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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Härte und seine Zartheit, und sie wollte nichts anderes mehr, als von ihm geliebt werden.
    Sie hatte keinerlei Zeitbegriff mehr. Aber dann hörte sie plötzlich, daß eine Tür von einem Windzug zugeschlagen wurde. Die Türen dieses Hauses hatten samt und sonders keine Schlösser, und wenn man sie nicht sehr sorgsam zuklinkte, riß der erste Windstoß sie auf. Als Garnet das klappernde Geräusch hörte, wollte sie davonstürzen, aber Johns leises »Pst!« ließ sie verhalten. Sie stand, von seinem Arm umschlungen, und regte sich nicht. Seine Hand drückte ihren Kopf gegen seine Schulter; er küßte sie sacht auf das Haar. Einen Augenblick später hörten sie die Stimme eines Mädchens, das durch den Knall der zuschlagenden Tür aufgewacht sein mochte. Ein Lichtschein fiel aus der Korridortür, und dann hörten sie Doña Manuela rufen, es sei nur der Wind gewesen; sie käme schon, die Tür richtig zu verschließen.
    John zog Garnet tiefer in die Dunkelheit. Sein Mund war ganz dicht an ihrem Ohr; er flüsterte: »Du hast keine Angst, nicht wahr? Sie kann dich ja nicht ausschließen.«
    Garnet begann lautlos zu lachen. Angst! Sie wußte nur, daß sie glücklich war. »Wenn Doña Manuela uns sieht«, flüsterte sie, »was wird sie tun?«
    »Irgend etwas Schreckliches, Wildbewegtes zweifellos«, erwiderte John, und auch seine Stimme zitterte von unterdrücktem Lachen; »aber sie wird uns nicht sehen. Ich kann dich ja nicht einmal sehen.«
    In der Türöffnung erschien jetzt Doña Manuelas pompöse Figur; sie hatte einen Schal über das Nachthemd drapiert und wirkte unförmiger denn je. Hinter ihr stand eine Dienerin, die eine Kerze hielt. John und Garnet standen in einer ziemlich entfernten und völlig finsteren Ecke des Hofes; aber Doña Manuela mußte irgendein Geräusch aufgefallen sein. Sie rief mit lauter Stimme: »Quién está ahí?«
    »Antworte ihr«, flüsterte John. Garnet rief ihren Namen und sagte, sie sei noch etwas hinausgegangen, um frische Luft zu schöpfen.
    Doña Manuela wiederholte ihren Namen, als müsse sie sich vergewissern, sich nicht verhört zu haben.
    »Si, Señora«, sagte Garnet.
    Sie zitterte vor heimlichem Lachen; zu gleicher Zeit fürchtete sie, Doña Manuela könne möglicherweise die Kerze ergreifen und herausgewatschelt kommen. Sie hatte keine Ahnung, was geschehen würde, wenn sie hier mit John zusammen gefunden würde. Sehr wahrscheinlich würden sie beide sogleich das Haus verlassen müssen. Nun, ihr würde es nichts ausmachen, zusammen mit John wegzugehen; aber nachdem Doña Manuela so gut und so freundlich zu ihr war, hätte es ihr leid getan, in den Augen der Dame als eine Undankbare dazustehen, welche die unumstößlichen Gesetze des Hauses mißachtete. Glücklicherweise kam Doña Manuela nicht. Sie hatte ziemlich viel Angélica getrunken und war schlafbedürftig. Wahrscheinlich war ihr auch der Wind zu kalt. Jedenfalls beschränkte sie sich darauf, Garnet aufzufordern, sich sofort ins Haus zu begeben, da sie sich bei dem kalten Nachtwind anderenfalls zweifellos eine Erkrankung holen werde. Garnet antwortete, sie komme sofort. Das Mädchen im Hause rief wieder irgend etwas, und Doña Manuela gab der neben ihr stehenden Dienerin einen Schubs, drehte sich um und watschelte durch den Korridor zurück.
    »Ich muß gehen«, flüsterte Garnet.
    John umschlang sie fester mit dem Arm; die Finger seiner anderen Hand strichen ihr das Haar an den Schläfen zurück. Garnet dachte: wenn ich doch seine Augen jetzt sehen könnte! Ich bin sicher, er sieht mich jetzt an wie die Blumenteppiche an den Berghängen. »Ja«, flüsterte John, »du mußt nun wohl gehen. Wann sehen wir uns wieder?«
    »Morgen.«
    »Am frühen Morgen?«
    »So früh, wie du willst.«
    »Also sobald es hell wird. Im Olivenhain hinter dem östlichen Außenhof.« Er küßte ihre Augenbrauen. »Gute Nacht!« flüsterte er. Mit Überwindung und Anstrengung ließ sie ihn los und zog den Schal so dicht über den Kopf, daß er ihre Züge beschattete. So lief sie ins Haus. Zu ihrer Beruhigung befand sich Doña Manuela offenbar am Bett ihrer Tochter; der Korridor war dunkel und leer.
    An der Tür blieb sie stehen und sah zurück. Der alte, stämmige Zitronenbaum knarrte und ächzte, als John einen Zweig ergriff und sich daran hochzog, um gleich darauf über die Mauer zu springen. Garnet warf eine Kußhand in die Dunkelheit hinaus und schloß leise die Tür. Diesmal überzeugte sie sich davon, daß sie fest eingeklinkt war. Doña

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