Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
Vom Netzwerk:
es würde in jedem Fall ausreichen, dich unabhängig zu machen. Und wenn du eines Tages auf die Idee kämest, Kalifornien zu verlassen, könntest du noch einen ganz netten Gewinn mit nach Hause nehmen.«
    Garnet hatte den Kopf auf den im Nacken verschränkten Armen liegen. Sie dachte: Was er wohl sagen würde, wenn er das hörte? Ob er das alles auch so vernünftig finden würde wie Florinda?
    Florinda stichelte weiter an ihrem Kleid herum. »Ach, Garnet«, seufzte sie, »was könntest du mit zehntausend Morgen Besitz alles anfangen! Du hast die Kalifornier doch nun kennengelernt. Sie sind nett und charmant und reizende Leute, aber sie sind geradezu aufreizend faul. Heiliger Strohsack: Zehntausend Morgen und dazu ein bißchen Ehrgeiz und ein bißchen amerikanische Initiative – es ist nicht auszudenken.«
    Garnet mußte lachen. Es wurde ein böses Lachen; es klang ihr selbst kalt und blechern im Ohr.
    »Was hast du, Darling?« Florinda wandte ihr den Kopf zu.
    Garnet würgte an den Worten. »Ich dachte gerade: Wenn ich ihn doch nicht liebte! Ich wollte, ich hätte nie erfahren, was es heißt, einen Mann zu lieben. Liebte ich ihn nicht, dann könnte ich ihn jetzt fragen, ob er mich dafür bezahlen wolle, daß ich ihn heirate. Es wäre eine einfache Sache: ›Ich hoffe, wir werden zufrieden miteinander leben; sollte ich es nicht können, nun, dann kann ich wenigstens mit zehntausend Morgen kalifornischer Erde leben!‹ Aber leider, Florinda: Ich liebe ihn!«
    »Ich begreife nicht, warum dich das hindern sollte?«
    »Ja, mein Gott! ich liebe nicht Johns Ranch, ich liebe ihn selbst.«
    »Oh, Teufel auf Toast!« sagte Florinda resigniert.
    »Ich weiß, du verstehst das nicht. Ich kann aber in diesen Dingen keine Kompromisse schließen. Ich will das, was ich will, ganz oder gar nicht.«
    Florinda schlang ihren Arm um Garnets Taille. »Mein liebes Herz«, sagte sie, »wenn du dich erst so viel herumgebalgt haben wirst wie ich, wirst du einsehen, daß man nur sehr selten bekommt, was man haben will. Darum rate ich dir: Nimm, was du bekommen kannst, und mache das Beste daraus.«
    Garnet schüttelte den Kopf. »Ich werde mich sonst mit allem abfinden«, sagte sie, »ich werde nehmen, was ich bekommen kann, und werde versuchen, das Beste daraus zu machen. Aber ich werde mich nicht mit einem Mann abfinden, der mich nicht liebt.«
    Florinda seufzte. »Du bist mir überlegen«, sagte sie, »ich gebe es auf.«
    Garnet sah ihr ein Weilchen zu, wie sie an ihrer Rüsche herumstichelte, als gäbe es nichts Wichtigeres für sie, als das Kleid rechtzeitig zum Abendessen fertigzubekommen. »Du würdest den Landbesitz also nehmen, wenn du ihn zu diesen Bedingungen bekommen könntest?« sagte sie nach einer Weile.
    »Meine Liebe, wenn ich ein solches Kapital bekommen könnte, würde ich es, weiß der Teufel zu jeder Bedingung nehmen«, sagte Florinda.
    »An Stelle von Liebe?«
    »Liebe?« Florinda lachte. »Der Traum meiner Großmutter!«
    ***
    Der Sturm hielt nur sechs Stunden an, aber seine Folgen zwangen John, noch eine weitere Woche auf Kerridges Ranch zu verbringen. Der Regen hatte Bäche und Flüsse in reißende Ströme verwandelt, und da es nirgendwo Brücken gab, war es unmöglich, diese Ströme zu überqueren. Garnet wünschte glühend, er möchte gehen; jedesmal, wenn sie seiner ansichtig wurde, stellte sie sich vor, wie lächerlich sie gewirkt haben mußte, als sie davonlief, stolperte und zu Boden fiel. Das machte sie so verlegen, daß sie selbst dann unsicher war, wenn er sie gar nicht beachtete. Aber sie wußte auch, daß er sie sehr wohl beachtete, und zu ihrer Empörung schien er nicht im geringsten verlegen. Manchmal, wenn sie ihm an der Tafel im Eßzimmer gegenübersaß, glitten seine Augen über sie hin, als wäre sie eine zu teure Ware, und es würde die höchste Zeit, daß sie im Preis herabgesetzt würde. Sie zitterte innerlich vor Wut; es verschlug ihr den Appetit. Hoffentlich fiel wenigstens Doña Manuela nicht auf, wie wenig sie aß.
    Auch Florinda war ihr in diesen Tagen keine Hilfe, denn um die hatte sich eine Garnitur neuer Verehrer geschart. Es waren das drei Kalifornier und zwei Yankees, von denen keiner sie je zuvor gesehen hatte. Sie hatten vor dem Sturm auf der Ranch Zuflucht gesucht und mußten nun, ebenso wie John, warten, bis die Flüsse passierbar wurden. Die Kalifornier zeigten sich entzückt von Florindas blondem Haar und von ihren veilchenblauen Augen, von ihrem blassen Teint und ihren zart

Weitere Kostenlose Bücher