände, vor Eifer zitternd, stießen den Riegel zurück.
    »Guten Abend!« sagte John, in die Küche tretend. Nikolai Grigorievitch, dicht hinter ihm, umfaßte Garnet, stemmte sie hoch und schwang sie mehrere Male ausgelassen herum.
    »O Nikolai!« keuchte Garnet, »o John, wie gut, daß Sie da sind! Wie ich mich freue, Sie wiederzusehen!«
    Nikolai ließ sie herabgleiten und küßte sie auf beide Wangen, bevor er sie behutsam wieder auf den Boden stellte. Florinda hatte inzwischen schon mit der Fixigkeit, die sie sich in jahrelanger Bühnenarbeit angeeignet hatte, die Hände abgetrocknet und ihre Halbhandschuhe angezogen. Jetzt eilte sie auf John und Nikolai zu, umarmte beide, ohne einen zu bevorzugen, und küßte sie herzhaft. »Ach, ihr Süßen!« rief sie. »Ihr verschwitzten und verdreckten und entsetzlich unrasierten Barbaren! Ich könnte euch auffressen vor Glück!«
    Garnet stellte den Topf mit Bohnen wieder auf den Herd, und Florinda lief nach Wein. Nikolai schnappte sich eine Flasche und setzte sich damit auf den Fußboden. John ging hinaus, um den Boys etwas zu trinken zu bringen und ihnen Anweisungen für das Abladen und die Unterbringung der Pferde zu geben. Während er mit ihnen sprach, stand er in der offenen Tür und winkte Garnet heran. Sie trat zu ihm, und er zog seine Lederhandschuhe aus. Er ergriff ihre beiden Hände und sah ihr fest in die Augen. Sein Gesicht war kupferbraun gebrannt, und die Bartstoppeln auf seinen Wangen waren sicherlich drei Tage alt. Seine Augen glänzten grün wie Absinth.
    »Wie geht es Ihnen, Garnet?« sagte er. »Lächeln Sie mich bitte nicht höflich an und sagen Sie nicht einfach: ›Danke, sehr gut!‹ Ich habe gute Gründe, wissen zu wollen, wie es Ihnen wirklich geht.« Seine Hände waren hart und muskulös; Garnet hatte das Gefühl, sie vermöchten ihre Finger wie Zahnstocher zu zerbrechen. Aber er hielt sie ganz sacht, mit einer Zartheit, die man diesen Händen nicht zugetraut hätte.
    »Es geht mir wirklich gut, John«, antwortete Garnet, »es ist keine Phrase. Sie brauchen mich nicht so besorgt anzusehen.« Ein warmes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht: »Und ich habe einen süßen kleinen Jungen.«
    »Geboren – warten Sie, lassen Sie mich nachrechnen – vor rund einem Monat?«
    »Morgen werden es sechs Wochen.«
    »Das ist noch besser. Sie haben Zeit gehabt, Ihre Kräfte wiederzugewinnen.«
    »John«, sagte Garnet, »was – meinen Sie? Gibt es irgend etwas Wichtiges?«
    »Eine ganze Masse und nicht viel Gutes; Sie können es sich denken. Ich wollte mich davon überzeugen, ob Sie stark genug sind, eine etwas anstrengende Reise zu unternehmen. Wir wollen Sie und Florinda aus Los Angeles herausholen, bevor

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