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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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sprechen doch sicher Spanisch?«
    Aus dem Haus drangen Schnarchlaute. Garnet sah Florinda über die Schulter. In dem kleinen Zimmer hinter der Tür saß der Diakon Bartlett auf der Wandbank. Sein Kopf lag auf dem davorstehenden Tisch. Er schlief.
    Dreizehntes Kapitel
    »Bitte helfen Sie mir, die Burschen loszuwerden«, bat Florinda. »Sagen Sie ihnen, mit Mr. Bartlett sei jetzt alles in Ordnung; sie brauchten sich nicht mehr um ihn zu kümmern. Außerdem hätte ich ihnen alles Geld gegeben, das ich bei mir habe.«
    Oliver wandte sich den jungen Leuten zu. Garnet, noch immer fassungslos, keuchte: »Nun sagen Sie mir, Florinda, wie, um alles in der Welt, kommen Sie hierher?«
    »Durch die Prärie und über die Hochebene, meine Liebe. Eine Woche vor Ihnen. Ja, Oliver, wollen die Burschen noch was?«
    Oliver lachte: »Sie wollen allerdings noch was. Kein Geld. Sie finden sich reichlich bezahlt. Aber sie möchten Ihr Haar sehen.«
    »Ratten und Teufel!« sagte Florinda; sie war Wünschen dieser Art wohl schon öfter begegnet.
    »Die Burschen haben gehört, Sie hätten Haar von der Farbe reifer Maiskolben«, sagte Oliver. »Das kommt ihnen phantastisch vor, und sie wollen nicht weggehen, bis sie es selbst gesehen haben.«
    »Ja, es ist ein Kreuz«, seufzte Florinda. »Alle Leute wollen sich davon überzeugen, ob mein Haar auch wirklich auf meinem Kopf gewachsen ist. Sagen Sie ihnen, sie sollten es sehen, aber sie dürften es nicht anfassen.«
    Oliver übersetzte; die Burschen grinsten und rissen die Augen auf, als Florinda den Schal zurückwarf, die Haarnadeln löste und ihre Haar lang herabwallen ließ. Sie stießen unartikulierte Rufe der Bewunderung aus. Florinda ließ sie eine Zeitlang staunen und wandte sich dann ab, Garnet ins Haus hineinziehend. Die Tür war niedrig; sie mußten sich bücken.
    Das Zimmer war klein und ziemlich dunkel; es hatte nur ein Fenster in der dicken Ziegelsteinmauer. Mr. Bartlett hatte sich inzwischen der Länge nach auf der Wandbank ausgestreckt, sein Kopf lag noch immer auf dem Tisch; er schnarchte friedlich. Florinda warf ihren Schal auf den Tisch; sie schenkte dem Schlafenden keinerlei Aufmerksamkeit. Sie ließ ein ärgerliches Lachen hören, während sie ihr Haar wieder aufsteckte.
    »Ich wage es nicht, die Tür zu öffnen, ohne den Schal umzubinden«, sagte sie. »Und auf der Straße erst – ich fühle die Blicke förmlich von allen Seiten. Es ist wahrhaftig, als hätte ich drei Beine und einen Schwanz. Schönen Dank, Oliver«, setzte sie hinzu, als der Angeredete hereinkam und die Tür hinter sich schloß. »Sind die Burschen fort?«
    Er nickte. »Nehmen Sie ihnen die Neugier nicht übel. Sie haben zwar schon flachshaarige Männer gesehen, aber Männer tragen ihr Haar ja kurzgeschnitten. Eine blonde Haarflut wie die Ihre ist ihnen nie vor die Augen gekommen.«
    Florinda seufzte. »Ich war zeit meines Lebens eine auffällige Person«, sagte sie. »Aber ich mußte erst in diese abgelegene Wüstenei kommen, um festzustellen, daß ich eine Laune der Schöpfung bin.« Sie steckte die letzte Haarnadel fest.
    Garnet biß sich auf den Daumen und warf furchtsame Blicke auf den schnarchenden Mr. Bartlett. Bis auf die beiden Männer, die sie in dem Hotel in New Orleans belästigt hatten, war sie nie in so nahe Berührung mit einem betrunkenen Mann gekommen. »Florinda«, flüsterte sie, »ist er – ist er vielleicht krank?«
    Florinda trat auf den Schlafenden zu und versetzte ihm einen sanften Stoß mit dem Finger. Es sah aus, als rühre sie Teig an und wolle sich überzeugen, ob er genug gegangen sei. Mr. Bartlett regte sich nicht.
    »Wollen Sie ihn hier liegenlassen?« fragte Garnet zweifelnd. Sie fürchtete, Bartlett könne ohne Bewußtsein sein; andererseits fühlte sie sich durch seine Gegenwart geängstigt.
    »Ich werde ihn aus dem Wege schaffen«, versetzte Florinda gleichmütig. »Würden Sie mir helfen, Oliver? Allein bringe ich ihn nicht weg.«
    »Selbstverständlich«, sagte Oliver.
    Florinda öffnete eine Tür, die ins Schlafzimmer führte. Dann hoben Oliver und sie den Betrunkenen auf und schafften ihn hinein. Garnet hörte Florinda nebenan kichern; sie schien nicht im geringsten über Mr. Bartletts Zustand beunruhigt. Im Gegenteil, sie schien ihn spaßig zu finden.
    Garnet setzte sich auf die Wandbank und sah sich um. Auch hier gab es außer der Bank, dem Tisch und einer Kiste, die vermutlich Kleider enthielt, keinerlei Möbel. Dafür standen ganze Batterien von Flaschen in einer

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