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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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›Florinda‹ sagte, fühlte Garnet einen leichten Stich. Oliver hatte keinerlei Beziehung zu Florinda. Garnet hatte ihm ihre Geschichte erzählt, hatte von ihrer arbeitenden Mutter und ihrem seefahrenden Vater gesprochen und auch die Narben an Händen und Armen erwähnt. Oliver hatte sich höflich interessiert gezeigt, aber die Geschichte schien ihn nicht sehr zu bewegen. Er hatte auf seinen abenteuerlichen Fahrten wohl zu viele ungewöhnliche Menschen kennengelernt; Florinda war da nur eine von vielen. Garnet dachte noch immer mit warmen Gefühlen an die blonde Künstlerin, aber sie schwieg Oliver gegenüber von diesen Gefühlen, die er wohl kaum verstanden hätte. Sie lachte über die Darstellung New Yorks, wie es sich in den Köpfen der Kalifornienhändler malte. Oliver sagte:
    »Wenn du mit den Männern aus Los Angeles zusammentriffst, verschone sie mit Fragen nach ihrem Leben; dann wirst du ausgezeichnet mit ihnen auskommen.«
    »Du meinst, sie hätten alle eine etwas dunkle Vergangenheit?« sagte Garnet.
    Oliver zuckte die Achseln. »Nun, nicht alle, vermutlich. Aber es gibt da so etwas wie ein ungeschriebenes Gesetz. Männer, die es vorziehen, westlich von Santa Fé zu leben, fragt man nicht nach den Gründen, die sie dazu bewogen. Wollen sie, daß man sie kennt, werden sie selbst davon sprechen.«
    Ein Reiter kam von der Spitze der Karawane zurückgeritten. Vor Olivers Kutsche zügelte er sein Pferd.
    »Ja, Reynolds?« sagte Oliver.
    Der Mann machte Garnet eine leichte Verbeugung. »Wie geht es Ihnen, Mrs. Hale?« sagte er. Und zu Oliver gewandt: »Rabbit Ear Creek. Wir sind dabei, einen Korral zu bilden.«
    »Gut. Ist Wasser im Fluß?«
    »Nun, so so. Viel Gestrüpp. Werden hacken müssen.«
    »Danke, Reynolds«, sagte Oliver.
    Garnet seufzte erleichtert, und Reynolds grinste sie an. »Kann’s Ihnen nachfühlen, Madam«, sagte er. »Könnte auch einen Ochsen verspeisen.«
    Er grüßte kurz und ritt weiter rückwärts, um dem nächsten Kolonnenchef seine Meldung zu machen. Vom einen Ende des Wagenzuges zum anderen dröhnten jetzt die Rufe: »Rabbit Ear Creek! Korral!«
    Garnet kletterte über die Sitzlehne hinweg in das Wageninnere. Sie begann die vier Leinwandplanen herabzulassen. Das war der Auftakt zur Mittagsrast; vor ihr lagen drei gottgesegnete Stunden zum Essen und Ausruhen. Nachdem sie den Wagen in ein Privatkabinett verwandelt hatte, nahm sie den Sonnenhut ab und schüttelte ihr Haar, daß es lang herabfiel. Sie nahm die Waschschüssel aus dem Kasten heraus und wartete darauf, daß der Wagen halten möchte. Solange die Kutsche fuhr, hatte es keinen Sinn, die Schüssel zu füllen. Das Wasser würde immer wieder herausplanschen, und Wasser war kostbar; es durfte nicht vergeudet werden. Sie nützte die Zeit, da der Wagen noch rollte, um ihr Haar zu bürsten.
    Dann stand die Kutsche still. Garnet nahm die vordere Plane etwas beiseite und fragte: »In Ordnung, Oliver?«
    »In Ordnung. Laß mir etwas Wasser übrig.«
    Garnet ging durch das düstere Wageninnere nach hinten, nahm die Plane beiseite und tauchte ihren Eimer in die Wassertonne. Die Männer rannten draußen herum und veranstalteten ein Geschrei, als ob sie die Wagen zum erstenmal zur Mittagsrast zusammenstellten. Mr. Reynolds ritt vorbei und winkte ihr einen Gruß zu.
    Garnet winkte zurück, ließ die Plane herunter, befestigte sie und zog ihr Kleid aus. Dann wusch sie sich, soweit die schmale Wasserration den Luxus gestattete. Sie flocht ihr Haar in zwei feste Zöpfe, die sie sich um den Kopf wand. Kokette Löckchen hatten auf dieser Reise keinen Sinn; sie fingen nur den Staub auf. Nachdem sie sich wieder angekleidet hatte, rollte sie die Seitenplanen der Kutsche wieder auf und kletterte hinaus, um das Seifenwasser auszuschütten. Sie stand, die Ellbogen auf eins der Räder gestützt, und sah den Männern zu, die dabei waren, den Korral fertigzumachen.
    In Viererreihen kamen die großen Planwagen heran. Dicht am Fluß hielten sie und warteten, bis die leichteren Gefährte sich zu einer Gruppe zusammengeschlossen hatten. Danach manövrierten die Ochsentreiber mit den großen Güterwagen so lange, bis aus den vier Reihen die vier Seiten eines Karrees gebildet waren, das die Kutschen und die leichteren Gepäckwagen gleich einer Burgmauer umschloß. Nun spannten die Männer die Ochsen aus und verbanden die einzelnen Fahrzeuge der Wagenburg mit schweren Ketten. Der Korral, die kleine Präriefestung, war fertig. Innerhalb der vier Wände waren

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