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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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kam er mit seinen schnellen, lautlosen Schritten auf sie zu und legte ihr in jäher Aufwallung die Arme auf die Schultern. »Garnet«, sagte er, »warum willst du mich nicht nehmen, wie ich bin? Was ist denn so schlimm an mir?«
    Bevor ihr Kopf die Antwort noch bewußt formulieren konnte, hörte sie sich schon sprechen: »In der Nacht, als du mich im Dunkeln küßtest, dachte ich: Jetzt sieht er dich an wie die Blumen auf den Berghängen. Aber ich weiß nun, das tatest du nicht. Du hast mich niemals so angesehen: ehrfürchtig und liebend zugleich. Und ich habe keine Lust, mein Leben damit zuzubringen, auf ein Mohnfeld eifersüchtig zu sein.«
    Er hielt sie noch fest. »Du brauchst nicht so mit dem Kopf auszuweichen«, sagte er, »ich werde dich nie wieder küssen, bis du mich selbst darum bittest.« Er ließ sie ruckhaft los und war schon im nächsten Augenblick hinter den Bäumen verschwunden. Garnet stand reglos und sah ihm nach, dann, einer Aufwallung nachgebend, ließ sie sich auf den Steinplatten des Pfades nieder, bedeckte das Gesicht mit den Händen und weinte still vor sich hin. Die Tränen quollen ihr durch die Finger.
    So sah sie Nikolai Grigorievitch Karakozof. Er hatte mit einem der Cha servierenden Mädchen geflirtet, da sah er Garnet auf den Steinen sitzen und brach mitten im Satz ab. Mit wenigen Schritten stand er neben der Sitzenden, kniete neben ihr nieder, legte ihr den Arm um die Schulter, zog sie hoch und gab ihr ein Taschentuch, damit sie sich die Tränen abwischen könne. Es war ein weiches Tuch aus feinem Linnen, vermutlich von einer seiner Freundinnen bestickt. »Kommen Sie mir mir«, sagte Nikolai und führte Garnet zu den Bäumen hinüber, wo keiner sie sehen konnte. Unter einem kleinen Eichengebüsch blieben sie stehen; er umschlang sie abermals mit einem Arm und bettete ihren Kopf an seiner breiten Schulter, ihr sacht die nassen Wangen streichelnd. Wie lieb er ist! dachte Garnet, wie ein Bruder, auf den man sich verlassen kann. Dieser Nikolai war mindestens einen Fuß größer als sie und wog gewiß einen Zentner mehr. Aber er hatte ein warmes, mitfühlendes Herz, und jegliche Heuchelei war ihm fremd. Es gab wenig Erwachsene, die waren wie er; er war wie ein großes Kind.
    »Garnet«, sagte Nikolai mit leiser Stimme, »nun – Sie können weinen, soviel Sie wollen. Schämen Sie sich nicht wegen der Tränen. Jeder Mensch muß weinen irgendwann einmal.«
    Die Tränen hingen noch an ihren Wimpern, als sie ihn anblickte. »Nikolai«, sagte sie, »Sie sind so lieb. Ich danke Ihnen.« Sie sah das offene Lächeln in seinem Gesicht und das warme Mitgefühl in seinen Augen. »Nick«, sagte sie, »was ist eigentlich mit mir? Bin ich eine Närrin?«
    »Ich weiß nicht«, antwortete Nick, »ich bin nicht klug genug, Ihnen zu sagen, was Sie sollen tun. Aber ich liebe Sie, und ich liebe auch John, und ich finde, es ist schrecklich, daß ihr nicht glücklich seid.«
    »Was hat Ihnen John denn erzählt?«
    »Erzählt? John hat nie mit mir über Sie gesprochen. Er hat nie zu irgendeinem Menschen über Sie gesprochen. Ich weiß nur, was ich habe gesehen. John spricht nicht über Dinge, die sind wichtig für ihn.«
    »Bin ich denn wichtig für ihn?« flüsterte Garnet.
    »Oh«, sagte Nick. »Ganz gewiß sehr wichtig. Darum er ist böse mit Ihnen.«
    »Böse mit mir?«
    »John ist böse mit jedem, der ist wichtig für ihn. Er will sein selber genug für sich. Es gibt viele Menschen, die so sind. Die Menschen sind große Narren, Garnet. Alle Menschen!«
    Wieder stiegen ihr die Tränen in die Augen. Nikolai zog ein frisches Taschentuch aus einer anderen Tasche und reichte es ihr. Es war auf andere Weise offenbar von einer anderen Dame gestickt. Er strich Garnet sacht über die Augenlider. So standen sie eine Weile. Er hatte seinen Arm um ihre Schultern gelegt, sie lehnte den Kopf gegen seine Brust, und langsam begannen ihre aufgewühlten Nerven sich zu beruhigen. Sie schwiegen. Garnet sah schließlich gerade in seine veilchenblauen Augen. »Ich fühle mich besser, Nick«, sagte sie leise. »Ich danke Ihnen.«
    »Nun«, versetzte Nikolai, »also werde ich Sie bringen zum Haus zurück, und Sie werden gehen auf Ihr Zimmer. Ich werde einem Mädchen Bescheid sagen, sie soll Ihnen bringen einen guten leichten Wein. Dann werden Sie sich hinsetzen und den Wein trinken, ganz langsam. Und wenn dann der Gong ertönt, Sie werden wieder frisch sein zum Abendessen. Wollen Sie?«
    »Ja, Nick, ich will«, sagte Garnet. Er nahm

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