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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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überall im Lande herumgetratscht worden. Als unschuldiges Opfer der schrecklichen Tragödie fanden Garnet und ihr Kind ohne weiteres Aufnahme in Doña Manuelas großem und weitem Herzen.
    Mrs. Kerridge führte beide in das Zimmer, das Florinda im vergangenen Winter bewohnt hatte. Ihr großer Busen wogte und alles an ihr klirrte und klingelte, während sie versicherte, hier befände sich Garnet in ihrem eigenen Heim. Sie sagte, das Herz blute ihr vor Trauer und Schmerz, aber sie werde dafür sorgen, daß Garnet im Laufe des Winters einige nette junge Männer kennenlerne, die sie trösten würden. Und im übrigen werde das Mittagessen gleich fertig sein. Garnet und Florinda verstanden nicht die Hälfte von dem, was Doña Manuela gesagt hatte, aber als sich die Tür hinter der stattlichen Dame schloß, fielen sie einander in die Arme und weinten vor Freude.
    John und Nikolai rasteten nur eine Nacht auf Kerridges Ranch. Sie wollten nach ihren eigenen Besitzungen sehen, und außerdem wollten sie nach Monterey hinauf, um sich nach den neuesten Vorgängen im Lande umzuhören. Garnet und Florinda waren am nächsten Morgen früh auf, um sie abreiten zu sehen.
    Während die Boys die Packpferde beluden, standen John und Nikolai bei den Frauen. »Ich werde Sie zurückholen, sobald das Land ruhig ist«, sagte John, zu Garnet gewandt. »Ich denke, in der Zwischenzeit werden Sie sich hier ganz wohl fühlen.«
    Garnet dachte: Ich wäre glücklicher, wenn ich bei dir bleiben könnte, wohin immer du gehst. Laut sagte sie: »Ich bin davon überzeugt. Gemessen an der Bar in Los Angeles ist das hier ein Paradies.«
    Er lächelte, offenbar froh, daß es ihr gefiel. »Vor allem sind Sie hier auch vollkommen sicher«, sagte er. »Die Ranch ist sehr abgelegen und liegt weit entfernt von der großen Nord-Süd-Passage; es ist also nicht anzunehmen, daß sie in die Marschlinie irgendwelcher Truppen oder Verbände gerät. Trotzdem, Garnet«, – seine Stimme wurde sehr ernst und gewann an Tiefe – »seien Sie sehr vorsichtig.«
    »Das will ich gewiß«, versetzte Garnet. »Aber was verstehen Sie darunter? In welcher Beziehung soll ich vorsichtig sein?«
    »Gehen Sie nicht allein außerhalb der Gärten spazieren. Und wenn Sie ausreiten, gleichgültig, in wessen Begleitung, bleiben Sie immer in Sichtweite des Herrenhauses. Sie können das Haus von den Hügeln dort meilenweit sehen, deshalb sage ich auch nicht, sie sollen nicht reiten. Aber es streunen Pferdediebe in der Gegend, Burschen, die den Krieg als Abenteuer betrachten und als gute Gelegenheit zum Plündern. Ich möchte nicht, daß Sie solchen Kerlen in die Hände fallen. Wollen Sie daran denken?« Garnet versprach es. Johns Pferd stampfte unruhig; offenbar wollte es weg. John tätschelte es beruhigend, und Nikolai, der mit Florinda geplaudert hatte, wandte sich Garnet zu. »Ich werde sehr bald wieder da sein«, sagte er. »Soll ich Ihnen etwas aus Monterey mitbringen?«
    »Oh, das wäre nett«, sagte Garnet. »Ich hätte gern etwas Garn; meinetwegen auch Wolle oder Seide. Was Sie bekommen können, aber nur bunte Farben. Ich möchte Doña Manuela einen Schal häkeln.«
    Er werde daran denken, versicherte Nikolai. Beide Männer saßen auf; Nikolai beugte sich zu Florinda hinab. Florindas Stirn hatte etwas Sonnenbrand abbekommen. Nikolai sagte ihr, sie solle sich die Stirn mit Olivenöl einreiben. Während die beiden miteinander sprachen, wandte sich John noch einmal Garnet zu. »Sie werden bald von mir hören«, sagte er; »unterdessen sorgen Sie sich nicht.«
    »Oh, das werde ich nicht. Ich bin so froh, hier sein zu dürfen. Ich habe mich in Los Angeles unglücklicher gefühlt, als ich es je zu einem Menschen gesagt habe. Und ich bin Ihnen deshalb so dankb…«
    »Bitte, Garnet«, sagte John. Dann, als ärgere er sich selbst, sie unterbrochen zu haben, lachte er kurz auf. »Nehmen Sie es mir nicht übel, Garnet«, sagte er. »Sie müssen mich für einen Barbaren halten. Aber ich kann das Wort einmal nicht hören. Ich zucke jedesmal zusammen, als bekäme ich einen Stich.«
    Was ist das nur, was in ihm bohrt? dachte Garnet. Laut sagte sie: »Ich dachte nicht daran. Zukünftig werde ich mich vorsehen. Sie sollen das Wort nicht mehr von mir hören.«
    »Versuchen Sie lieber, es auch nicht mehr zu denken«, sagte John. »Ich mag nicht für etwas bezahlt werden, was ich aus freien Stücken und noch dazu gern tue.« Er maß sie mit einem langen und festen Blick. »Leben Sie wohl, Garnet«, sagte

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