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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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ihre Hunde; Frauen lieben schöne Kleider; Kinder lieben ihre Spielsachen; kleine Mädchen ihre Puppen. Der liebt die Musik, jener die Jagd und ein anderer vielleicht die Berge der Schweiz. Und dann gibt es Menschen, die sagen einander, sie liebten sich.«
    »Du glaubst also, sie meinten nicht, was sie sagen?«
    »Ich vermute, sie wissen überhaupt nicht, was sie da reden.«
    »Oh, John«, flüsterte Garnet verzweifelt, »hast du nie zwei Menschen gesehen, die sich wirklich liebten?«
    Er zuckte die Achseln: »Ich habe Menschen gesehen, die behaupteten, sie liebten sich. Und ich habe sie über die Liebe reden hören. Sie pflegten dann von einem erhabenen und heiligen Gefühl zu sprechen. Und dann haben sie jede Dummheit, jede Übeltat und jedes Verbrechen mit eben diesem Gefühl entschuldigt: ›Ich liebe dich, also mußt du alles tun, was ich von dir verlange. Ich liebe dich, also gehörst du mir wie ein Schoßhund. Ich liebe dich, und also habe ich das Recht, dich an mich zu binden und dich für immer zu besitzen. Kraft meiner Liebe kann ich verlangen, daß du all meine Launen erträgst, daß du jederzeit auf mich wartest, immer für mich bereit bist und überhaupt ganz und gar mein Sklave wirst. Und das alles geschieht selbstverständlich nur zu deinem Besten, denn ich weiß besser als du, was dir fehlt und was du brauchst. Ich weiß es, denn ich liebe dich ja.‹« Er schüttelte, leicht angeekelt, wie es schien, den Kopf. »Nein«, sagte er. »Nein, Garnet, dergleichen mag ich nicht. Ich weiß nicht, was das ist, was die Leute Liebe nennen, aber ich habe gesehen, wie sich dieses Gefühl auswirkt. In meinem Leben hat das keinen Raum.«
    Er stand hoch aufgereckt vor ihr, und die Strahlen der Sonne trafen ihn so, daß die eine Hälfte seines Gesichts hell beleuchtet wurde, während die andere beschattet war. Genau so war er ihr immer erschienen, halb hell und halb dunkel, zur Hälfte klar und zur Hälfte unergründlich. »Ich verstehe dich nicht«, sagte Garnet. »Wenn du mich nicht liebst, was soll das dann alles? Du liebst mich nicht, aber du willst mich heiraten?«
    »Gewiß will ich dich heiraten«, antwortete er ernst. Er setzte sich wieder zu ihr. »Und das ist weiß Gott mehr, als ich jemals von einer Frau gewollt habe.«
    Garnet war es, als müsse sie sich einen Weg durch dichten Nebel ertasten. Sie wußte nicht, was sie sagen sollte. John ließ seine Hände zwischen den Knien baumeln und fuhr fort:
    »Es tut mir leid, daß ich dich so entsetzte. Ich fürchte, ich war in meinem ganzen Leben nicht sonderlich taktvoll. Aber ich muß auch sagen, ich habe das bisher nicht zu bereuen gehabt.« Er wandte ihr den Kopf zu und lächelte sie an; sein Blick schien so treuherzig, daß sie Mühe hatte, die Tränen zurückzuhalten. »Garnet«, sagte er, »was willst du nun eigentlich von mir?«
    Garnet senkte den Kopf und stützte das Kinn auf die verschlungenen Hände. Es war so schwer, das auszudrücken. Liebe war doch etwas, das man vom Instinkt her begriff und erfühlte; das konnte man doch nicht sezieren und auseinanderlegen. Sie versuchte es dennoch.
    »Ich möchte, daß du mich liebst«, sagte sie. »Das heißt, ich möchte nicht nur die Frau sein, der du ›ein verdammtes Recht‹ einräumst; ich möchte dein Herz sein, dein Mittelpunkt, die Quelle, aus der du deine Kraft ziehst. Ich möchte wichtiger für dich sein als alles andere in der Welt, und ich glaube, das ist nicht unbillig, denn so wichtig bist du auch für mich. Und ich möchte die Gewißheit haben, daß wir einander immer so wichtig sein werden, gleichgültig, was mit uns geschieht.« Sie sah ihn an, und in ihren Augen stand zu lesen, was sie bewegte. »Hast du mich nun verstanden?« fragte sie.
    John antwortete nicht gleich. Er blickte auf den wilden Hafer zu seinen Füßen und zertrat ein Büschel junger Ähren mit dem Stiefelabsatz. Er nahm den Fuß fort, und das Büschel richtete sich wieder auf.
    »Garnet«, sagte er, »ich wollte, ich könnte ja sagen.«
    »Du weißt immer noch nicht, was ich meine?« rief sie entsetzt.
    John fuhr fort, als habe er den Ausruf gar nicht vernommen. »Beinahe hätte ich ja gesagt. Ich besann mich noch eben rechtzeitig. Wie leicht, jetzt einfach zu sagen: Ja, Garnet, so liebe ich dich! Vermutlich hättest du es geglaubt. Aber ich weiß nicht, wie lange dieser Glaube vorhalten würde. Ich habe einfach nicht das Talent, etwas zu sagen, was ich nicht weiß.« Er wandte sich ihr so zu, daß er ihr offen ins Gesicht

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