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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Stephens Nachthemden gekauft hatte, wohl auch schon zum tausendsten Male gehört. Sie ging, von zwei Soldaten flankiert, zwei Mormonen, dem rothaarigen McConnell und dem kleinen dunklen Mr. Dorkins. McConnell trug Garnets Paket, während jeder vor ihnen sehr ernst und sehr würdig einen ihrer Ellbogen hielt, um sie auf diese Weise so sicher wie möglich zu geleiten.
    »Passen Sie auf, Madam, hier kommt eine Pfütze«, sagte McConnell, als eben eine Gruppe von drei, vier Jungen, in einem Torweg stehend, lärmend zu singen begann:
    »Poco tiempo
Viene Castro
Con mucho gente –
Vamos americanos!«
    Grinsend blickten die Mormonen auf die Kinder. »Die wichtigsten Gedanken des Liedes glaube ich zu erfassen«, sagte McConnell, »aber ich verstehe nicht den Zusammenhang.«
    Garnet lachte: »Es bedeutet, daß der Señor Castro bald mit einer großen Streitmacht hier erscheinen werde, und wenn er erst da sei, dann sei es aus mit den Amerikanern.«
    »Wer ist Castro?« fragte Dorkins. Garnet hatte eben begonnen ihm klarzumachen, daß es sich um den früheren Militärgouverneur handele, als McConnell sagte:
    »Ich bin sicher, die Jungen meinten gar nicht uns. Sie meinen die Leute, die da unten angeritten kommen. Sehen Sie nur: eine großartige Gesellschaft!«
    Garnet sah über die Schulter zurück. Ein Reiterzug näherte sich. Sie erkannte augenblicklich Charles Hale mit etwa einem Dutzend Gefolgsleute, prächtig aufgezäumt und gekleidet. Garnet zog die Soldaten etwas in den Hintergrund und bat sie, stehenzubleiben. Sie erblickte die Frau an Charles Seite. So, das also war die frühere Mrs. Radney, die jetzige Mrs. Hale. Der Zug näherte sich, und Garnet sah den Ankömmlingen mit gereiztem Interesse entgegen.
    Lydia Hale mochte etwa dreißig Jahre alt sein. Sie war mindestens so groß wie Charles, vielleicht sogar eine Kleinigkeit größer; sie hatte breite Schultern und saß sehr gerade auf dem Pferd, etwa wie eine Gouvernante, die ihren Schülern ein gutes Beispiel geben will. Garnet mußte unwillkürlich an das Institut für junge Damen denken, dem sie einst angehört hatte. Sie war farblos wie eine Bleistiftzeichnung. Ihre blasse Haut zeigte kaum einen Anflug von Farbe; ihr Haar hatte einen so undefinierbar graubraunen Ton, daß es weder hell noch dunkel zu nennen war; Garnet fand, es sähe aus wie ein erstorbenes Blatt; ihre Augen schienen bloße Sehlinsen, ohne die Andeutung irgendeines eigenen Ausdrucks. Sogar das Reitkleid, das die Frau trug, erschien farblos; es war dunkelgrau und hatte ganz oben am Hals eine ganz schmale weiße Einfassung. Nichtsdestoweniger schien Lydia Hale, wenn auch in einer kalten und unpersönlichen Art, eine stattliche und ansehnliche Frau. Ihre Züge waren fein geschnitten, sie hatte eine tadellose Figur, und ihr Kleid verriet gutes Material und gute Handwerksarbeit. Die ganze Erscheinung wirkte nüchtern, es strahlte nichts von ihr aus, das Wärme oder Liebenswürdigkeit verhieß; andererseits war sie keineswegs häßlich zu nennen. Und da sie zweifellos über kein Talent verfügte, sich mit anmutigen Kleinigkeiten abzugeben, kam sie ganz von selbst zu dem Schluß, ihre eigene Person als das Wichtigste zu betrachten.
    Die Reiter kamen heran, und Charles erblickte Garnet. Er machte nicht einmal die Andeutung eines Grußes. Seine Augen ruhten eine Sekunde auf ihr und glitten dann über sie hinweg. Mr. Hale benahm sich ganz wie ein Mann, der es vorzieht, eine arme Verwandte auf der Straße zu übersehen. Auch Mrs. Hale sah Garnet. Charles mochte ihr gesagt haben, wer die Fremde sei; jedenfalls sah Mrs. Hale die junge Frau am Straßenrand an, mit einem kühl abwägenden, zur Kenntnis nehmenden und gleichzeitig abschätzenden Blick (als wäre ich eine Wilde mit einem Ring durch die Nase! dachte Garnet). Die Nasenflügel der Frau auf dem Pferd zitterten ein wenig, und ihre Lippen verzogen sich zu einer verächtlichen Grimasse; dann blickte sie weg.
    Garnet fühlte, wie die Wut in ihr hochkam; einen Augenblick zitterte sie an allen Gliedern. Es hätte ihr jetzt nichts ausgemacht, den Colt zu ziehen und zu schießen. Ihre Augen verkniffen sich, während der Reiterzug sich entfernte.
    Wahrhaftig, ich hätte sie töten sollen! dachte sie wild. Sie stehlen mir mein und meines Kindes Vermögen und zwingen mich, in einer Bar zu arbeiten, um den Lebensunterhalt zu verdienen, und dann wagen sie noch, höhnisch zu lächeln, weil ich dort arbeite. Dieses widerwärtige Weib mit seinem spöttisch

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