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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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nicht irgend etwas trinken?« Sie wies auf die Flaschenbatterien an der Wand. »Roter Wein, weißer Wein, Aguardiente – er hat alles da.«
    Oliver lehnte ab. »Wir haben gerade erst zu Mittag gegessen«, sagte er, »aber darf ich Ihnen etwas einschenken?«
    »O nein, danke, ich trinke nicht.« Florinda setzte sich in die Ecke. Sie sah zu Boden und spielte mit den Fingern an der Tischschublade. »Ich hoffe, Sie sind nicht böse, mich hier in Santa Fé vorzufinden«, sagte sie.
    »Natürlich nicht«, sagte Oliver, und Garnet setzte hinzu: »Ich bin noch immer sprachlos vor Freude, Sie wiedergefunden zu haben. Wie kommen Sie nur auf den Gedanken, wir könnten böse darüber sein?«
    »Nun – es wäre immerhin denkbar gewesen. Ich möchte nicht, daß Sie auf den Gedanken kommen, ich wollte mich an Ihre Rockschöße hängen und erwartete, daß Sie sich weiter um mich kümmern.«
    »Ich habe nicht im Traum daran gedacht«, sagte Oliver.
    »Ach – das macht mich froh«, seufzte Florinda. »Sehen Sie«, fuhr sie fort, »ich habe Bartlett nicht gesagt, daß ich Sie kenne. Daran, daß ich heute mit Ihnen gesprochen habe, wird er sich nicht erinnern. Deshalb – wenn es Ihnen lieber ist, daß niemand von unserer früheren Bekanntschaft weiß – mir ist es recht. Ich werde Ihnen gewiß nicht im geringsten lästig fallen.«
    »Aber um Himmels willen, Florinda«, sagte Oliver, »erzählen Sie Bartlett meinetwegen, was Sie wollen. Ich habe nicht das geringste dagegen, daß er weiß, was damals in New Orleans geschah. Und ich bin sicher, Garnet hat auch nichts dagegen.«
    »Ganz gewiß nicht«, sagte Garnet. Oliver fragte:
    »Haben Sie den ganzen Weg mit Bartlett zusammen gemacht?«
    Florinda nickte. »Er fragte mich, ob ich ihn hierher begleiten und im Herbst mit ihm nach St. Louis zurückgehen wolle.«
    »Ich wußte nicht, daß Sie einen der Santa-Fé-Händler kannten«, sagte Garnet.
    »Oh«, versetzte Florinda, »damals kannte ich ja auch keinen. Ich hatte bis zu dem Tage, da ich Sie und Oliver traf, noch nie etwas von Santa-Fé-Händlern gehört. Ich bin ihm auf dem Schiff begegnet.« Ein verschmitztes kleines Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. »Da ist noch einiges, was ich gern mit Ihnen besprochen hätte«, sagte sie. »Oliver, ist Mr. Bartlett ein sehr guter Freund von Ihnen?«
    »Bewahre, nein«, antwortete Oliver. »Ich habe ihn seit ein paar Jahren jeden Sommer hier getroffen, wenn ich von Los Angeles nach Santa Fé kam; das ist alles.«
    Florinda beschäftigte sich mit den Blumen in dem roten Krug. »Dann – wenn er nicht ganz so viel über mich weiß wie Sie – würden Sie es nicht für Ihre Pflicht halten, es ihm zu erzählen?« fragte sie leise.
    Oliver zuckte die Achseln. »Meine liebe Florinda«, sagte er, »ich habe keinerlei Pflichtgefühl gegenüber dem Diakon Bartlett. Ich gedenke ihm nicht das geringste zu erzählen.«
    »Ich danke Ihnen, Oliver. Es ist wundervoll. Ich dachte zwar nicht, daß Sie es ihm sagen würden, aber jetzt bin ich ganz beruhigt deswegen.«
    »Was möchten Sie vor ihm verschwiegen haben?« fragte Oliver.
    Florinda ließ ein kleines verlegenes Lachen hören. Sie sagte: »Sehen Sie, Oliver. Bartlett ahnt nicht, daß ich – so etwas jemals zuvor getan habe.« Oliver grinste.
    »Ich habe mir sehr viel Mühe mit ihm gegeben«, sagte Florinda. »Während der ganzen Fahrt habe ich ihn unterhalten, habe seine Kleider ausgebessert und gewaschen, wenn genug Wasser da war, und seit wir in Santa Fé sind, habe ich ihn zu Bett gebracht, wenn er betrunken war, habe ihm kalte Umschläge gemacht und ihn am nächsten Morgen gepflegt. Ich glaube, daß er sich recht glücklich fühlt. Ich habe ihm nichts zuleide getan.«
    »Mein liebes Mädchen, ich wäre nie auf den Gedanken verfallen, Sie könnten ihm etwas zuleide getan haben«, lachte Oliver. »Ich kann mir vorstellen, daß er sehr glücklich ist.«
    Garnet mußte unwillkürlich lachen. Sie wollte es gar nicht; aber das ging ihr immer so: wenn sie mit Florinda zusammen war, mußte sie über Dinge lachen, die ihr früher bitterernst erschienen waren.
    »Vielleicht sollte ich Ihnen erklären, wie es dazu kam«, sagte Florinda. »Oliver, haben Sie etwas dagegen, daß ich in Garnets Gegenwart über solche Dinge spreche?«
    »Aber durchaus nicht«, entgegnete Oliver, und Garnet rief: »O Florinda, wenn Sie es nicht erzählen, werde ich vor Neugier sterben. Mr. Bartlett weiß nicht, daß Sie der gefeierte Star des ›Schmuckkasten‹

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