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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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das Pulverfaß hier explodiert.«
    »Oh, John!« rief Garnet, »oh, John, ich danke Ihnen!« Seine Worte vergegenwärtigten ihr, was sie sich bisher nicht recht eingestanden hatte, wie unsicher und gefährdet sie sich fühlte. John ließ ihre Hände los und nahm eine Flasche auf, die Florinda neben ihn auf die Wandbank gestellt hatte. Er betrachtete sie mit Mißfallen, als er feststellte, daß sie nur den landesüblichen roten Wein enthielt.
    »Florinda«, rief er, »haben Sie keinen Whisky?«
    Florinda stand am Herd und schnitt Fleisch von einer großen Keule herunter. »O ja, tapferer Treckreiter«, rief sie, »aber ich kann es mir leider nicht leisten, ihn zu verschenken.«
    »Florinda!« rief Garnet empört. »Bist du dir klar darüber, weswegen John und Nikolai hier sind?«
    Aber John hatte bereits grinsend in die Tasche gegriffen, eine lederne Börse gezogen und einen Schein herausgenommen. »Absolut in Ordnung, Garnet«, sagte er. »Florinda und ich verstehen uns vollkommen. Hier haben Sie einen Bon von Mr. Abbott, Florinda.« Ein Schnarchen ertönte vom anderen, im Dunkel liegenden Ende der Wandbank; Florinda legte das Fleischmesser aus der Hand. »Was ist das?« fragte John überrascht.
    Florinda machte eine Bewegung mit dem Kopf. »Wenn Sie das besoffene Subjekt dort meinen«, sagte sie, »das ist Mr. Charles Hale.«
    »Was Sie nicht sagen!« John sah sie verblüfft an. »Aber wie kommt der hierher, und was tut er hier?«
    »Er kam her, um Garnet die Hölle heiß zu machen. Ich hatte keine Zeit, ihm zuzuhören, fragen Sie sie selbst. Einstweilen würden Sie uns einen großen Gefallen tun, wenn Sie ihn hier herausbrächten.«
    »Selbstverständlich«, sagte John, »komm her, Nikolai!«
    Der Russe trank seine Flasche leer und sprang auf die Füße. »Gut, gut«, sagte er, »aber wo schaffen wir ihn hin?«
    »Von mir aus können Sie ihn den Schweinen zum Fraß hinwerfen«, versetzte Florinda. »Es wird nur gut sein, wenn Sie sich beeilen. Captain Gillespie hat für zehn Uhr Ausgangssperre verhängt, und es muß beinahe zehn sein.«
    Nachdem John die Sache in die Hand genommen hatte, ging alles sehr einfach. John erklärte, Charles Hale sei immer, wenn er in Los Angeles weile, Gast der Familie Escobar. Dort werde man ihn hinbringen. Sie gingen auch unverzüglich ans Werk. John ergriff den Betrunkenen an einem Arm, Nikolai Grigorievitch am anderen, und so schleppten sie ihn aus dem Haus. Die Mädchen hörten ihn draußen knurren und brummen; offenbar hatte die frische Nachtluft seine Lebensgeister wieder zum Erwachen gebracht.
    Garnet und Florinda sorgten nun erst einmal dafür, daß Pablo und Vicente etwas zu essen bekamen. Sie schlugen ihnen vor, sich im Spielzimmer in Decken zu rollen; aber davon hielten die Boys nach Art der meisten Kalifornier wenig; sie pflegten nur zur Regenzeit unter einem Dach zu schlafen. Also gingen sie hinaus, und als John und Nikolai zurückkamen, schliefen sie bereits, mit dem Kopf auf dem Sattel.
    John erzählte, es habe keinerlei Schwierigkeit gegeben. Sie hatten Señor Escobar gesagt, sie hätten Don Carlos Hale gefunden, und zwar auf der Erde sitzend, mit dem Rücken gegen eine Hausmauer gelehnt. Offenbar sei er krank; vielleicht habe er verdorbenes Fleisch oder angesäuerten Maisbrei gegessen. Señor Escobar war nicht dumm genug, die Geschichte zu glauben, aber er war vornehm genug, so zu tun, als glaube er sie. Er befahl seiner Dienerschaft, dem unglücklichen Don Carlos jede erdenkliche Pflege und Sorgfalt angedeihen zu lassen; John und Nikolai tauschten noch ein paar höfliche Redensarten mit ihm und verabschiedeten sich.
    Während Garnet den Männern nun Fleisch und Bohnen auftrug, brachte Florinda John eine Flasche Whisky. John fragte, ob sie sich für übermorgen bereitmachen könnten, Los Angeles zu verlassen. »Selbstverständlich«, entgegnete Garnet.
    Nikolai, der damit beschäftigt war, einen großen Knochen wie ein Hund abzunagen, strahlte sie an. »Ich werde achtgeben auf Ihr Kind«, sagte er, »ich liebe Babys sehr.«
    »Dann nehmen Sie sich aber ja in acht, damit Sie es nicht zerbrechen«, lachte Florinda. »Es ist nicht viel größer als Ihre Hand.« Sie stellte ihm eine frische Flasche roten Wein hin und setzte sich auf die Tischkante.
    »John«, sagte sie, »eine Frage.«
    »Ja?«
    »Ich nehme an, ich bin zu diesem Ausflug mit eingeladen?«
    »Gewiß. Wir wollen Sie beide holen.«
    »Erzählen Sie mir nicht, daß Sie allein unsertwegen den langen Weg von

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