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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Fensterläden zu schließen und zu befestigen. Silky nahm Kontobücher und Barkasse an sich und setzte sich damit an einen Tisch, um die Tageseinnahme zu errechnen; Garnet begann die Becher und Tassen von den Tischen einzusammeln. Sie wies auf die Whiskyflasche, die vor Charles stand, und sagte: »Ich kann die Flasche mit Ihrem Namen versehen und wegstellen. Oder wollen Sie sie behalten?«
    »Ich behalte sie«, erwiderte Charles kurz.
    Garnet trug das Tablett mit Bechern und Tassen in die Küche, kam zurück, wusch die Bartheke ab und sagte endlich: »Sie können jetzt mit in die Küche kommen.« Sie ging voraus und stellte ihm anheim, ihr zu folgen.
    In der Küche saß Silky an einem Ende des großen Tisches in der Nähe des Herdes; Micky brachte ihm eben sein Abendessen. Garnet gab Isabel einen Wink, daß sie gehen könne. Charles kam herein, sah das Babykörbchen und warf einen Blick hinein.
    »So«, sagte er, »das ist Olivers Kind!« Er zog die Decke weg. Stephen regte sich im Schlaf, als wolle er protestieren, und Garnet streckte die Hand aus, um ihn wieder zuzudecken. »Ich tue ihm nicht weh«, sagte Charles. Er warf noch einen Blick auf das Kind und nickte befriedigt. »Ein schönes, gesundes Kind«, sagte er. Garnet deckte Stephen wieder zu. Als sie sich aufrichtete, sagte Charles: »Kommen Sie hier herüber.«
    Er ging zu dem freien Ende des langen Tisches. Garnet setzte sich auf die Wandbank und sah ihn an. Florinda kam herein und fragte: »Wünschen Sie etwas zu essen, Mr. Hale?«
    »Nein«, erwiderte Charles, »aber Sie könnten mir einen Becher bringen.« Sie ging, einen zu holen, und Charles ließ seinen Blick durch den Raum gleiten. Die Fensterläden waren geschlossen; außer dem brennenden Feuer und den zwei Kerzen auf dem Tisch gab es weiter keine Beleuchtung.
    »So«, sagte Charles, »das wäre also der Aufenthalt, den Sie sich ausgesucht haben. Und das wären die Freunde, die Sie vorziehen.«
    »Bitte, sagen Sie, was Sie von mir wollen«, versetzte Garnet.
    Charles maß Florinda, die jetzt einen Becher vor ihn hinstellte, mit einem verächtlichen Blick. Florinda sagte:
    »Soll ich euch allein lassen, Garnet?«
    Garnet fand, Florinda könne geradesogut anwesend sein. Charles war noch nicht völlig betrunken, aber er war nicht mehr sehr weit davon. Wenn er fortfuhr, den puren Whisky zu trinken, würde es bald soweit sein. Und sie wollte, daß, was gesagt werden mußte, schnell gesagt würde. »Setz dich ruhig hin und iß deine Bohnen, solange sie noch heiß sind«, antwortete sie Florinda, die darauf zum anderen Tischende ging und sich neben Silky niederließ.
    Garnet hörte die beiden miteinander leise sprechen. Sie hörte das schlurrende Geräusch von Mickys Filzschuhen; Micky bediente sie. Charles goß sich aus der Flasche, die er mitgebracht hatte, Whisky in den Becher. Er wandte sich Garnet zu, und seine Bewegungen erschienen jetzt weniger steif und gezwungen, auch sein Ton war weniger schroff, es hatte den Anschein, als läge ihm mehr daran, ihre Zustimmung als ihren Gehorsam zu finden. »Garnet«, sagte er, »ich bin gekommen, um Sie hier herauszuholen.«
    »Danke, Charles«, antwortete Garnet, »aber ich habe nicht die Absicht, hier wegzugehen.«
    Charles schüttelte den Kopf. »Machen Sie mir nichts vor«, sagte er; »es ist ausgeschlossen, daß Sie sich hier wohl fühlen. Sie sind – verzeihen Sie das abgedroschene Wort, aber es gibt kein anderes – Sie sind eine Dame. Warum wollen Sie nicht auf die Ranch zurückkommen, um dort wie eine Dame zu leben?«
    Sie dachte: Ich kann es ihm nicht erklären; er würde es nicht begreifen. Er hat das Organ nicht. Er würde es auch nicht verstehen, wenn er keinen Schluck Whisky getrunken hätte. Sie sagte laut und sehr deutlich:
    »Ich will nicht auf die Ranch zurück, Charles.«
    Er stierte sie an. »Garnet«, sagte er, »Sie können doch nicht weiter in einer Bar arbeiten. Sagen Sie sich das nicht selbst? Widert Sie das denn nicht an?«
    Sie atmete tief und brachte es fertig, mit ruhiger Stimme zu sprechen: »Ich tue es wahrhaftig nicht gern. Ich tue es, weil ich muß. Und Sie wissen doch recht gut, warum ich es muß.« Er schwieg, und sie fuhr nach kurzer Pause fort: »Auf Olivers Depositenkonto bei Mr. Abbott stehen achtunddreißig Dollar.«
    Charles sah sie an. In dem flackernden Kerzenlicht erkannte sie, daß sein Blick sich schon zu vernebeln begann; es war der Blick eines betrunkenen Mannes. Indessen hatte er seine Stimme noch in der Gewalt.

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