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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Zähne zusammenzubeißen und weiter so zu tun, als ginge man irgendwohin. Man lächelte tapfer; man stand an der Bar und schenkte Getränke aus; unter guten Freunden wie Florinda und Texas war man zeitweise sogar fröhlich. Man versteckte sein Leid und seinen Kummer vor ihnen und vor sich selbst, und man gestand sich selber nur widerstrebend ein, daß man nicht wußte, was aus einem werden sollte, daß man sich grenzenlos einsam und grenzenlos verlassen vorkam. Garnet hörte die unbekümmerten Stimmen Florindas und Nikolais von unten heraufdringen; sie hörte das Klappern der Teller und Schüsseln; sie waren dabei, die Küche in Ordnung zu bringen. Im Korral hinter dem Haus stampften die Pferde. Sie hörte John zu den Tieren sprechen. Irgendwo jenseits der Plaza, bellte ein Hund.
    Dann vernahm sie Schritte dicht unter ihrem Fenster. Das war John, der aus dem Korral kam und um das Haus herumging. Sie sah ihn im Mondlicht wie einen dunklen Schatten. Der trockene Boden knisterte unter seinen Füßen. Die Kakteenbüsche zauberten ein Filigranwerk von Schattengewächsen auf die Erde. John blieb bei den Kakteen stehen und sah zu den massigen dunklen Bergen hinüber. Er stand jetzt im hellen Licht. Sie sah: Er trug noch immer das Hemd und die Hosen, in denen er tagelang geritten war, aber ihr war, als habe sie nie einen Mann gesehen, von dem eine so gelassene Grazie, eine solche Ruhe und Sicherheit ausging. John hatte Muskeln von Stahl; während des Trecks gab es keinen Mann, der härter arbeitete als er. Dabei bewegte er sich mit einer solch rhythmischen Leichtigkeit, daß jeder andere neben ihm plump wirkte.
    Sie mußte daran denken, wie sie ihm zum erstenmal gegenübergetreten war, damals in Santa Fé. Sie sah ihn wieder schweigend im Hintergrund stehen, während Silky, Texas und Penrose ihr und Florinda halb beschwipst Komplimente machten. Und sie sah, wie er die drei Angetrunkenen nahezu wortlos, nur kraft seiner angeborenen Autorität, aus dem Hause brachte. So war er immer. Er lebte unter diesen Männern, aber er gehörte nicht zu ihnen, er war anders. Sie hielten ihn für hart und für abseitig, aber sie respektierten ihn ohne weiteres. Sie achteten ihn, arbeiteten mit ihm und ließen ihn allein, wenn er allein sein wollte. Und keiner, Nikolai vielleicht ausgenommen, hatte den weichen, empfindlichen Kern unter der harten Schale dieses Mannes entdeckt. Wie sollten sie auch; da sie ja gar nicht danach verlangt hatten! Garnet dachte: Immer wenn ich ihn brauchte, war er zur Stelle, ruhig, schweigend und selbstverständlich. Es war nicht das erste Mal, daß sie dachte, John Ives sei wie ein schattenspendender Baum und wie eine Quelle in der Wüste. Einen kleinen Augenblick lang hatte Garnet das sonderbare Gefühl, die Zeit stände still. Keine Uhr tickte, die Erde drehte sich nicht mehr, die Sterne verhielten in ihrem Lauf. Nichts geschah. Das Universum stand still.
    Und dann sprach mit einem Male die ganze Schöpfung zu ihr. Sie wußte nicht und sie würde niemals wissen, ob die Stimme in ihr selbst sprach, oder ob die Sterne da oben, jeder einzelne, die Berge und die Kakteenbüsche da unten zu ihr redeten. Es war nur so: Die ganze Welt in ihr und außer ihr sprach zu ihr, und alle die tausendfältigen Stimmen verdichteten sich zu dem einen einzigen Wort: John! Jäh erkannte sie, was das war, wonach sie seit ihren eine Ewigkeit zurückliegenden Mädchentagen in New York ununterbrochen gesucht hatte.
    Das also war es, wohin ihr Weg sie geführt hatte. Von New York nach New Orleans, von New Orleans nach Santa Fé und quer durch die Wüste und durch das Gebirge nach Kalifornien. Diesen ganzen endlosen Weg war sie gegangen, um John zu finden. Sie liebte ihn! Sie wollte bei ihm sein und bei ihm bleiben. Es war nichts Überraschendes dabei. Es war so, als habe sich plötzlich eine Tür vor ihr geöffnet und sie sehe etwas vor sich, das immer dagewesen war.
    Ja, es war immer schon dagewesen, aber sie hatte es nicht gewußt. Sie hatte diese endlosen Meilen zurücklegen und Schmerzen und Bitterkeiten ertragen müssen, um die Wahrheit zu erkennen. Wäre John ihr zwei Jahre früher in New York begegnet, sie hätte in ihm einen etwas sonderbaren Mann gesehen, hart, vielleicht sogar böse. Vermutlich hätte sie sich vor ihm gefürchtet. So war er ihr noch in Santa Fé erschienen, als sie ihm zum erstenmal begegnete. Damals hatte sie noch Vergnügen und Freiheit und einen Liebhaber haben wollen, einen Mann, der sie romantischen

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