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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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können, die Tränen seien ihr nur so über die Wangen gelaufen. Aber« – als wolle sie zurücknehmen, was sie bisher gesagt, fügte Florinda hinzu – »du mußt natürlich nicht gehen, Garnet. Silky wollte nicht einmal, daß ich es dir sage.«
    Garnet sah zu Boden. »Natürlich gehe ich«, sagte sie.
    »Du willst?«
    »Aber ja. Wenn es Texas so viel bedeutet.«
    »Oh, Garnet, ich bin froh!« sagte Florinda, »ich bin sehr, sehr froh!«
    »Soll ich jetzt gleich kommen?«
    »O Gott, nein. Doch nicht jetzt am späten Nachmittag. Es ist viel zuviel Betrieb auf der Straße. Wenn, dann morgen in aller Frühe. Da ist Estelles Haus ruhig wie ein Pfarrhaus.«
    Garnet drehte ihr Taschentuch zwischen den Fingern. »Florinda«, sagte sie, »wird man mich dort – nicht – belästigen?«
    »Aber nein«, versicherte Florinda, »du bist dort so sicher wie hinter den Wällen eines Forts.« Sie lächelte. »Sage aber Silky nicht, daß ich mit dir darüber gesprochen habe. Es ist nämlich so, daß Estelles Etablissement – Silky gehört. Und er würde nicht wollen –
    »Silky? Silky gehört Estelles Etablissement?«
    »Er möchte natürlich nicht, daß das bekannt wird. Sprich deshalb bitte nie darüber. Ich sage es dir auch nur, damit du sicher bist, daß dich dort niemand belästigen wird. Silky und Estelle sind schon seit vielen Jahren miteinander befreundet. Sie haben sich in St. Louis kennengelernt, als er noch auf den Flußbooten arbeitete. Dann stieg er beim Treck ein und brachte Estelle hierher und stellte sie in dem Betrieb an.«
    Garnet schüttelte ein wenig ratlos den Kopf; Florinda streifte sie mit einem spitzbübischen Blick. »Nun stirbst du beinahe vor Neugier, ob ich auch an Estelles Unternehmen beteiligt bin, wie? Nun, beruhige dich: Ich bin es wirklich nicht. Mir gehört die Hälfte von der Bar hier, und damit ist meine Beziehung zu Silky erschöpft. Möchtest du sonst noch etwas wissen?«
    »Nein«, antwortete Garnet. Und dann konnte sie sich nicht helfen, sie mußte über Florindas Scharfsinn lachen. »Du kannst Estelle ausrichten, wenn sich jemand findet, der mich hinüberbegleitet, werde ich morgen früh mit Stephen kommen«, sagte sie.
    »Silky begleitet dich natürlich«, versicherte Florinda. »Und er wird sich vorher davon überzeugen, daß sich keine Gäste im Haus befinden. Ich werde Silky gleich Bescheid sagen.«
    Sie ging zum Spielsalon, um Silky zu suchen. Garnet blieb sitzen, wo sie war. Ein kleiner Schauer lief ihr über den Rücken. Nicht, weil sie sich gefürchtet hätte, Estelles Haus zu betreten; sie war sicher, daß sie gerade dort vor Belästigungen der Art, wie sie sie hier täglich erfuhr, geschützt war; aber es war eine Stimme in ihr, wie ein Signal. Später würde sie sich an diesen Schauer erinnern und an die Unruhe, die sie während des ganzen folgenden Abends quälte und sie in der Nacht kaum zur Ruhe kommen ließ. Und dann würde sie sich erschauernd fragen, ob es so etwas wie eine Vorahnung gibt, eine Stimme, die aus der Zukunft kommt, um zu warnen, ja zu beschwören: Tue es nicht! Du wirst es bereuen!
    Zweiundvierzigstes Kapitel
    »Miß Garnet«, flüsterte Texas, »da wären noch ein paar kleine Dinge, von denen ich gern hätte, daß Sie sie für mich erledigten.«
    »Aber selbstverständlich, Texas«, antwortete Garnet. »Was ist es denn?«
    Texas wandte ihr den Kopf zu und lächelte sie an. Sie saß auf der Wandbank am Kopfende des Bettes, während Stephen, auf dem Fußboden sitzend, damit beschäftigt war, eines der Strohtierchen zu zerfetzen, die ihm Texas im vergangenen Sommer gemacht hatte.
    Texas hielt Garnets Hand umfaßt. Obgleich er nur mit schwacher Stimme sprechen konnte, war doch jedes seiner Worte deutlich zu verstehen. »Ich habe noch einen Haufen Felle bei Mr. Abbott gut«, flüsterte er, »ich möchte, daß er alles bezahlt, was zu bezahlen ist.«
    »Ja, Texas.«
    »Und wenn dann noch etwas übrigbleiben sollte« – er lächelte, und seine Augen wandten sich Stephen zu –, »kaufen Sie etwas für den Jungen.«
    »Sie sind lieb, Texas. Und Sie waren immer so gut zu Stephen. Aber gibt es da nicht sonst noch jemand, der Anspruch hätte –?«
    »Nein, Madam«, sagte Texas, »niemand.« Er streichelte ihre Hand. »Miß Garnet«, flüsterte er nach einer Weile, »was meinen Sie: Ob ich einen Schluck trinken könnte?«
    »Aber gewiß, Texas«, entgegnete sie und flößte ihm etwas Whisky ein, aus einer Flasche, die sie mitgebracht hatte; sie hielt ihm den Kopf

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