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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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einen Augenblick warten, bis sie weg sind.«
    Oliver zog sie in den Schatten der Hauswand zurück. Die beiden mexikanischen Burschen lachten und schwätzten; der augenrollende und gestikulierende Amerikaner schien sie zu amüsieren. Er begann jetzt zu singen, aber es waren nur unartikulierte Laute vernehmbar, Wort und Melodie waren nicht zu erkennen.
    Oliver warf einen Blick auf den Mann und brach plötzlich in Lachen aus. »Nun sieh dir das an«, sagte er. »Es ist wahrhaftig der Diakon Bartlett. Das hätte ich mir denken können.«
    »Diakon?« rief Garnet entsetzt; »dieser betrunkene Kerl soll ein Diakon sein?«
    »Er ist der Stolz von St. Louis, sage ich dir«, lachte Oliver. »Er kam vor etwa einer Woche mit seinen Wagen hier an.«
    Der Diakon Bartlett hatte seine Singversuche eingestellt; er sprach auf die beiden Mexikaner ein, aber die verstanden offensichtlich kein Wort.
    »Ich glaube, ich muß ihm helfen«, sagte Oliver.
    »Du wirst doch nicht mit ihm sprechen wollen – in der Verfassung, in der er sich befindet?«
    »Warum sollte ich nicht? Du siehst ja, er hat sein bißchen Spanisch vergessen; er hat ohnehin nie viel gekonnt. He, Señores!« rief er, auf die Gruppe zugehend; die beiden Burschen mühten sich eben, den Diakon davor zu bewahren, in einen Bewässerungsgraben hineinzustolpern.
    Es gab eine kurze, schnell geführte Unterhaltung in spanischer Sprache, dann wandte sich Oliver wieder Garnet zu.
    »Bartlett will sie dafür bezahlen, daß sie ihn nach Hause bringen«, sagte er. »Sie konnten aber nicht herausbekommen, wo er wohnt; nun habe ich es ihnen gesagt. Es ist da drüben in einer Seitenstraße.« Er wies mit der Hand. »Er wohnt dort immer, wenn er in Santa Fé ist; die Leute, bei denen er logiert, heißen Moro. Er bevorzugt diese Wohnung wahrscheinlich, weil sie so nahe bei der Fonda ist. Komm, laß uns sehen, ob sie ihn richtig hinbringen.« Sie ließen Bartlett und seinen Begleitern den Vortritt und folgten ihnen in einigem Abstand. Die Straße war von kleinen Häusern aus ungebrannten Ziegeln gebaut. »Das Haus, in dem wir wohnen, ist viel schöner«, sagte Garnet.
    »Gewiß«, antwortete Oliver. »Die Silvas sind auch eine angesehene Familie. Sie würden einen Mann wie Bartlett nie aufgenommen haben. Die Moros finden sich seit Jahren mit seinen Gewohnheiten ab; sie brauchen die Miete.«
    Die beiden Mexikaner standen jetzt vor einem der Häuschen. Sie hatten den Betrunkenen hineinbefördert und standen nun da und schwatzten mit jemand, der sich im Hause befand. Als Garnet und Oliver sich näherten, vernahmen sie von drinnen eine weibliche Stimme.
    »Gracias, Señores«, sagte die Stimme, »el Señores – es – oh verdammt! No hablo espagnol, no comprendo espagnol! Überhaupt, mir reicht es jetzt; hört auf mit dem Gekicher und macht, daß ihr nach Hause kommt! No tengo mas dinero – versteht ihr das nicht? Hölle und Schinkenspeck! Schert euch zum Teufel!«
    Garnet preßte Olivers Arm und begann zu keuchen. Sie kannte diese Stimme; sie kannte sie ganz genau, sie war unverkennbar. Aber auch Oliver schien sie bekannt vorzukommen. Er rief:
    »Großer Gott, Garnet, nun sage bloß noch, daß das unsere Mondscheinblondine ist!«
    Garnet löste sich aus seinem Arm und lief auf die beiden Mexikaner zu. Neben ihnen stehend, sperrte sie unwillkürlich den Mund auf. Das Erstaunen nahm ihr die Sprache. In der Tür des kleinen dunklen Hauses stand – Florinda.
    Florinda trug ein blaues Kattunkleid und einen schwarzen Schal über dem Kopf, den sie unter dem Kinn zusammenhielt. In ihrem Gesicht stand ein etwas hilfloses Lachen. Oliver war Garnet gefolgt, und nun erblickte Florinda die beiden. Sie streckte ihnen beide Hände entgegen, die in schwarzen Seidenhandschuhen steckten, die die Finger freiließen.
    »Oh, ihr Süßen!« rief sie, »wie gut, daß ihr da seid! In meinem ganzen Leben war ich nie so froh, jemand wiederzusehen. Kommt herein!«
    Garnet eilte die wenigen Stufen hinauf. Florinda legte ihr den Arm um die Taille und drückte sie an sich. Augenscheinlich war sie gar nicht überrascht, sie zu sehen, und das war verständlich, denn sie wußte ja, daß Oliver und Garnet mit dem großen Treck nach Santa Fé kommen würden. Garnet indessen war so verblüfft, daß ihr der Kopf schwirrte. Oliver stand vor der Treppe, wo sich die beiden jungen Mexikaner noch immer herumdrückten. Auch Florinda schien einstweilen noch mit dem vorausgegangenen Problem beschäftigt; sie sagte: »Oliver, Sie

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