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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Florinda.
    Nikolai Grigorievitch lächelte selbstgefällig und wandte sich wieder seiner Flasche zu. »Sie sehen verdammt fröhlich aus«, sagte Florinda. Er brach plötzlich und ruckartig in ein Gelächter aus, so daß etwas von seinem Wein verschüttet wurde. Sie mußte an eine Bemerkung denken, die er gemacht hatte, kurz bevor sie Kerridges Ranch verließen. Mr. Kerridge hatte geäußert, er werde sie sehr vermissen, schon weil sie immer guter Laune sei, allezeit fröhlich und jedermann anstrahlend. Nikolai hatte das gehört und, nachdem Mr. Kerridge außer Hörweite war, mit einem boshaften Grinsen gesagt: »Sind alle zivilisierten Menschen so leicht wie dieser zum Narren zu halten?« Als sie daraufhin wissen wollte, was dieser Unsinn wieder bedeuten solle, hatte er gesagt: »Sie lächeln doch gar nicht, weil Sie fröhlich sind. Sie lächeln, weil Sie sehr schöne Zähne haben. Wenn Ihre Zähne schlecht oder schadhaft wären, Sie würden viel ernster sein.«
    Jetzt, wo er da hockte und lachte und seinen Wein vergoß, mußte auch sie in der Erinnerung lachen; aber gleich darauf machte sie ein komisch böses Gesicht. »Wischen Sie das ja auf«, sagte sie, »wir haben Spinnen genug und brauchen ihnen nicht noch Köder auszulegen.«
    Nikolai zog eines seiner schönen gestickten Taschentücher heraus und nahm damit den vergossenen Wein auf. Florinda ergriff ihr Handarbeitskörbchen und wandte sich der nach der Treppe führenden Tür zu.
    »Ich kann hier leider nicht ewig sitzen und schwätzen«, sagte sie, »ich muß morgen wieder meine Arbeit aufnehmen. Da gibt es heute noch viel zu tun.«
    Nikolai strahlte sie an. »Sind Sie mir böse?« fragte er.
    »Oh, gehen Sie nach St. Petersburg«, sagte Florinda.
    ***
    Silkys Etablissement gedieh außerordentlich. Es war die einzige Bar am Ort, und sie führte vorzüglichen Whisky. Von den einheimischen Weinschenken führten nur wenige Whisky, da die Kalifornier nicht viel danach fragten. Silky und Florinda hatten aber vor dem Kriege große Mengen geschmuggelten Whiskys erworben, und dank Mr. Abbotts Umsicht besaßen sie diese Vorräte noch. Auf diese Weise hatten sie vor allem großen Zuspruch durch die Amerikaner. Jetzt, da die Mädchen wieder hinter der Theke standen, war die Bar täglich zwölf Stunden geöffnet: von acht Uhr morgens bis mittags und von vier Uhr nachmittags bis Mitternacht. Silky und Florinda hätten liebend gern auch während der frühen Nachmittagsstunden den Betrieb offen gehalten, um auf diese Weise ihren Gewinn noch zu vergrößern, aber die amerikanische Behörde, die schon eine Revolte hinter sich hatte, legte Wert darauf, die Kalifornier bei guter Laune zu halten. Deshalb mußten die Yankee-Betriebe sich nach den örtlichen Gepflogenheiten richten.
    Da das Geschäft so gut florierte, beschlossen sie, das Lokal zu vergrößern. An beiden Längsseiten der Bar wurden Wandbänke angebracht, und vor jede Bank wurde ein Tisch gestellt. An der einen Hausseite wurde angebaut, wodurch ein weiterer Schankraum und ein Lagerraum gewonnen wurde und im Oberstock außerdem ein weiteres Schlafzimmer. Garnet und Florinda bekamen auf diese Weise je ein eigenes Zimmer und brauchten nicht mehr zusammen zu schlafen. Sie ließen sich von Isabel neue Vorhänge und eine neue Bettdecke nähen. Obgleich die Mußestunden in Silkys Etablissement karg bemessen waren, fanden beide Mädchen es doch beglückend, für diese Zeit wenigstens allein sein zu können.
    Wie John gesagt hatte, wimmelte es in Los Angeles von Yankees. Neben regulären Truppen lagen auch Frémonts Männer noch immer am Ort, und außerdem gab es das Mormonen-Bataillon unter Colonel Philip St. George Cooke.
    Die Mormonen benahmen sich sehr anständig. Das mochte teilweise auf den strengen Moralkodex zurückzuführen sein, den ihre Religion ihnen vorschrieb, sicherlich aber auch auf die Tatsache, daß Colonel Cooke stets dafür sorgte, daß die Männer beschäftigt waren, so daß sie nur wenig Zeit und Gelegenheit hatten, sich schlecht zu benehmen oder irgendwelchen Unfug anzustellen. Zunächst ließ er alle wild herumstreunenden und herrenlosen Hunde von ihnen einfangen und töten. Das nahm mehrere Wochen in Anspruch, und als die Arbeit getan war, zeigte sich der Ort so verwandelt, daß jedermann sich verwundert fragte, warum bisher noch niemand auf diese Idee gekommen sei.
    Nachdem die Hunde fort waren, beschäftigte Colonel Cooke seine Soldaten damit, die Stadt selbst zu reinigen. Die Abfallhaufen

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