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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Abenteuern entgegenführen sollte. Jetzt wollte sie nichts dergleichen mehr. Jetzt wollte sie John.
    John unten wandte sich um und ging in das Haus zurück. Garnet sah ihm nach und lächelte unwillkürlich. John hatte nie ein Wort gesagt, das hätte vermuten lassen, er liebe sie. Aber er hatte sie zweifelsfrei erkennen lassen, daß sie ihm gefiel. Sie fühlte sich von einer Welle des Glücks überflutet.
    Florindas Stimme drang vom unteren Treppenabsatz zu ihr herauf: »Gute Nacht, Boys. Bis morgen früh!«
    Garnet schloß die Fensterläden. Die Landschaft draußen war unter dem silbernen Licht des Mondes von zauberhafter Schönheit. Während sie sich hinausbeugte, um die an der Außenwand befestigten Läden loszumachen, sah sie den Mond schräg über dem Hause stehen. Sie war so glücklich, daß sie dem Mond noch zulachte, als Florinda ins Zimmer trat. Garnet hatte damit gerechnet, daß Silky Einwände gegen ihre Flucht machen würde. Aber Florinda glaubte das nicht. Sie sagte, Silky werde im Gegenteil darauf drängen, sofort loszureiten. Und sie behielt recht. Florinda war sich schon lange darüber klar, daß Silky es nicht liebte, für irgend jemand, außer für sich selbst, Verantwortung zu übernehmen. Solange das Lokal florierte, waren Florinda und Garnet für ihn von außerordentlichem Wert: dafür ertrug er sogar die kleine Unannehmlichkeit des Babygeplärrs. Aber wenn es in Los Angeles Schießereien geben sollte, war es ihm lieber, er hatte sie alle aus dem Haus.
    Silky selbst gedachte die Stadt nicht ohne zwingende Not zu verlassen. Er wollte, wie alle anderen Händler und Kaufleute auch, bei seinem Eigentum bleiben. Bevor die Frauen die Stadt verließen, teilten Silky und Florinda das vorhandene Bargeld. Dann stellten sie gemeinsam ein genaues Verzeichnis der Vorräte auf; dieses Verzeichnis hinterlegten sie bei Mr. Abbott. Dann begannen sie, soweit die Zeit noch reichen wollte, die Kontobücher zu prüfen. Obgleich sie eine Partnerschaft auf freundschaftlicher Basis unterhielten, trauten sie einander keineswegs ganz. John kam dazu, wie Florinda die letzten Eintragungen in den Büchern prüfte.
    »Gehen Sie bei allen Dingen so sorgfältig vor?« grinste er.
    Florinda blinzelte ihn pfiffig an. »Mein lieber Johnny«, sagte sie, »Sie könnten Silky getrost Ihr Leben anvertrauen oder Ihre Frau, wenn Sie eine hätten, aber Sie können ihm keine dreißig Cent anvertrauen.«
    John grinste: »Ich würde es nicht versuchen wollen, Sie zu betrügen.«
    »Oh, Silky meint das nicht so. Er hat mich gern, und er ist vielleicht sogar ein bißchen bange vor mir. Aber er kriegt es nun einmal nicht fertig, auch nur die kleinste Rechenaufgabe richtig zu lösen. Und sonderbarerweise irrt er sich bei seinen Berechnungen immer zu seinem Vorteil.« Sie schloß das Buch und stand auf. »Gut«, sagte sie, »mehr kann ich im Augenblick leider nicht mehr tun. Jetzt werde ich hinaufgehen und meine Sachen packen.« Am nächsten Tage brachen sie zeitig auf und ritten in nordöstlicher Richtung aus der Stadt hinaus. John ritt an der Spitze, um die Wegeverhältnisse zu erkunden; es mochte immerhin sein, daß es aus irgendeinem Grunde nötig wurde, die Richtung zu wechseln. Pablo und Vicente führten die Packpferde. Die Boys waren schon lange bei John und Nikolai, und da sie nicht in Los Angeles unter Captain Gillespies Herrschaft gelebt hatten, hegten sie auch keine Ressentiments gegen die Yankees. Nikolai hatte sich beim Aufbruch erboten, den kleinen Stephen zu tragen. Er bettete ihn selbst mit großer Sorgfalt in sein Körbchen und befestigte den Korb an seinem Sattel. John hatte einen Streifen schwarzen Stoff beschafft, um die Augen des Kindes vor der grellen Sonne zu schützen; dies war sozusagen das einzige Mal, daß er Gelegenheit genommen hatte, einen Blick auf das Kind zu werfen. Vermutlich war er der Meinung, alle kleinen Kinder sähen in diesem Alter gleich aus. Jedenfalls ließ er durch nichts erkennen, daß er von diesem einen besonderen Eindruck hätte. Florinda meinte, John habe ein Herz aus Stein; Garnet dagegen bewunderte eher seine Ehrlichkeit, die nicht vorgab, etwas zu empfinden, wo er nichts empfand. Es wäre ihr geradezu albern vorgekommen, wenn John beim Anblick des Kleinen irgendwelche Phrasen gestammelt hätte. Drei Tage, nachdem Garnet und Florinda Los Angeles verlassen hatten, setzten die Unruhen ein. Eine Gruppe junger Mexikaner, von einem gewissen Varela angeführt, unternahm einen Angriff auf das Haus, in

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