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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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er hätte dich nur zur Freundin haben wollen, und ich wußte, daß dich das schwer verletzen würde. Hat er wirklich gesagt, er wolle dich heiraten?«
    »Er ist bereit, mich mit aller dazugehörigen Feierlichkeit zu heiraten. Aber er hat nicht den geringsten Respekt vor dem eigentlichen Inhalt einer solchen Feier«, sagte Garnet.
    Florinda seufzte wie jemand, der Geduld mit einem störrischen Kind aufzubringen sucht. »Aber Liebe«, versetzte sie, »den hat kein Mensch. Der einzige Unterschied ist der, daß John sich dazu bekennt und es dir in aller Offenheit sagt.« Sie suchte in Garnets Gesicht zu lesen und versuchte offenbar, hinter deren Gedanken zu kommen. »Aber Garnet«, setzte sie hinzu, »vielleicht bin ich einfältig, aber ich verstehe nicht, warum du ihn nicht nehmen willst.«
    Garnet mühte sich, es ihr begreiflich zumachen. »Sein Gefühl für mich ist nicht groß genug«, sagte sie, »er würde meiner müde werden.«
    »Gut«, entgegnete Florinda, »aber woher willst du wissen, ob nicht auch du seiner eines Tages müde wirst? Ich kann mir nicht vorstellen, daß man jahrelang tagein, tagaus mit einem Mann zusammen ist, ohne seiner müde zu werden.«
    »Ich würde es nicht«, beharrte Garnet trotzig.
    »Ich glaube, du hast ein größeres Vorstellungsvermögen als ich«, sagte Florinda. »Laß uns doch einmal das Schlimmste annehmen. Ich setze den Fall, du heiratest John. Und dann nehme ich an, er würde deiner überdrüssig. Dann ließest du dich eben scheiden. Drüben in New York würde ich das nicht sagen. Ich glaube, es ist einfacher, sich selbst in den Ellbogen zu beißen, als sich in New York scheiden zu lassen. Aber hier in Kalifornien macht das gar keine Schwierigkeiten, seit die Yankees hier sind. Mr. Kerridge sprach gestern davon. Die amerikanischen Alkalden können eine Scheidung ohne weiteres aussprechen. Und sie sollen dabei sehr großzügig verfahren.«
    Garnet fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. Es war einen Augenblick still im Raum; sie hörte den Regen draußen rauschen. Die bloße Vorstellung einer Scheidung schockierte sie nicht mehr so wie früher. Aber sie hatte sich nun einmal ein Traumschloß von der Ehe errichtet, und in diesem Traumschloß regierte die Liebe, eine Liebe, die stark und stolz und über alles andere erhaben war. Der Gedanke, eine Ehe einzugehen und gleichzeitig schon mit der Möglichkeit zu rechnen, eines Tages überflüssig zu sein, war ihr unerträglich. Eine solche Ehe dünkte sie um nichts besser als Florindas Liebesaffären. Sie hob den Kopf und warf das Haar in den Nacken zurück.
    »Ich mag das nicht«, sagte sie. »Es mag Frauen geben, denen so eine Ehe immer noch besser als gar keine erscheint. Ich gehöre nicht zu ihnen. Wenn ich das Gefühl hätte, von dem Mann, dem ich mich verbunden habe, nicht wirklich geliebt zu werden, würde ich jeden Tag vor innerer Unsicherheit zittern. Ich würde mich jeden Tag fragen, ob es nun soweit sei, ob er mir gleich Lebewohl sagen werde. Und eines Tages würde er es schließlich sagen. Und was sollte ich dann tun?«
    Florinda zuckte die Achseln: »Es wäre das dann immer noch kein schlimmerer Zustand als der jetzige.«
    »Oh, das wäre es wohl!« rief Garnet. »Es käme ja schließlich noch etwas dazu. Ich bin so empörend gesund, daß ich sehr wahrscheinlich einen ganzen Stall voll Kinder haben würde.«
    »Nun, was das angeht, da könnte ich wahrscheinlich helfen«, sagte Florinda ungerührt, »ein gewisses Risiko besteht da natürlich immer; darüber muß man sich klar sein.« Sie ließ ihre Näharbeit sinken und umschlang die aufgestützten Knie mit den Händen. »Garnet«, sagte sie, »mir kommt eine Idee. Warum bittest du John nicht, dir die Hälfte von Torosa zu überschreiben?«
    Garnet hielt unwillkürlich den Atem an, so verblüfft war sie. Bevor sie noch antworten konnte, sprach Florinda weiter: »Sage ihm, du seiest bereit, ihn zu heiraten, aber vorher möchtest du eine Sicherheit dafür haben, daß er dich nicht eines Tages mit einem Haufen Bälger irgendwo sitzen ließe. Natürlich wird er dir versichern, das täte er nie; aber Versprechungen sind billig. Ein Dutzend Versprechungen haben noch nicht den Wert eines Zehn-Cent-Stücks.«
    Hatte John nicht heute morgen etwas Ähnliches ausgesprochen? Florinda fuhr fort:
    »Ich weiß nicht, wie groß Torosa ist, aber zwanzigtausend Morgen hat es gewiß. Die Hälfte davon wären also zehntausend. Das ist für kalifornische Verhältnisse kein großer Besitz, aber

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