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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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jedenfalls entsetzt«, sagte Florinda. »Er hat mir versprochen, die Person nicht ins Haus zu lassen.« Stephen brüllte immer noch, er begriff nicht, warum er seinen Brei nicht bekam, deshalb sagte Florinda: »Warte hier, ich hole ihm sein Breichen. Und ich werde auch herauskriegen, was da vorgeht. Wenn Silky Redensarten drechselt wie eben, ist irgend etwas los.« Bevor sie die Tür öffnete, wandte sie sich noch einmal um. »Was kann er nur meinen mit der zwingenden Gegebenheit?« sagte sie.
    »Ich weiß nicht«, versetzte Garnet. »Vielleicht befindet er sich in irgendeiner heiklen Lage.«
    »Und die höchst betrübliche und höchst bedauerliche Sache?«
    Garnet lachte: »Was soll schon passiert sein!«
    »Ich bin gleich wieder da«, sagte Florinda und ging in die Küche zurück.
    Sie war schon nach einer Viertelminute wieder da und brachte Garnet den Breitopf, einen Löffel und ein Handtuch als Unterlage, damit sie sich ihr Kleid nicht beschmutze. Als Stephen den Löffel erblickte, sperrte er das Mäulchen auf wie ein hungriges Vögelchen. Florinda ging abermals in die Küche, und Garnet nahm das Kind auf den Schoß und fütterte es.
    Durch die geschlossene Tür drangen die Stimmen an ihr Ohr. Florinda sprach leise, aber bestimmt, Estelles Organ rasselte wie rostiges Blech, und Silky befleißigte sich jetzt offenbar einer natürlichen Ausdrucksweise. Sie schienen alle drei eine Menge zu sagen zu haben, es hörte sich aber nicht an, als stritten sie miteinander. Nach einiger Zeit kam Isabel von der Veranda herein. Garnet stand auf und reichte ihr das Kind. Inzwischen hatte José das Lokal geöffnet. Garnet hätte vor dem Beginn der Arbeit gern noch eine Tasse Schokolade getrunken, aber sie wollte jetzt nicht in die Küche, sie hatte das Gefühl, dort im Augenblick nichts zu suchen zu haben. Sie ging noch einmal nach oben und kämmte sich das Haar und betrat bald darauf den Barraum. Es waren bereits einige Gäste anwesend. Während sie ihnen ihre Drinks eingoß, fragte einer der Männer, ob sie jemals in New York gewesen sei. Er wartete ihre Antwort erst gar nicht ab, sondern begann ihr allerlei Interessantes aus der großen fernen Stadt zu berichten. Während er noch sprach, öffnete Florinda die Tür. Die Boys begrüßten sie mit freudigem Hallo, und Florinda winkte ihnen strahlend zu.
    »Ich bin gleich wieder da, Boys«, sagte sie und zu Garnet gewandt: »Komm doch bitte einen Augenblick heraus.«
    Sie überließen José die Bedienung der Gäste, und Garnet ging mit Florinda in die Küche zurück. Florinda stellte eine Kaffeekanne auf den Tisch und füllte Garnet und sich eine Tasse ein. »Hör zu, Garnet«, sagte sie, »du mußt Silky nicht böse sein.«
    »Aber ich bin ihm nicht böse«, versicherte Garnet.
    »Wirklich nicht?«
    Garnet lachte. »Aber Florinda«, sagte sie, »ihr braucht mich wirklich nicht wie eine Glaspuppe zu behandeln.«
    »Ich will dir erklären, was da eben war«, versetzte Florinda. Sie sah Garnet mit einem leichten Lächeln an. »Sieh, du bist nun eben eine – nun ja, eine keusche Frau.«
    Nanu! dachte Garnet und spitzte die Ohren.
    »Und du bist die erste keusche Frau, die Silky um sich gehabt hat, seit seine Mutter starb.«
    Jetzt runzelte Garnet, leicht verwirrt, die Stirn; sie wußte nicht, was diese sonderbare Einleitung bedeuten sollte. »Wann starb Silkys Mutter denn?« fragte sie.
    »Als er zehn oder zwölf Jahre alt war«, sagte Florinda. »Weißt du, ich habe Silky im Verdacht, einer ziemlich vornehmen Familie zu entstammen. Aber seine Eltern starben eben früh, und sie hinterließen ihm kein Geld, und es gab wohl niemand, der sich des Jungen angenommen hätte. Und wenn ein Junge dieses Alters sich in einer Großstadt selbst überlassen ist, so weißt du, wie das ist. Das heißt, ich glaube, du weißt es nicht.«
    »Nein«, gab Garnet zu, »ich glaube, ich weiß es nicht.«
    »Nun, jedenfalls, Silkys Mutter muß eine gute Frau gewesen sein«, fuhr Florinda fort. »Und du bist auch eine Mutter. Ich bin sicher: Der Anblick einer jungen sauberen Frau mit einem Kind auf dem Arm bedeutet etwas für Silky; der letzte Rest seines Herzens wird da irgendwie angerührt. Denn Silky ist natürlich ein Dieb und ein Lügner und ein Tunichtgut ohne Beispiel. Wenn ich nicht ständig ein Auge auf die Bücher hätte, er würde dich schamlos betrügen, mindestens um fünfzig Prozent deines Verdienstes. Aber nichtsdestoweniger achtet er dich sehr hoch, das darfst du glauben.«
    Garnet schien das

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