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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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John über die Angst gesprochen, die du in der Nacht hattest?«
    »Nein«, versetzte Garnet, »und ich werde es auch nicht tun.«
    »Du wirst also mit ihm zu den Goldfeldern reiten?«
    »Ja. Ich gehe mit ihm. Ich könnte gar nicht anders. Bliebe ich zurück, es würde mir mein Leben lang leid tun.« Nikolai rief seinen Boys eine Anweisung zu. Garnet fuhr auf. »O Florinda«, rief sie, »nun verläßt er uns wirklich.« Sie fühlte, wie ihre Augen sich mit Tränen füllten. »Ich bin dumm zu weinen«, flüstert sie, »er tut ja nur, was er will und muß.«
    »Ja«, sagte Florinda, »er ist ein kluger Bursche.« Ihre Stimme hatte einen zärtlichen Ton; Garnet streifte sie mit einem verwirrten Blick: »Bist du nicht traurig, weil er geht?«
    »Nicht so traurig wie du«, antwortete Florinda.
    »Und ich dachte immer, du liebst ihn.«
    Florinda sah den Boys bei ihren Hantierungen zu. Sie wandte sich Garnet wieder zu und sagte: »Ich liebe ihn mehr als irgendeinen Mann, den ich jemals kennenlernte. Aber trotzdem oder vielleicht gerade deswegen – er war mir im Wege. Ich weiß, was ich will, und ich möchte meinen Weg allein gehen, um leben zu können, wie es mir gefällt. Er lief mir plötzlich in den Weg und er war der einzige Mann, den ich während der ganzen Zeit, da ich ihn kannte, nicht einmal narren konnte. Er wird mir noch lieber sein, wenn er – in St. Petersburg ist. Das ist alles.«
    Nikolai Grigorievitch Karakozof schwang sich auf den Hengst und winkte den Zurückbleibenden noch einmal zu. Die Pferde setzten sich in Bewegung und wirbelten im Augenblick eine Staubwolke auf. John kam zurück, stellte sich neben Garnet und ergriff ihren Arm. Sie winkten den Abreitenden nach. Solange sie noch etwas von der sich schnell entfernenden kleinen Kolonne sehen konnten, sprachen sie kein Wort. Der Nebel hatte sich verzogen, die helle Sonne stand am Himmel. Sie hörten den dumpfen Klang der Hufschläge zwischen den Wänden der kleinen Häuser. Endlich sahen sie nichts mehr außer dem aufgewirbelten Staub, der sich langsam verzog. Nikolai Grigorievitch Karakozof befand sich auf dem Weg nach St. Petersburg.
    Während John zum Alkalden hinüberging, ging Garnet in die Küche zurück. Sie erwartete Florinda, die schon früher ins Haus gegangen war, hier vorzufinden, aber Florinda war nicht da. Niemand war da außer Micky, der Becher und Tassen spülte. Von der rückwärtigen Veranda drang das plärrende Stimmchen Stephens herüber. Der Kleine spielte dort unter Isabels Aufsicht, die auf den Treppenstufen saß und nähte. Garnet sah das hölzerne Pferdchen, das Nikolai für Stephen mitgebracht hatte, am Fußboden liegen und hob es auf. Sie reichte es Micky, der eben mit dem Abtrocknen der Tassen und Becher fertig geworden war, und bat ihn, es Stephen zu bringen. Micky entfernte sich lächelnd. Einen Augenblick stand Garnet allein in der Küche. Wo ist Florinda? dachte sie. Nun, Florinda würde auf ihr Zimmer gegangen sein. Sie hatte in der Nacht so gut wie gar nicht geschlafen und würde sicher noch ein bißchen Ruhe haben wollen, bevor sie die Bar öffnete. Silky war noch bei Mr. Abbott und José war auch noch nicht da. Vielleicht war Florinda aber auch schon in der Bar, um auf ihre Weise mit dem Abschied von Nikolai fertig zu werden. Garnet fühlte gleichfalls die Notwendigkeit, irgend etwas zu tun. Vielleicht ist sie wirklich drinnen und ich kann ihr helfen, dachte sie. Sie öffnete die Tür zum Barraum. Das Lokal lag verlassen in einem zwielichtigen Halbdunkel. Die Tür zur Straße war noch verschlossen und auch die Fensterläden waren noch zu. Florinda stand an der Bartheke, hatte aber offensichtlich noch keinerlei Vorbereitungen für den Arbeitsbeginn getroffen. Sie sah auf einen Gegenstand herab, den sie in den Händen hielt; neben ihr auf dem Bartisch lag zusammengeknüllt das blaue Seidentuch, das sie in der Hand gehalten hatte. Als sie hörte, daß die Tür hinter ihrem Rücken sich öffnete, fuhr sie herum. »Wer ist da?« rief sie. Dann erkannte sie Garnet und sagte leiser: »Oh, du bist es.«
    Garnet sah ihr erstaunt ins Gesicht, das Ärger und Wut auszudrücken schien. »Störe ich dich?« fragte sie, »soll ich gehen?«
    »Nein«, antwortete Florinda, »komm nur herein. Ich brauche jemand, bei dem ich meine Wut loswerden kann. Dieser verdammte Narr! Dieser idiotische Wilde! Hier, guck dir an, was er mir gegeben hat.«
    Garnet nahm verwundert den ihr dargereichten Gegenstand; sie erinnerte sich nicht, jemals

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